M94.5 Redakteurin Alina Neuper im Porträt auf lila Hintergrund

Kommentar

Die Vereinnahmung queerer Räume

/ / Bild: M94.5 / Simon Fischer

Queere Räume sind in München am Schwinden. Auch wegen der Corona Pandemie mussten viele Clubs und Bars zumachen. Die wenigen Orte, die geblieben sind, sind umso wichtiger für den Zusammenhalt der LGBTQIA+ Community geworden. Alina Neuper findet, dass nicht alle diese Räume als Schutzräume ansehen und respektieren. 

Ich persönlich zähle mich auch als Teil der Community und als ich mit meinen Freunden in einem queeren Club feiern war, ist mir ein Junggesellinnenabschied aufgefallen, die in einer riesigen Gruppe im Kreis getanzt haben und gefühlt den ganzen Club für sich eingenommen haben. Es sind die Art von Frauen, die schon immer mal eine Drag Show sehen wollten und sowieso einen schwulen besten Freund haben. Natürlich fürs Shoppen und Sekt trinken. Doch sobald diese Frauen dann von einer Frau angemacht werden, fallen sie aus allen Wolken. In ihren Gedanken existieren in queeren Räumen anscheinend nur schwule Männer, die ihren Stereotyp entsprechen und die sie objektifizieren können. Oder das hetero Paar, das eine dritte Person finden will, um für etwas Abwechslung im Liebesleben zu sorgen. Damit sind natürlich nicht alle hetero Personen gemeint, sondern die, die sich gezielt respektlos verhalten. 

Queere Schutzräume gegen Diskriminierung

Das Ziel ist es doch eine Feieratmosphäre für Menschen zu schaffen, in der sich alle wohlfühlen. Doch solange queere Räume von hetero cis Personen dazu genutzt werden, um sich einen Abend lang über diese “exotische“ Umgebung zu erfreuen, die über Jahrzehnte lang von marginalisierten Gruppen aufgebaut worden ist, kann das als queere Person schnell ermüdend werden. Queere Menschen sind nicht da, um eure Fantasie zu bedienen.

Besonders trans* Menschen haben zusätzlich zu der Diskriminierung im Alltag sogar in der queeren Community noch mit Anfeindungen und Diskriminierung zu kämpfen. Für diese ist es also umso wichtiger Räume zu haben, in denen man keine Normen der heteronormativen patriarchalen Gesellschaft reproduzieren muss. 

Ein gesamtgesellschaftliches Problem

Das Problem ist aber vielschichtiger und struktureller als man vielleicht erst mal meint. Oft gehen hetero cis Frauen nicht in diese Clubs, um diese Räume für queere Menschen bewusst unsicher zu machen, sondern um selbst der Sexualisierung und Anmachversuchen von hetero cis Männern auszuweichen – ein safe haven also. Hier ist das Problem aber ein gesamtgesellschaftliches, es gibt zu wenig Angebote, die den Ansprüchen verschiedener Gruppen nachkommen können. 

Queere Räume bleiben wichtig

Solange es aber noch Diskriminierung gegen LGBTQIA+ Personen gibt, müssen queere Schutzräume bestehen bleiben. Sexualität ist immer eine persönliche Sache und nicht von außen identifizierbar. Deswegen sollten sowohl die Veranstalter:innen niemanden direkt ausschließen und die Besucher:innen selber darüber nachzudenken, ob ihr Verhalten gerade angebracht ist.