Kommentar

Fans zurück im Stadion – Nur eine Träumerei!

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Seit rund einem Jahr sind in Fußballstadien keine oder kaum Zuschauer mehr erlaubt. Doch jetzt soll ein Drei-Stufen-Plan die Fans zurück auf die Zuschauerränge bringen. Personalisierte Tickets, Datenabgleich und Corona-Schnelltests sollen das ermöglichen. Doch die Maßnahmen nach aktuellem Stand sind unrealistisch und viel zu früh angesetzt. Ein Kommentar von Fanny Ommert.

Das Drei-Stufen-Konzept

Eine gemeinsame Initiative von Sport, Kultur und Wissenschaft hat jetzt einen Namen: Der Drei-Stufen-Plan. Dabei wird von drei unterschiedlichen Konzepten gesprochen. Das Basiskonzept soll als Einstiegsmodell dienen und eine Zuschauer-Rückkehr von rund 40 Prozent ermöglichen, allerdings unterscheiden sich die Möglichkeiten hier je nach Größe der Sportanlage. Der nächste Schritt wäre dann das Spezialkonzept mit einer höheren Auslastung und letztendlich die Rückkehr zu ausverkauften Fußballstadien. In Zusammenarbeit mit einigen Wissenschaftler:innen wurden Hygiene-, Lüftungs- und Infektionsschutzkonzepte für drinnen und draußen entwickelt. Für Stadien wären weitere Einschränkungen vorgesehen, wie ein Alkoholverbot, sowie gesonderte Konzepte für An- und Abreise der Fans.

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Ein illusorisches Konzept 

Also ein Plan nach Maß? Bei genauerem Hinsehen handelt es sich bei den geplanten Konzepten noch um eine sehr utopische Vorstellung. Denn im Amateur- und Breitensport beispielsweise wird immer noch auf erste Trainingseinheiten gewartet, die in kleinen Einzelgruppen absolviert werden dürfen ab einem stabilen Inzidenzwert unter 50. Dagegen scheint der Plan, Fans zurück in die Stadien zu holen und tatsächlich auch eine volle Auslastung der Stadien wieder in Betracht zu ziehen, doch sehr unrealistisch. Wenn es aktuell ein Problem darstellt, zehn Sportler:innen in einer Gruppe unter freiem Himmel zusammen trainieren zu lassen, wirkt das Bild von schreienden Fußballfans in einem vollen Stadion doch sehr abwegig. Die Wahrnehmung einer Sonderbehandlung des Spitzensports gegenüber dem Breitensport wäre ungleich größer und würde weiter polarisieren.

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Auch die aktuellen Öffnungspläne für Schulen, Friseursalons und den Einzelhandel nehmen erst jetzt langsam wieder Form an. Diese ersten Öffnungen sind maßgeblich von stabilen Inzidenzwerten abhängig. Noch immer geht es darum, Infektionen wo immer auch möglich zu reduzieren. Dabei werden keine Fans gebraucht, die die Infektionszahlen unnötig in die Höhe treiben könnten. Ein ähnliches Bild zeichnen die Reaktionen auf Twitter:

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Spiele ohne Fans – kein Beinbruch

Die Fans gehören zwar zum Fußball dazu, aber das Spielgeschehen läuft auch ohne die verbale Unterstützung der Zuschauer weiter. Anders als bei Konzerten steht und fällt ein Fußballspiel nicht mit der Anzahl der Zuschauer. Die Fernsehgelder fließen trotzdem, anders als im Kulturbetrieb. Außerdem kam es vor allem im Fußball immer wieder zu zahlreichen Coronainfektionen und Spielabsagen. Das Öffnen der Spiele für ein Publikum im Stadion wäre auch in dem Zusammenhang das falsche Signal.

Zudem werden Konzepte zum Ein- und Auslass sowie für An- und Abreise verlangt. Das Problem hierbei: Eine schwierige Kontrolle. Außerdem reisen die meisten Fans mit der Bahn an. Das bedeutet bei einem Heimspiel des FC Bayern eine völlig überlaufene U6 Richtung Fröttmaning, ganz viel Alkohol und lauter Fangesang der nicht mit der Masken und Abstandspflicht zusammenpasst. Ein unpassendes Bild in Zeiten der Pandemie.

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Bei dem Drei-Stufen-Plan handelt es sich bisher lediglich um einen Vorschlag. Die Durchführung liegt immer noch in den Händen der Politiker:innen. Auch wenn die Vorstellung an ein gefülltes Stadion voller Fangesänge sich nur zu schön anhört, ist die Realität wohl noch weit entfernt. Auch wenn Zwischenlösungen und Übergangskonzepte ein erster Schritt sind, dem eigentlichen Fangefühl entspricht das sowieso nicht: Ein Bier in der rechten Hand, den Schal um den Hals, die Liebsten im Arm und die Mannschaft gemeinsam zum Sieg brüllen.