Mut zum Willen

Kann man Selbstdisziplin lernen?

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Homeoffice – was im ersten Moment nach selbstbestimmter und freier Arbeit klingt, kann auch eine Herausforderung sein. Die Struktur ist nicht vorgegeben, Dinge werden auf den nächsten Tag verschoben, die Eigendynamik des Teams fehlt. Da ist Selbstdisziplin gefragt. Doch ist es möglich, sich diese Selbstdisziplin anzueignen? 

Willenskraft und Selbstdisziplin

Laut einer Studie der AOK leiden 63,4 Prozent der Deutschen an Lustlosigkeit, wenn sie im Homeoffice arbeiten. Dabei muss es nicht mal unbedingt die Arbeit an sich sein, die abschreckt. In vielen anderen Bereichen, wie z.B. beim Lernen, Sport oder Ernährung scheitert es oft direkt am Anfang – quasi überhaupt den Startknopf zu drücken. Meistens schreckt nicht das eigentliche Ziel ab, sondern der Weg dorthin, der manchmal mühsam und langwierig wirken kann, besonders auf sich alleine gestellt. Es geht also auch um die eigene Willenskraft. Diese äußert sich in charakterlichen Merkmalen und ist abhängig von der Persönlichkeit. Das geht aus der Studie “Der Zusammenhang von Motivation und Volition” von Professor Dr. Waldemar Pelz, einem Experten für Führungskräfteentwicklung, hervor. Dennoch ist Selbstdisziplin nicht unveränderlich und kann durch gezieltes Training erlernt werden.  

Walter Michels Marshmallow-Experiment 

Willenskraft hat also einen großen Einfluss auf die Selbstdisziplin. Diese These wurde 2015 durch das Marshmallow-Experiment des Psychologen Walter Michels verifiziert. Der Ablauf dieses Experiments wurde in Werbungen, wie z.B. dem Kinder-Überraschungsei umgesetzt: Die Kinder dürfen entscheiden, ob sie die Süßigkeit sofort essen oder lieber warten wollen, um mehr zu bekommen. Im Laufe der Jahre konnte festgestellt werden, dass diejenigen, die gewartet haben, auch im späteren Leben erfolgreicher waren als die Kinder, die nicht widerstehen konnten. Selbstdisziplin zu erlernen ist also schwierig, wenn man schnell ungeduldig und abgelenkt wird.  

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Das Marshmallow-Experiment

Durch Sport disziplinierter werden  

Ist es also nur im frühen Lebensalter möglich, diszipliniert zu werden? Da Selbstdisziplin ein Verhaltensmuster ist, kann es jede*r erlernen. Dafür eignet sich zum Beispiel Sport. Alexander Eisenlauer, der ein duales Studium in Fitnesswissenschaft und Fitnessökönomie macht, betont, wie wichtig die kleinen Schritte sind, um den Erfolg zu sehen.  

Man muss sich am Anfang immer von neuem selber zwingen, Motivationsbilder zu schaffen und Ziele zu setzen. Doch nach den ersten Erfolgen wird es einfacher und man macht das Ganze auch freiwillig gerne.

Alexander Eisenlauer

Um die Selbstdisziplin beizubehalten, rät Alexander Eisenlauer, dass man sich das Ziel immer vor Augen halten muss. Das kann auch visuell geschehen, wie z.B. durch Fotos oder Collagen.  

Apps zur Selbstdisziplin 

Doch nicht jede*r kann sich für Sport begeistern oder schafft es, Selbstdisziplin beim Lernen oder Arbeiten beizubehalten. Hierfür eignen sich Apps, wie z.B. Forest. Diese App ist besonders für all diejenigen geeignet, die sich durch ihr Handy viel zu schnell ablenken lassen. Wer es schafft, für eine bestimmte Zeit nicht auf sein Handy zu schauen, wird mit einem Baum in seinem visuellen Wald belohnt. Bei einer bestimmten Anzahl von visuellen Bäumen wird ein richtiger Baum im Wald eingepflanzt. Das Ganze ist also auch noch für einen guten Zweck. Doch auch andere Apps, wie z.B. Goal Meter, Goalify oder Fabulous helfen, ein Ziel in kleinere Aufgaben zu unterteilen und diese auch im eigenen Terminkalender mit einzuplanen. 

Selbstdisziplin kann also erlernt werden und ist eher eine Frage des Trainings. Das kann durch Sport, eine strukturierte Planung oder mithilfe von Apps geschehen. Allen Möglichkeiten liegt zugrunde, sich auf die kleinen Schritte zu fokussieren, um langfristig Ziele zu erreichen.