Theaterkritik

Ein Leonard Cohen Tribut – für Fans

/ / Jakob Tögel und Kathrin von Steinburg / © Metropoltheater München/Fotograf: Jean-Marc Turmes

Leonard Cohen – wer ist das überhaupt? Der 2016 verstorbene Autor und Sänger ist heute vor allem durch seinen Song Hallelujah bekannt. Im Song geht gewissermaßen um Liebe. Und voll von Wertschätzung ist auch der theatermusikalische Abend A thousand kisses deep – Eine Verneigung vor Leonard Cohen im Metropoltheater.

Your faith was strong but you needed proof
You saw her bathing on the roof
Her beauty and the moonlight overthrew her
She tied you to a kitchen chair
She broke your throne, and she cut your hair
And from your lips she drew the Hallelujah

Auszug aus Hallelujah von Leonard Cohen

Hier spielt die Musik

Im Zentrum von A thousand kisses deep – Eine Verneigung vor Leonard Cohen steht eindeutig die Musik. Kathrin von Steinburg und Jakob Tögel spielen live und gekonnt E-Gitarre und singen dazu. Weil die tiefe, rauchige Stimme des späten Cohen nur schwer nachzuahmen ist, wird hier darauf verzichtet. An einigen Stellen kommen auch andere Instrumente zum Einsatz, wie Klavier und Schlagzeug. Gepaart mit Cohens Songs, die dafür bekannt sind, poetisch und melancholisch zu sein, wirkt der Abend insgesamt sehr entspannend.

Kathrin von Steinburg und Jakob Tögel an Instrumenten / © Jean-Marc Turmes

Depression und Humor

Zwischen den einzelnen Songs sprechen die beiden Performer:innen nur wenige Sätze. Auf einem schauspielerisch sehr gutem Niveau wird Leonard Cohens Leben hauptsächlich aus der Ich-Perspektive erzählt. Der kanadische Singer-Songwriter hatte lange mit Depression zu kämpfen. Auch die verarbeitet er musikalisch. Humor und Charme von Cohen übertragen sich sehr gut.

There is a crack, a crack in everything, that’s how the light gets in.

Auszug aus Anthem von Leonard Cohen

Einordnung? Fehlanzeige

Leider fällt durch die Kürze der gesprochenen Parts auch eine Einordnung der Songs und einiger Zitate flach. Das ist besonders schade, weil Cohens Lieder so sehr auf poetischer Sprache beruhen. Das Ziel der beiden Performer:innen, die Songtexte für sich sprechen zu lassen, geht dabei nicht ganz auf. Denn das klappt leider nur zum Teil für Menschen, die zuvor wenig Kontakt zu Cohens Werk hatten: Eine dauerhafte Konzentration auf die englischen Texte kann anstrengend sein, der tiefere Sinn der Texte wird nur schwer bis gar nicht erschlossen. So fühlt sich die Performance wie ein Flickenteppich an: Hier und da blitzen Momente auf, die interessant wirken, denen es aber durch die nicht ausgesprochenen Zusammenhänge an Tiefe fehlt. Die kleinen Funfacts zwischen der Musik machen jedoch trotzdem Spaß – wie zum Beispiel dass der Song Suzanne sich nicht auf seine spätere, gleichnamige Lebensgefährtin bezieht.

Jakob Tögel und Kathrin von Steinburg auf dem Teppich / © Metropoltheater München/Fotograf: Jean-Marc Turmes

Cohens Bühnenteppich

Leonard Cohen ließ bei seinen Auftritten die Bühne mit Teppichen auslegen. Und genau das wird auf der Bühne des Metropoltheaters reproduziert. Die beiden Performer:innen, wie auch der späte Leonard Cohen mit Anzug und Hut, verlassen diese Fläche nur selten. In Kombination mit meist blauem, grünen oder rotem Licht bildet das Bühnenbild eine angenehme Sogwirkung. Zudem ist auf der Bühne das bräunliche Schallplattencover von seinem Album Songs of Leonard Cohen, auf welchem auch Suzanne zu finden war.

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Suzanne von Leonard Cohen – mit Album-Cover-Bild

Insgesamt ist A thousand kisses deep ein Fanservice. Das wird spätestens klar, wenn am Ende bei mehreren Zugaben noch weitere Lieder gespielt werden. Alle anderen können bei diesem Abend auch Spaß haben und sich bei der großartigen Musik entspannen, auch wenn sie anderweitig nicht zu viel erwarten sollten.

Ihr könnt den theatermusikalischen Abend A thousand kisses deep – Eine Verneigung vor Leonard Cohen im Metropoltheater München ansehen. Die circa anderthalbstündigen Vorstellungen bis März sind aktuell ausverkauft, es gibt eine Warteliste (Stand: 13.02.23).