Geocaching

Mal eben eine andere Realität

/ / Bild: M94.5 / Sandra Terme

Der Antrieb hat durch sich den Zwangsruhe-Arbeits-Wischwasch vermutlich ins Basis-Notprogramm geschaltet. Aber es tut verdammt gut trotzdem mal kurz raus in die Natur zu kommen. Es gibt nämlich eine Art digitale Schnitzeljagd in der realen Welt, die du auch ganz alleine bestreiten kannst.

Homeoffice: Die Schrittzahl über den Tag hinweg beläuft sich auf ein Minimum zwischen Küche, Laptop, Fernseher und Bad. Gefrühstückt wird mal eben mit einer Tasse Kaffee während der Laptop hochfährt. Mittagessen einfach schnell nebenbei und dann weiterarbeiten. 18:00 Uhr – endlich Feierabend. Jetzt noch schnell in die Küche und Abendessen. Ach wo – das geht auch während des abendlichen Serienmarathon auf der Couch. Doch irgendwann geht es einfach nicht mehr. Alles fängt sich an zu drehen. Die Luft zum Atmen wird auch ohne Erkältungssymptome immer knapper und die Gedanken fangen an im Kreis zu tanzen. Du musst raus! Immerhin heißt es auf der Seite der bayerischen Staatsregierung auch, dass “Sport und Bewegung an der frischen Luft, allerdings ausschließlich alleine oder mit Angehörigen des eigenen Hausstandes und ohne jede sonstige Gruppenbildung” in Ordnung sei. Schnell grätscht da aber schon die Motivation dazwischen: “Spaziergang? Wie langweilig ist das denn?”

Geocaching

Es braucht also Abwechslung! Wie wäre es da mit Geocaching? 

“Geocaching? Was ist denn das?!”

Das lässt sich zum Teil schon aus dem Wort ableiten: “Geo” lässt sich dabei aus dem Griechischen ableiten und bedeutet “Erde”. “Cache” ist Englisch und kann als “Verstecken”, oder auch als “geheimes Lager” übersetzt werden. Die Community dazu nennt sich “Geocacher”. Die Logik dahinter klingt absurd, aber gleichzeitig auch simpel: Die User verstecken Dosen, sogenannte Geocaches verschiedenster Größen auf der ganzen Erde. Die Caches können dann mithilfe von Hinweisen auf der Website in der realen Welt gefunden werden. Dazu musst du dich auf der Seite von Geocaching anmelden und dir als Geocacher einen Nickname geben. Manchmal muss der Sucher nur angegebenen GPS-Koordinaten folgen, manchmal müssen erst bizarre Rätsel gelöst werden, um die entsprechenden Koordinaten zu ertüfteln. Es geht also um eine Art GPS-Schnitzeljagd. 

Internet goes Reality

Nach der Onlinerecherche geht es dann an die digitale Schnitzeljagd in der realen Welt. Die Ausrüstung für die Abenteuerjagd besteht aus mindestens einem Handy, oder GPS Gerät, einem Stift und ggf. Papier für Notizen. So folgst du dann bei sogenannten Multicaches beispielsweise einem Hinweis nach dem anderen. Bei traditionellen Geocaches findest du das Ziel gleich an den auf der Website angegebenen Koordinaten: Dort findest du nach etwas Suche einen Behälter, den Cache. Das kann zum Beispiel eine Filmdose, eine ausgehöhlte Schraube, ein Baumpilz aus Plastik, eine alte Munitionskiste, oder einfach nur eine Tupperdose sein. In den größeren Caches findest du oft kleine Gegenstände zum Tauschen. Meistens handelt es sich dabei um Überraschungseifiguren, oder anderen Kleinigkeiten. Was aber in keinem Cache fehlen darf, ist sein Herzstück: Ein Logbuch, in das du deinen Geocaching-Nicknamen einträgst, das Datum und die Uhrzeit an dem du den Cache gefunden hast. Hiervon gibt es je nach Größe des Caches kleinere Logbücher, die eigentlich nur ein zusammengerollter Papierstreifen sind, oder auch richtige Bücher. Gerade bei den größeren Logbüchern freuen sich die Ersteller des Caches immer, wenn etwas mehr hinein geschrieben wurde und sich für ihre Arbeit bedankt wird.


Im Anschluss versteckst du die Dose wieder da, wo du sie vorgefunden hast. Grundregel hierbei lautet: Lass dich nicht beobachten und verhalte dich unauffällig, damit die Geocaches lange am Leben bleiben und noch von vielen weiteren Geocachern gefunden werden können. Immerhin steckt hier meistens sehr viel Liebe und Arbeit von den Geocachern drin, die die Geocaches für andere zum suchen erstellen. Wieder zu Hause angekommen, teilst du dann dein kleines Abenteuer möglichst spoilerfrei.

Einmal eine komplett andere Realität zum Mitnehmen, bitte!

Bei den sogenannten Wherigo-Krimi-Geocaches kannst du dich ab und an auf eine etwas abstrusere Reise begeben. Hier verschwimmen Fiktion und Realität ganz im Stil von Alternate Reality Games zu einem Nebel voller Rätsel und Spuren. Es werden bewusst reale Ereignisse mit fiktiven vermischt und dadurch eine zweite, alternative Wirklichkeit konstruiert. Oft ist es kaum zu unterscheiden welche Hinweise aus der realen Welt stammen, und welche eigens für das Spiel erstellt wurden. 

Das Spiel beginnt in der Regel, indem du online einen Auftrag erhältst, dem du beginnst zu folgen. Von nun an hangelst du dich immer weiter von einem Geschehnis zum nächsten, lernst fiktive Charaktere kennen, unterhältst dich mit ihnen, findest neue Hinweise und tauchst Stück für Stück weiter in die fremde Welt ein. Am Ende hast du hoffentlich die Verschwörung, den Mord, oder zumindest die Geschichte aufgeklärt. Und zusätzlich findest du natürlich eine Dose mit Logbuch, in das du dich einträgst. Auch hier gilt – bitte wieder gut verstecken.

Vielleicht bringt dich die ungewöhnliche Situation so zu einem ungewöhnlichen Abenteuer.