Krebsfrüherkennung

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Fast jeder zweite Mensch in Deutschland erkrankt in seinem Leben an Krebs. Je nach Krebsart gibt es unterschiedliche Heilungschancen. Aber eine Sache gilt für jede Form von Krebs: Je früher er entdeckt wird, desto besser! Frühzeitig Krebs erkennen kann Leben retten. Welche Untersuchungen gibt es zur Krebsfrüherkennung in Deutschland? In welchem Alter sollte man sie wahrnehmen? Und wann zahlt die Krankenkasse? Eine Übersicht.

Bevor es losgeht, ist es wichtig, kurz zwei Begriffe nochmal genau zu betrachten, die oft ein bisschen durcheinander gebracht werden. Da gibt es einmal die Krebsvorsorge und die Krebsfrüherkennung. “Vorsorge” meint, das Krebsrisiko durch Verhalten zu reduzieren. Also zum Beispiel auf eine gesunde Lebensweise achten, auf Zigaretten, Alkohol und Co. verzichten und statt zu Fastfood lieber ins Gemüseregal greifen. Es gibt verschiedene Möglichkeiten der Prävention aber letztendlich geht es darum Krebs vorzubeugen. Der Krebs ist also noch nicht da – oder noch nicht entdeckt. Und jetzt kommt die “Früherkennung” ins Spiel. Die Krebsfrüherkennung meint alle Maßnahmen, die dazu dienen, Krebs zu erkennen. Und zwar im besten Fall bevor sich Symptome bemerkbar machen und der Krebs ein fortgeschrittenes Stadium erreicht.

Regelmäßige Untersuchungen sind bei der Krebsfrüherkennung entscheidend.
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Die Big Five der Krebsfrüherkennung

Es gibt eine Vielzahl an unterschiedlichen Krebsarten und in jedem Lebensabschnitt ändert sich das Risiko an den verschiedenen Krebsarten zu erkranken. Laut dem Krebsinformationsdienst (KID) des Deutschen Krebsforschungszentrum (dkfz) ist beispielsweise bei Männern vor allem im jungen und mittleren Alter das Risiko an Hodenkrebs zu erkranken am höchsten, während Männer ab dem mittleren Alter eher von Prostatakrebs betroffen sind. Mit steigendem Alter steigt außerdem das Risiko für Lungen- und Darmkrebs. Bei Frauen ist zwischen 20 und 29 Hautkrebs die häufigste Krebserkrankung, aber wenn die 30er losgehen, steigt auch das Risiko mit zunehmendem Alter an, an Brustkrebs zu erkranken. Vor allem bei Frauen im mittleren Alter ist Gebärmutterhalskrebs eine häufigere Krebsart. Wie auch bei Männern besteht mit steigendem Alter ein höheres Risiko, Lungen- oder Darmkrebs diagnostiziert zu bekommen.

Da haben wir sie: die Big Five der Krebsfrüherkennung: Prostatakrebs, Gebärmutterhalskrebs, Brustkrebs, Darmkrebs, und Hautkrebs. Auch Lungenkrebs und Hodenkrebs sind häufig auftretende Krebsarten, allerdings gibt es hierfür keine speziellen Untersuchungen zur Früherkennung. Bezüglich Lungenkrebs empfiehlt das Deutsche Krebsforschungszentrum (dkfz) ein Screening nur bei Personen mit erhöhtem Risiko, da die dort eingesetzte strahlenarme Computertomographie unter anderem durch regelmäßige Wiederholung möglicherweise selbst krebsauslösend sein kann. Andere Untersuchungen sind derzeit nicht zur Früherkennung für flächendeckende Reihenuntersuchungen im Einsatz.

Hodenkrebs: Selbst-Check

Für Hodenkrebs gibt es ebenfalls keine spezielle Früherkennungsuntersuchung, allerdings empfiehlt die Deutsche Krebsgesellschaft regelmäßig eine Selbstuntersuchung durchzuführen. Und das geht so: Den Hodensack mit beiden Handflächen halten und die Daumen und die Finger beider Hände zum Abtasten der Hoden benutzen. Beim Abtasten der einzelnen Hoden ist es wichtig, auf Schwellungen, leichte Vergrößerung oder Änderung der Festigkeit zu achten. Außerdem ist es wichtig, auf Alarmsignale zu achten und direkt einen Arzt oder eine Ärztin aufzusuchen, wenn einer der folgenden Zustände eintritt:

