Gendermedizin

Gleichbehandlung – Nein, danke!

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Ob Kopf-, Hals- oder Bauchschmerzen. Für jedes dieser alltäglichen Wehwehchen hat die Medizin ein passendes Medikament parat. Egal, ob Mann oder Frau, Medikamente sind ja für uns alle da. Doch ist das tatsächlich so?

Beobachtungsstudien haben bei bestimmten Medikamenten Unterschiede während der Behandlung von Männern und Frauen festgestellt. Zum Beispiel bei ACE Hemmern, die bei Herzkreislauferkrankungen eingesetzt werden, hat die Forschung schon ganz essenziell unterschiedliche Wirkungsweisen bemerkt. Das ist aber einer der wenigen Bereiche, der in der Gendermedizin gut erforscht ist.

Unterschiede zeigen sich erst in Behandlung

Doch warum zeigen sich die Unterschiede erst in der Behandlung am Patienten und nicht schon vorab in den Studien?

Das liegt daran, dass das weibliche Geschlecht in der Forschung von Medikamenten stark unterrepräsentiert und dadurch schlechter erforscht ist. Die Fachreferentin für Gendermedizin der Klinik München Dr. Hildegard Seidl erklärt wieso:

Das wird oft an Mäusen getestet, und eben an Mäusen die männlich und jung sind. Es ist schon so, dass die weiblichen Mäuse quer schlagen und die Ergebnisse verfälschen, weil eben da der Hormonspiegel schwankt und diese Sicherheit und Zuverlässigkeit nicht so eindeutig sind.“

Das heißt die Unterschiede von Männern und Frauen kommen erst in den Beobachtungsstudien zum Vorschein, weil in den Grundlagenforschungen auf das weibliche Geschlecht größtenteils verzichtet wird.

Die Forschung hinkt hinterher

Der Fokus, gerade was die Medikamente angeht, ist in der Forschung noch viel zu wenig auf diese Unterschiede zwischen Männern und Frauen gerichtet. Selbst wenn unterschiedliche Wirkungsweisen bei Frauen durch Erfahrungsberichte festgestellt werden, findet man diese nicht als Hinweis auf den Beipackzetteln. Selbst Ärzte können nicht immer hinreichend darauf aufmerksam machen, da diese Unterschiede für sie oft nicht in den Leitfäden der Fachgesellschaft festgelegt werden.

Diese Leitfäden dienen Ärzten als Richtlinien in der Behandlung ihrer Patienten und sind wichtig um Behandlungstechniken den aktuellen Forschungsständen anzupassen.

Obwohl man heutzutage davon ausgehen sollte, dass die Medizin in diesem Bereich schon große Fortschritte erzielt hat, so muss noch einiges getan und erforscht werden um Frauen sowie auch Männern eine bestmögliche Behandlung zu bieten.

So fasst Dr. Hildegard Seidl treffend zusammen: „Eigentlich sollte es keine Gendermedizin geben, sondern jede Fachrichtung soll immer schauen, ob es Unterschiede zwischen Frauen und Männern gibt.“