Porträt

Marsha P. Johnson

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Marsha P. Johnson war eine schwarze Drag-Queen, die als Ikone der LGBTQI+ Bewegung gilt. Sie war maßgeblich bei den Stonewall-Unruhen beteiligt, die als Geburtsstunde des “Pride” gelten. Anlässlich des Pride Months stellt Magdalena Kellermann “Saint Marsha” vor:

Eine schwarze Drag Queen mit buntem Make-Up, High-Heels aus Plastik und Blumenkränzen in den Haaren – das ist Marsha P. Johnson. Geboren am 24. August 1945 in New Jersey, geben ihre Eltern ihr den Namen Malcolm Michael Jr. Aber bereits mit fünf Jahren trägt Marsha gerne Frauenkleider und passt nicht in die damaligen Vorstellungen von dem, was als „normal“ für eine männlich gelesene Person gilt.  

Neuanfang in New York

Als Jugendliche und mit gerade einmal 15 Dollar in der Tasche zieht es Marsha nach Greenwich Village, einem Schwulen- und Lesbenviertel in New York. Hier legt Marsha ihre männliche Identität ab. Sie lässt ihren Namen amtlich in Marsha P. Johnson ändern und trägt von da an ausschließlich Frauenkleidung.  

Sie nutzt weibliche Pronomen, bezeichnet sich als Drag Queen und Transvestitin und versteht sich als homosexuell. Heute würde man Marsha vermutlich als Trans-Frau bezeichnen, aber zu dieser Zeit gab es den Begriff noch nicht. 

Trotz der fortschrittlichen Ansätze in New York hat Marsha es dort nicht leicht. Sie ist mehrfach obdachlos und arbeitet unter dem Namen „Black Marsha“ als Prostituierte, wobei sie teilweise in lebensgefährliche Situationen gerät.  

“I got my civil rights!”

In der Zeit von Rassentrennung, Kaltem Krieg und Homophobie kommt es im New York der 60er Jahre immer wieder zu gewalttätigen Razzien in Schwulenlokalen. 

Bei einer dieser Razzien im Schwulenclub The Stonewall Inn ist Marsha vor Ort. Als sie sieht, wie die Polizei einige der Besucher:innen verhaftet, ruft sie „I got my civil rights!“ – „Ich habe meine Bürgerrechte!“ und wirft ihr Shotglas gegen einen Spiegel. Der Wurf geht in die Geschichte ein – als „the shot glass heard around the world“. 

Es markiert den Beginn des Stonewall-Aufstandes, bei dem sich die Anwohner:innen rund um die Christopher Street tagelang teils gewalttätige Auseinandersetzungen mit der Polizei liefern – und Marsha P. Johnson ist an vorderster Front dabei.  

Nach den Unruhen bricht ein neues Zeitalter für die LGBTQI+ Bewegung an: Es bilden sich Vereinigungen und es gibt erste Pride-Parades. Gemeinsam mit ihrer Freundin Sylvia Rivera gründet Marsha die Aktivismusgruppe STAR – die Street Transvestite Action Revolutionaries, mit der sie queere, obdachlose Jugendliche unterstützen. Ihre auffällige Erscheinung und Hilfsbereitschaft machen sie im ganzen Greenwich Village bekannt und die Menschen im Viertel nennen sie „Queen Mother“ oder auch „Saint Marsha“. 

Eine zeitlose Ikone

Im Juli 1992 wird ihr lebloser Körper im Hudson River aufgefunden. Die Umstände von Johnsons Tod sind bis heute unklar. Die Polizei stuft ihren Tod zunächst als Selbstmord ein, Freund:innen und Bekannte äußern allerdings Zweifel an dieser Einordnung. 2002 macht die Polizei die Einstufung rückgängig. Marshas Tod gilt seitdem als „ungeklärt“. 

Auch heute – 30 Jahre nach ihrem Tod gilt Marsha P. Johnson als Ikone der LGBTQI+ Bewegung und ist eine Inspiration für queere Menschen auf der ganzen Welt.