  • eine tastbare, schmerzlose Verhärtung im Hoden
  • eine Schwellung oder Schmerzen im Hodenbereich
  • ein Schweregefühl oder ein Ziehen im Hoden oder in der Leiste
  • ein Anschwellen oder Schmerzhaftigkeit der Brustdrüsen (einer oder beider Brüste)

Zusätzliche Schmerzen im Rücken, die durch das Anschwellen der Lymphknoten im hinteren Bauchraum hervorgerufen werden, können auf eine fortgeschrittene Erkrankung hinweisen. Je früher Hodenkrebs erkannt wird, desto einfacher ist die Behandlung und desto besser sind die Heilungschancen!

Prostatakrebs: Lass Dich Checken!

Da Prostatakrebs bei unter 40-jährigen fast gar nicht vorkommt wird die Früherkennungsuntersuchung erst ab 45 Jahren empfohlen. Bei folgenden Symptomen ist ein Arztbesuch laut der Deutschen Krebsgesellschaft allerding vor dem Alter 45 ratsam, auch wenn es sich in den meisten Fällen um Symptome einer gutartigen Prostatavergrößerung handelt:

  • vermehrter Harndrang, insbesondere nachts 
  • Schwierigkeiten zu Beginn des Urinierens 
  • Unfähigkeit zu Urinieren (Harnverhaltung) 
  • schwacher oder unterbrochener Harnfluss 
  • Schmerzhafte Ejakulation 
  • Blut im Urin oder in der Samenflüssigkeit 
  • Schmerzen in der Prostata 
  • starke Schmerzen im unteren Rückenbereich (Kreuzgegend), in Becken, Hüften oder Oberschenkeln (Ischiasschmerzen) 
  • weniger starke Erektion oder Impotenz 
  • verminderter Samenerguss

Die jährliche Tastuntersuchung zur Früherkennung von Prostatakrebs wird für Männer ab 45 Jahren von der gesetzlichen Krankenkasse übernommen. Hierbei wird vom Enddarm aus die Prostata abgetastet. Es gibt außerdem einen Test auf das prostataspezifische Antigen (PSATest), für den eine Blutabnahme erforderlich ist. Der PSATest ist aber keine Kassenleistung. PSA ist ein Eiweiß, das nur die Prostata bildet. Ist der Wert erhöht, deutet das auf Veränderung der Prostata hin. Nur bei einem von vier Männern mit auffälligem Testergebnis ist die Ursache Krebs. Dieser Test kostet etwa 25 Euro und die Besprechung des Ergebnisses mit dem Arzt oder der Ärztin noch einmal weitere 20 Euro.

Gebärmutterhalskrebs – Nein Danke!

Kurz noch was zum Thema Vorsorge: Gegen Gebärmutterhalskrebs kann man sich impfen lassen. Beziehungsweise gegen die Humanen Papillomviren, kurz HP-Viren, die Gebärmutterhalskrebs auslösen können. Die Übertragung der Viren erfolgt hauptsächlich über Sexualkontakt, weshalb auch das Infektionsrisiko mit steigender Zahl der Sexualpartner steigt. Deshalb empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) die HPV-Impfung für alle Mädchen von neun bis 14 Jahren, um dem ersten Geschlechtsverkehr und damit einer möglichen Infektion mit HP-Viren zuvorzukommen. Auch nach dem 14. Lebensjahr ist es sinnvoll versäumte Impfungen nachzuholen.

Zur Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs kann in Deutschland laut dkfz jede gesetzlich krankenversicherte Frau ab 20 Jahren kostenlos einen Pap-Test in ihrer gynäkologischen Praxis durchführen lassen. Hier wird von dem Arzt oder der Ärztin eine gynäkologische Untersuchung vorgenommen, die aus der Untersuchung der äußeren und inneren Geschlechtsorgane besteht. Dazu kommt ein Zellabstrich vom Gebärmutterhals, um dort Zellveränderungen festzustellen. Außerdem gibt es seit Januar 2020 das Screening auf Gebärmutterhalskrebs für Frauen ab 35 Jahren. Es besteht aus einem zusätzlichen drei-jährlichen Test auf HP-Viren. Für privatversicherte Frauen sehen die Angebote normalerweise genauso aus.

Auch für Frauen gilt: bei Beschwerden, wie ungewohnten Blutungen oder Schmierblutungen, Schmerzen im Unterleib oder anderen Problemen … nicht bis zum nächsten Früherkennungstermin warten sondern gleich einen Termin bei dem:der Gynäkolog:in vereinbaren.

