M94.5 ALBENREVIEW

Foxing – Draw Down the Moon

/ / Bild: Grand Paradise/Hopeless Records

Das vierte Album der emo-beeinflussten Indie-Rocker Foxing ist ein vielversprechender Schritt in eine neue Richtung und raus aus dem Schatten ihres Debüts. Am Ende bleiben dann aber doch “nur” solide Pop-Songs.

The Strokes, Bloc Party, oder auch The Killers: Sie alle sind am Anfang ihrer Karriere in den sogenannten “sophomore slump” geraten. Das bedeutet in der Musikwelt, dass das erste Album so beliebt war und so hohe Erwartungen mit sich brachte, dass das “sophomore”, oder zweite Album, diesen zwangsläufig nicht gerecht werden konnte. Wenn es um die Emo-Sparte des Indie-Rocks geht, ist eine der größten Opfer dieses Phänomens die Band Foxing. Zusammen mit Bands wie The Hotelier oder The World Is a Beautiful Place & I Am No Longer Afraid to Die bildeten sie eine neue Welle des Emo-Revivals und konnten durch ihr Debüt, The Albatross, schnell überzeugen.

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Foxings erster Hit: “The Medic”

Extended “Sophomore-Slump”

Die ausdrucksvollen, emotionalen Vocals von Sänger Connor Murphy, zusammen mit post- und math-rockigen, dichten Instrumentals und den eindringlichen Trompeten-Klimaxen machten das Album schnell zu einem fan favorite. Während die gerade genannten Bands wie TWIABP und The Hotelier ihren Sound mit jedem weiteren Projekt ausarbeiteten, versuchten Foxing ab ihrem zweiten Album ‘Dealer’, sich mit ambitionierten, komplexen und cineastischen Songstrukturen. Diese entpuppten sich aber eher als langweiligund Murphy’s Gesang auf sich alleine gestellt wirkte fast schon weinerlich. Im Gegensatz zu sonstigen “sophomore-slumps” bot aber auch ihr drittes Album Nearer My God keine Besserung. Damit war für viele Fans das Interesse endgültig verloren.

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Das offizielle Musikvideo zur ersten Single des neuen Albums “Speak With The Dead”

Dann kam jedoch diesen März die erste Single zu ihrem neuen Album. Zusammen mit der alternative-Hip Hop Band Why? blieben sie der alten cineastischen Formel treu, konnten ihren Sound aber trotzdem mit bombastischen Synths und elektronischer Instrumentierung aufwerten. Spätestens ab der Zweiten war für viele das Interesse wieder geweckt. “Go Down Together” behält zwar die typisch emotionale Thematik und unterschwellige Melancholie, klingt aber mehr nach einem 80er-Jahre Pop-Song als nach irgendetwas, was Foxing zuvor veröffentlicht hatte. Treibender Beat, catchy Refrain und jede Menge Synth-Sounds lassen die Single fast fröhlich und tanzbar erscheinen.

Ein (kleiner) Schritt aus dem Debüt-Schatten

Dieser poppige, optimistischere Sound zieht sich fast durch das gesamte Album und ist eine erfrischende neue Richtung für die Truppe. Anstatt zu viel zu wollen und mit jedem Post-Rock Epos ihre Seriösität zu beweisen, brechen sie ihren neuen Sound auf das Wichtigste herunter. Die Stimmung und die Lyrics wirken durchgehend und die eingängigen Beats bieten genug Varianz untereinander und in sich selbst, um das Interesse zu halten. Gerade weil alles so gleichbleibend durchgetaktet ist, überbietet jedoch leider kaum ein Track die vorherigen. Die großen Momente und emotionalen Tiefschläge von früher bleiben fast komplett aus. Draw Down the Moon bietet nur an wenigen Stellen wirklich Trost in schweren Zeiten, sondern präsentiert stattdessen eine Riege an Pop-Songs, die stimmig gemacht sind, am Ende aber weniger mitreißend sind und nicht so lange im Kopf bleiben wie ihre alten Anstrengungen.

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Das offizielle Musikvideo zum Titeltrack “Draw Down the Moon”

Übergangs-Alben” sind auch etwas wert

Am Ende hinterlässt einen Draw Down the Moon dann allerdings doch mit einem positiven Gefühl. Und zwar ganz einfach deshalb, weil dieser Schritt in eine neue Richtung nicht nur mutig, sondern auch mehr als nötig war. Am Ende hat diese Entscheidung kein großartiges Album geliefert, aber zumindest ein Gutes. Wenn sie es mit ihrem nächsten Projekt schaffen, diesen Sound weiter auszuarbeiten und mehr vom Stil des Highlights des Albums “Beacon“ zu machen, dann haben sie am Ende mit diesem Schritt alles richtig gemacht.

Draw Down the Moon erschien am 06.08.2021 über Hopeless Records.