M94.5 ALBENREVIEW

Torres – Thirstier

/ / Bild: Merge Records

Mit ihrem fünften Studioalbum wagt sich die Singer-Songwriterin Torres an einige spannende genreübergreifende Experimente heran. Getrieben von authentischem Gefühl verhandelt sie das Thema Sehnsucht auf klanglich intensive und abwechslungsreiche Weise. Ein perfektes Album für langjährige Fans als auch für Neueinsteiger.

Es ist wohl mittlerweile ein ungeschriebenes Gesetz, dass zu jeder aktuellen Musiker:in auch ein Pandemie-Album gehört. Diesem Trend kommt jetzt auch die 30-jährige amerikanische Künstlerin Mackenzie Ruth Scott (aka Torres) nach und schreibt über die Lust auf Liebe, Exzess und Kontrollverlust. Das Ergebnis ist ihre neue Platte Thirstier. Während das Projekt inhaltlich zwar auf diesem einem Thema beharrt, so ist es klanglich umso intensiver. Von den verschiedensten musikalischen Perspektiven blickt Torres auf sich selbst und ihre Gefühle und bietet damit Hörer:innen einen Ort, sich fallen zu lassen.

Mackenzie Ruth Scott, aka Torres / Bild: Shervin Lainez

BACK TO THE 90s?

Das Album Thirstier steht ganz im Sinne einer “post-plague celebration”. Passend dazu singt sie: “The More I Drink, The Thirstier I Get”. “Thirsty” ist Torres auch nach dem lebendigen Rock-Sound, der an Bands aus dem 90er Jahren wie Garbage und Nirvana erinnert. Nur fügt sie diesem auch ihre einige, zunehmend orchestrale Art hinzu, die das Album deswegen nicht zu einer bloßen Imitation macht. 

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Das Musikvideo zu “Don’t Go Puttin Wishes In My Head”

Zum Höhepunkt bringt die Künstlerin ihren klassischen Torres-Sound auf der Vorabsingle “Don’t Go Putting Wishes in My Head”. Hier vereinen sich Synthies mit Retro-Feel mit den klassischen akkustisch-rockigen Drums und ihrer tief gelegenen Stimme, die oft in einem irgendwie perfekten dynamischen Gegensatz zu den Instrumentals steht. Der Song wirkt wie eine Art Hymne der Sehnsucht, eine Romantisierung eines eigentlich unerträglich Zustandes: das Wollen, aber nicht gewollt werden. Das Musikvideo ist eine schöne Mischung ihrer authentisch emotionalen Art und einer ganz eigenen, subtilen Art von Humor.

BEREIT FÜR ÜBERRASCHUNGEN

Dass Torres aber noch mehr als nur dieses eine musikalische Geheimrezept auf Lager hat, zeigen die Tracks “Are You Sleepwalking” und “Drive Me”. Beide zeichnen sich durch wiederkehrende Kontraste und Wechsel im Feel aus. “Are You Sleepwalking” hat starke distorted Sounds, die mit einer plötzlichen, klaren Stimme und reduzierten Instrumentals kontrastieren. “Drive Me” ist zunächst ein schneller, rockiger Song, plötzlich jedoch wird er eher ruhiger, fast liebevoll. Die Stimme wird zart, die Drums langsamer, die E-Gitarre hält den Atem an. Der abschließende Track “Keep the Devil Out” hingegen wirkt wie ein unangekündigter Exorzismus der zuvor so stark evozierten Emotionen und Sehnsüchte: This album takes you on a ride. 

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Das Musikvideo zu “Thristier”

INSTRUMENTELLE EXPERIMENTE

Doch es gibt nicht nur Wechsel in der Dynamik der Tracks. Auch die instrumentelle Aufstellung zeigt sich durchaus divers. Mit dem Song “Constant Tomorrowland” drifted Torres in die noch ungewohnte Richtung von Folk-Sound ab und wirkt damit ungewohnt spirituell. Bei “Big Leap” versucht sie sich an einer Ballade, begleitet zunächst nur von ihrer Akustikgitarre, später auch von gelegentlichen Harfenklängen. Fest steht: Hier wurde viel experimentiert. Und das zum Großteil erfolgreich.

Auf Thirstier entwickelt Torres sowohl ihren typischen Stil weiter und arbeitet darüber hinaus mit neuen Instrumentals und Feels. Das macht die Platte zu seinem sehr spannenden und dynamischen Album. Die subtile, humorvolle Art der Künstlerin gestalten die Songs darüber hinaus sehr lebendig.

Thirstier ist am 30.07.2021 mit Merge Records erschienen.