Filmklassiker der Woche

Inception

/ / Bild: Warner Bros. France

Jedes Mal, wenn ich mich dazu entscheide, Inception anzuschauen (und das passiert jährlich), denke ich mir, dass ich den Film bereits viel zu gut kenne, als dass er mich aufs Neue packen könnte. Und jedes Mal liege ich falsch. Im Jahr 2020 feiert Christopher Nolans Actionstreifen seinen 10. Geburtstag und zählt jetzt schon zur Kategorie „Klassiker“. Das Zusammenspiel aus spektakulärer Handlung, grandiosen Darsteller*innen, zahlreichen ikonischen Szenen sowie dem wohl epischsten Soundtrack aller Zeiten machen Inception schlicht und einfach zu einem Meisterwerk.

Als ich meinen Vater vor vielen Jahren gefragt habe, worum es in Matrix (1999) gehe, meinte er nur: „Das kann man nicht beschreiben.“ Ähnlich geht es mir heute bei Inception. Dabei ist der eigentliche Kern der Handlung so simpel – und doch so kompliziert. Denn es muss „nur“ eine Idee in den Kopf von Robert Fisher (gespielt von Cillian Murphy) gepflanzt werden, damit er sein Erbe, das machtvolle Wirtschafts-Imperium seines Vaters, aufgibt. Das ist alles. Doch um das zu erreichen, braucht es wortwörtlich „Inception“. So heißt in Nolans SciFi-Universum der Vorgang, wenn man mithilfe von Träumen in das Unterbewusstsein von Menschen eindringt und eine Idee, also den Ansatz eines Gedanken, pflanzt. Denn mehr braucht es nicht, da der Verstand diese Idee von alleine weiter spinnt.

Der widerstandsfähigste Parasit ist eine Idee

Zum besseren Verständnis ein Beispiel aus dem Film: Wenn dir jemand sagt, du sollst nicht an Elefanten denken, woran denkst du dann? Richtig, an Elefanten. Das Problem: Du weißt, dass dieser Gedanke von jemand anderem kam. Bei Inception geht es darum, dass die Person, bei der eine Inception durchgeführt wird, nicht merkt, dass diese Idee gar nicht von ihr selber stammt. Sie braucht Hand und Fuß – und noch viele, viele Details mehr.

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Get ready to be blown away: Der Trailer zu Inception.

Doch es ist nicht nur diese Haupthandlung, die überzeugt. Hinzu kommen viele Figuren, unter anderem gespielt von Leonardo DiCaprio, Joseph Gordon-Levitt, Marion Cotillard, Tom Hardy, Ellen Page und (Nolan-Liebling und -Dauergast) Michael Caine. Auch ihre Geschichten werden teils mehr, teils weniger in die Haupthandlung integriert, die so eine unfassbare Komplexität erreicht. Alles basiert auf Träumen. Aber nicht dem klassischen „Das Sandmännchen war da, Augen zu und Gute Nacht!“, nein, sondern auf einem kontrollierten Träumen, bei dem jeweils eine Person Architekt*in des Traumes ist und diesen beliebig und gegen die Gesetze der Physik gestalten kann.

Auch mit von der Partie: Tom Hardy und Joseph Gordon-Levitt (Bild: Warner Bros. France).

Was die Gesetze von Filmen angeht, so macht sich Regisseur und Drehbuchautor Christopher Nolan seine eigenen – und bricht sie direkt wieder. Hände hoch, wer war alles beim ersten Mal Inception schauen komplett perplex und überrascht, als Cobb und Co. am Ende im Flugzeug aufwachen? Das hatte doch quasi jeder schon wieder vergessen. Und wer liebt nicht die verblüffenden Motive rund um Raum und Zeit? Als Ellen Page als Ariadne die Welt wortwörtlich hat auf dem Kopf stehen lassen? Oder als Cobb und Mal schon längst miteinander alt geworden sind? Christopher Nolan bleibt sich selbst treu und übertrifft regelmäßig die Erwartungen der Kinogänger*innen.

Alle Sinne bedient und begeistert

Doch das wohl Prägendste und Epischste an Inception ist die von Hans Zimmer komponierte Filmmusik. Allein der Titel „Time“ hat auf Spotify bereits über 170 Millionen Aufrufe und geht mehr als unter die Haut. Es ist wohl hauptsächlich der Musik zu verdanken, dass ich, auch nachdem ich Inception zahlreiche Male gesehen habe, noch immer rund die Hälfte der 148 Minuten Laufzeit mit Gänsehaut an den Bildschirm gefesselt verbringe. Oder wenn ich den Soundtrack einfach so höre. Funktioniert zum Einschlafen genauso gut wie zum Zocken, Spazieren gehen, Bahnfahren und Leben. (Tipp: Eine Playlist aus diversen Nolan-Filmen wie Interstellar, der Dark-Knight-Trilogie und Dunkirk erstellen und im Zufallsmodus hören!)

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Augen zu und zurücklehnen – und in eine andere Welt abtauchen. Das schafft Hans Zimmer mit dem Soundtrack zu Inception eindrucksvoll.

Nolan lässt nicht nach

Zum zehnjährigen Jubiläum kommt mit Tenet ein Nolan-Film in die Kinos, der in seinen Motiven, allen voran dem Thema Zeit, einmal mehr stark an Inception erinnert. Und vielleicht ist es auch nur der Fakt, dass Robert Pattionson im Tenet-Trailer ein kleines Bisschen wie ein junger Dom Cobb aussieht, aber Inception fühlt sich aktuell wie die perfekte Vorbereitung auf den ersten und vielleicht einzigen richtig großen Blockbuster des Kinojahrs 2020 an. Und womöglich ist ja sogar an den Gerüchten etwas dran, dass Tenet und Inception irgendwie im gleichen Universum spielen und sogar Prequels oder Sequels zueinander sein könnten.

Inception funktioniert, genau wie im Film selber, auf vielen verschiedenen Ebenen. Das Nolan’sche Rezept geht perfekt auf und sorgt für ein Meisterwerk, das wirklich alles bietet.
Danke an Christopher Nolan, nach Matrix ist Inception ein weiterer Film, der mich an unserer Existenz und unserem Dasein zweifeln lässt. Ob das nach Tenet wohl noch einmal der Fall sein wird?

Den Stream zu Inception bietet Sky kostenlos an, auf Amazon gibt es den Actionstreifen aktuell für 3,99€ zu kaufen oder leihen. Tenet kommt am 27. August 2020 in die deutschen Kinos.