Verhütung

Geschlechtskrankheiten – Stigma und Safer Sex

/ / Bild: Shutterstock/New Africa

Chlamydien, HIV, Tripper – sexuell übertragbare Krankheiten werden selten ausführlich öffentlich besprochen. Dabei sind sogenannte STIs (Abkürzung Sexual Transmitted Infections) und die entsprechende Verhütung ein gesamtgesellschaftliches Thema. Aber was gilt es bei Safer Sex zu beachten? Und wie schützt man sich am besten?

Verhütung wird häufig mit Familienplanung und Empfängnisverhütung verbunden – dabei werden Aspekte der Vorbeugung von Geschlechtskrankheiten häufig außer Acht gelassen. Sexuell übertragbare Krankheiten sind beispielsweise Chlamydien, HIV, Syphilis, Tripper und Hepatitis A-C. Diese können unbehandelt schwerwiegende gesundheitliche Folgen haben wie z.B. Unfruchtbarkeit. Einen umfassenden Überblick hierzu findet man auf der Internetseite der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung.

Die allermeisten STIs werden durch ungeschützten Vaginal-, Anal- und in manchen Fällen auch Oralverkehr übertragen. Die sexuelle Orientierung der jeweiligen Personen ist hierbei nicht ausschlaggebend.

“Wichtig ist die Information, dass sich jeder Mensch beispielsweise mit HIV infizieren kann. Anfangs, als HIV aufkam, haben sich vor allem schwule Männer damit angesteckt, bis man wusste, wie man sinnvoll Prävention betreiben kann und eine Ansteckung verhindern kann (…). Und zum Beispiel ungeschützten Analverkehr können zwei Männer miteinander haben, aber auch ein Mann und eine Frau – und das ist die riskanteste Art, sich mit HIV anzustecken.”

Sebastian Kempf, sexualpädagogisches Team profamilia München

Alle Bevölkerungsgruppen können somit von STIs betroffen sein und sollten sich dementsprechend auch damit auseinandersetzen.

Aber wie verhüten?

Bei penetrativem Sex sollten Kondome verwendet werden. Diese verringern das Ansteckunsgsrisiko erheblich und sorgen so für Safer Sex (sicheren Geschlechtsverkehr). Für Oralverkehr eignen sich außerdem sogenannte “Dental Dams”, auch Lecktücher genannt. Wichtig ist: Beide Verhütungsmittel sollten richtig angewendet werden:

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Bezogen auf HIV gibt es noch zwei weitere Möglichkeiten: Einerseits lässt sich das Virus durch medikamentöse Behandlung unter die Nachweisgrenze bringen, wodurch die betroffene Person nicht mehr ansteckend ist. Andererseits kann man sich durch eine Pille vorab (PrEP) vor HIV schützen. Allerdings gilt dies nicht für andere STIs. Vor allem wenn man prophylaktisch oder durch Medikamente “verhütet”, sollte man sich regelmäßig von Ärzt:innen auf Geschlechtskrankheiten untersuchen lassen.

Und wenn’s passiert ist?

Wird eine STI diagnostiziert, kommt es zeitnah zu einer entsprechenden Behandlung, erzählt Sebastian Kempf: “Je früher man sexuell übertragbare Krankheiten erkennt, desto besser kann man sie behandeln. Bei HIV fängt man sofort mit der Therapie an, dann ist das Virus in der Regel nach wenigen Monaten unter der Nachweisgrenze. Aber es gilt beispielsweise auch für Syphilis, dass so etwas früh behandelt werden sollte”. Bei Verdacht oder auf Vorsorge zur Untersuchung zu gehen, ist also in jedem Fall ein Vorteil.

Dabei ist wichtig zu wissen: Die meisten sexuell übertragbaren Krankheiten sind heilbar. Es gibt zwei Ausnahmen: “Das eine ist HIV, aber das ist beherrschbar. Das andere ist das Herpes-Virus, das ist behandelbar, wenn auch nicht heilbar”, erklärt Sebastian Kempf.

Wer Verdacht schöpft, sich infiziert zu haben, kann für eine Diagnose ärztliche Hilfe aufsuchen oder sich an Beratungsstellen der Stadt wenden. Beispielsweise testet die Münchner AIDS-Hilfe auf sämtliche STIs. Bei einem Verdacht auf eine Ansteckung mit Geschlechtskrankheiten kann man sich hier anonym untersuchen lassen und so Klarheit schaffen. Solche Angebote zu kommunizieren und klare Botschaften über STIs zu senden, gehört zu einem umfassenden Umgang mit Geschlechtskrankheiten dazu.

Positive Aufklärung für jüngere Generationen

Diese Botschaften müssen auch gegenüber Jugendlichen auf angemessene Art und Weise kommuniziert werden.

“Man muss so was ansprechen in sexualpädagogischen Veranstaltungen allerdings ohne Angstmache. Und man muss erst mal allgemein über Sexualität sprechen und auch die positiven Seiten besprechen, ehe man auf dunkle Seiten oder mögliche unangenehme Folgen kommt. (…) Macht euren Kindern nicht zu viel Angst. Klärt sie auf, aber malt nicht die Horrorgeschichten an die Wand, denn schwarze Pädagogik hat noch niemandem geholfen”.

Sebastian Kempf

Konstruktive Kommunikation, gute Verhütung und eine sensible Aufklärung sind somit die Schlüsselfaktoren für Safer Sex. Egal wen man liebt und wie oft – entsprechender Schutz sorgt für ein sicheres Liebesleben.