Türkgücü München

Der überraschende Liganeuling

/ / Alexander Sorge jubelt. Bild: Butzhammer

Ungefährliche und torlose Offensive? Das sollte eigentlich keine passende Beschreibung für eine individuell so stark besetzte Drittligamannschaft wie Türkgücü München sein. Doch seit der Rückrunde ist es für das Team rund um den Drittliga-Topscorer Sercan Sararer schwer, Tore zu erzielen. Helfen die Neuzugänge aus der Winterpause?

In den letzten vier Spielen gelang kein Treffer, nach zuletzt dreimal 0:0 setzte es am Samstag eine 0:2-Heimniederlage gegen Waldhof Mannheim. Abhilfe gegen die Offensivflaute sollen dabei vor allem drei Winterneuzugänge schaffen. Der zweitligaerfahrene Zehner Sebastian Maier kommt vom VfL Bochum. Der 27-jährige bringt Zweitligaerfahrung mit nach München und soll für mehr Kreativität im Angriff sorgen. Genauso alt ist Stürmer Lukas Röser, der vom Ligakonkurrenten Kaiserslautern bis Saisonende ausgeliehen ist. Maier und Röser sind schon seit Mitte Januar im Team dabei und haben schon gespielt. Der 21-jährige Noel Niemann von Arminia Bielefeld stößt dagegen erst jetzt dazu. Der junge Ex-Löwe ist im Offensivbereich vielseitig einsetzbar und soll vor allem durch seine Dribbelstärke und Schnelligkeit auftrumpfen. Trotz des derzeitigen offensiven Durchhängers: von Eingewöhnungsschwierigkeiten in die neue Liga war beim Aufsteiger bisher wenig zu sehen. Das Team steht nach 22 Spieltagen als Sechster im vorderen Tabellendrittel mit Anschluss an die Aufstiegsplätze. 

Erfahrung einer Aufstiegsmannschaft

Das hat unter anderem damit zu tun, dass die 3. Liga für den Großteil des Kaders und auch für Ex-Löwen Trainer Alexander Schmidt kein Neuland ist. Offensivspieler Sercan Sararer hat sogar Bundesligaerfahrung und Einsätze für die türkische Nationalmannschaft vorzuweisen. Überraschend ist trotzdem, dass die Mannschaft so erfolgreich ist, denn in der Konstellation spielt man erst seit dieser Saison. Stammspieler wie Defensivmann Aaron Berzel und Stürmer Petar Sliskovic wurden im vergangenen Sommer verpflichtet, auch im Winter hat man sich mit fünf Neuen weiter verstärkt. Alexander Sorge ist schon seit dem letzten Jahr im Team und eine feste Größe in der Mannschaft. 17 Spiele bestritt der 27-jährige bisher in dieser Saison und brachte schon aus seiner Zeit beim FSV Zwickau Drittligaerfahrung mit. Er sieht den Grund für die bisher gute Saison im Mannschaftsgefüge, das fehlende Eingespieltsein fällt nicht auf: „Wir versuchen eben auch jedem Neuzugang direkt ein gutes Gefühl zu geben und direkt zu integrieren. Dann haben es die Spieler denk ich auch leichter, zu performen, denn die Leistung aufm Platz kann nur abgerufen werden, wenn der Spieler sich auch wohlfühlt.“ 

Verteidigung – von der Schwäche zur Stärke

Eine Problemzone dagegen war zu Beginn der Saison die Defensive. Türkgücü bekam oft viele Gegentore, was dank der sehr starken Offensive in der Hinrunde rund um Sararer und Sliskovic nicht immer ins Gewicht fiel. Mittlerweile hat sich das aber geändert. In den letzten acht Spielen kassierte das Münchner Team nur drei Gegentore, die plötzliche defensive Stabilität fällt auf. Nicht ohne Zufall hat sich diese Stärke entwickelt, denn sie hätten ihre Spielweise geändert, so Innenverteidiger Sorge. „Wir standen etwas kompakter und insgesamt etwas tiefer im Mittelfeldpressing, mit nur noch situativem Angriffspressing. Davor haben wir mehr Angriffspressing gespielt, waren dadurch etwas offener und es war einfach mehr Raum hinter unserer Kette.“ Dazu hat der Verein noch personell nachgelegt. Der 22-jährige Innenverteidiger Maxime Awoudja kam vom VfB Stuttgart. Der U-21-Nationalspieler ist spielstark, hat aber seit Mai 2020 aufgrund eines Achillessehnenrisses kein Spiel mehr bestreiten können. Zudem verstärkt Linksverteidiger Kilian Jakob vom FC Augsburg das Team. Der 23-jährige soll mit seinem geradlinigen Spiel und seinem Tempo über Außen helfen. 

Wie konstant Türkgücü München seine Leistungen abrufen und sich auch im Angriff wieder steigern kann, wird entscheidend sein, ob man sich weiter im oberen Tabellenbereich festsetzen kann. „Wir sagen nicht, wir müssen dieses Jahr aufsteigen. Aber wir sind extrem hungrig auf Erfolg, auf Siege. Und dann ist die Liga so eng, dass man dann am Ende gespannt sein kann, wo es hingeht“, meint Sorge. Als nächstes wartet der Tabellennachbar Wehen Wiesbaden, der nach einem 1:0-Sieg gegen Kaiserslautern im Aufwind ist. Mit einem weiteren Erfolg könnten sie an den Münchnern vorbeiziehen. Ein torloses Remis wie im Hinspiel wäre auch für Türkgücü zu wenig, die Spiele-ohne-Tor-Serie soll endlich beendet werden. Egal wie und vielleicht ja durch ein Tor von Alexander Sorge. Auch wenn das nicht seine Kernkompetenz ist: immerhin zweimal hat er in dieser Saison schon getroffen.