Brustkrebs: Selbst-Check und Mammographie

Für die Brüste gelten für Frauen die gleichen Regeln wie für die Hoden bei den Männern: Selbst Abtasten! Auch Männer können übrigens an Brustkrebs erkranken, wenn auch wesentlich seltener.

Tastuntersuchungen zur Früherkennung von Brustkrebs werden in Deutschland erst ab 30 Jahren von der Krankenkasse übernommen. Trotzdem ist es wichtig regelmäßig beide Brüste abzutasten oder abtasten zu lassen – auch vor 30. Wer noch nicht weiß, wie das geht, sollte beim nächsten Check-Up den:die Gynäkologi:in nach der richtigen Methode fragen. Um auf Brustkrebs zu untersuchen, werden die Brüste und die Lymphknoten im umliegenden Bereich der Achselhöhlen mit verschiedenen Handbewegungen abgetastet.

Außerdem erhalten Frauen laut dkfz innerhalb der ersten Monate nach dem 50. Geburstag eine persönliche Einladung zur Mammographie in einer zertifizierten Untersuchungseinrichtung. Eine Mammographie ist eine Röntgenuntersuchung der Brust und alle 2 Jahre bis zum 70. Geburtstag kassenpflichtig.

Wenn eines oder mehrere der folgende Symptome auftreten, verweist die Deutsche Krebsgesellschaft darauf, direkt ein:e Ärzt:in aufzusuchen.

  • Knoten in der Brust
  • Veränderung der Brustwarzen (Einsenkung der gesamten Brustwarze, Entzündungen, Hautveränderungen, Absonderungen, …)
  • Änderungen der Brustgröße
  • Hautauffälligkeiten
  • Schwellungen in der Achselhöhle

Darmkrebs: iFOBT und Endoskop

Darmkrebs stellt erst im höheren Alter ein erhöhtes Krebsrisiko dar, deshalb gibt es auch ab dem Alter von 50 Jahren für jede:n Versicherte:n Anspruch auf regelmäßige kassenpflichtige Untersuchungen zur Früherkennung von Darmkrebs.

Zum einen gibt es den sogenannten iFOBT. Das ist der immunologische Stuhltest, der Stuhl auf verstecktes Blut untersucht. Ab 50 Jahren können Männer und Frauen ihren Stuhl jährlich Untersuchen lassen, ab 55 Jahren alle 2 Jahre. Der iFOBT weist kleinste Blutmengen im Stuhl nach und kann so auf Darmtumore hinweisen. Die bluten nämlich häufiger als gesunde Darmschleimhaut.

Außerdem können Männer ab 50 Jahren und Frauen ab 55 Jahren laut dem Deutschen Krebsforschungszentrum (dkfz) eine Darmspiegelung in Anspruch nehmen. Diese ist zuverlässiger als der Stuhltest. Bei einer Darmspiegelung wird der Darm mit einem Endoskop von innen angeschaut und Krebsvorstufen die entdeckt werden, können bei der Untersuchung gleich entfernt werden. Diese Untersuchung wird bei einem unauffälligem Ergebnis nach frühestens zehn Jahren wiederholt.

Menschen, die ein erhöhtes Darmkrebsrisiko haben, sollten eventuell mit ihren Ärzt:innen besprechen, ob eine verfrühte regelmäßige Früherkennungsuntersuchung möglich ist. Außerdem sollte laut dkfz bei folgenden Beschwerden ein:e Ärzt:in aufgesucht werden.

  • Veränderte Stuhlgewohnheiten (besonders häufiger Stuhldrang, wiederholt Verstopfungen, ein Wechsel zwischen Verstopfung und Durchfall)
  • Auffälliger Stuhl (sichtbares Blut im Stuhl, Schleimbeimengungen, besonders übelriechender Stuhl oder bleistiftdünner Stuhl durch Verengungen im Darm)
  • Weitere Verdauungsbeschwerden (häufige, starke Darmgeräusche und Blähungen, Blähungen mit ungewolltem Stuhlabgang, häufige Übelkeit oder Völlegefühle trotz wenig Essen)
  • Schmerzen (Schmerzen beim Stuhlgang und krampfartige Bauchschmerzen unabhängig vom Stuhlgang)

Gerade Darmkrebs verursacht lange Zeit keine Symptome. Deshalb halten Experten des Deutschen Krebsforschungszentrums (dkfz) die Früherkennung für sehr wichtig.

Hautkrebs: lieber zu viel als zu wenig hinschauen

Screenings und Selbstuntersuchungen tragen zur Früherkennung von Hautkrebs bei.
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Hautkrebs ist auf jeden Fall eine Krebsart, bei der viel Prävention möglich ist. Zum Beispiel Eincremen mit Sonnencreme, Meiden der Mittagssonne, Solarien und so weiter. Aber auch Früherkennungsuntersuchungen sind empfehlenswert. Ab dem 35. Lebensjahr übernimmt die Krankenkasse die Kosten für ein Hautkrebsscreening alle zwei Jahre. (Benutzt die Ärztin oder der Arzt ein Auflichtmikroskop (Dermatoskop), wird dies nicht von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen und kann in Rechnung gestellt werden.) Das ärztliche Screening stellt eigentlich eine Ergänzung zu Selbstuntersuchung dar.

Weil man Hautkrebs in seinen Vorstufen nicht sehen und ertasten kann, ist es wichtig, die Haut regelmäßig selbst auf Veränderungen zu überprüfen. Am besten geht das im Tageslicht und mit der Unterstützung eines Spiegels oder einer weitere Person für die schwer inspizierbaren Hautstellen. Wichtig: zwischen den Fingern, Zehen und unter der Nägeln nachsehen und auch die Fußsohlen und den Kopf nicht vergessen. Vor allem bereits vorhandene oder neue Muttermale sollte auf Veränderungen beobachtet werden. Um Muttermale richtig einzuschätzen gibt es die ABCDE-Regel.

  • A wie Asymmetrie: ein (neuer) dunkler und ungleichmäßig geformter Hautfleck, also nicht gleichmäßig rund/oval/länglich
  • B wie Begrenzung: verwaschene, gezackte oder unebene und raue Ränder; ein dunkler Hautfleck wächst in gesunden Hautbereich
  • C wie Colour (engl. Farbe): unterschiedliche Färbungen, hellere und dunklere Bereiche in einem Pigmentmal – nicht gleichmäßig gefärbter Fleck, sondern mit rosa/grauen/schwarzen Punkten vermischt
  • D wie Durchmesser: der Durchmesser ist an der breitesten Stelle größer als 5 mm; Pigmentmale, die größer als 5mm im Durchmesser sind oder eine Halbkugelform haben
  • E wie Erhabenheit: wenn ein Muttermal mehr als einen Millimeter über das Hautniveau hinausragt und seine Oberfläche rau oder schuppend ist

Wenn mindestens eines der Merkmal zutrifft, sollte man laut der Deutschen Krebsgesellschaft einen Hautarzt oder eine Hautärztin aufsuchen. Lieber einmal mehr als einmal zu wenig!

Wer sich noch genauer informieren will, findet unter diesen Links weitere Informationen zu den genannten Krebsarten und ihren Früherkennungsuntersuchungen.

  • Allgemeine Möglichkeiten der Krebsfrüherkennung bei Mann und Frau:
    • https://www.bundesgesundheitsministerium.de/krebsfrueherkennung.html
    • https://www.leading-medicine-guide.de/diagnostik/krebsvorsorge#topics
  • Lungenkrebs:
    • https://www.krebsinformationsdienst.de/tumorarten/lungenkrebs/frueherkennung.php
  • Hodenkrebs
    • https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/krebsarten/andere-krebsarten/hodenkrebs/frueherkennung.html
  • Prostatakrebs
    • https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/krebsarten/prostatakrebs/frueherkennung.html
  • Gebärmutterhalskrebs
    • https://www.krebsinformationsdienst.de/tumorarten/gebaermutterhalskrebs/frueherkennung.php
    • https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/basis-informationen-krebs-allgemeine-informationen/hpv-impfung-gebaermutterhalskre.html
  • Brustkrebs
    • https://www.krebsinformationsdienst.de/tumorarten/brustkrebs/frueherkennung.php
    • https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/krebsarten/brustkrebs/symptome.html
    • https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/krebsarten/brustkrebs/brustkrebs-bei-maennern.html
  • Darmkrebs
    • https://www.krebsinformationsdienst.de/tumorarten/darmkrebs/frueherkennung.php
  • Lungenkrebs
    • https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/krebsarten/hautkrebs/frueherkennung.html