Bräuche & Traditionen

Auf Glückssuche in München

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Es ist wieder soweit: Die Faschingszeit ist mit einem rigorosen Abschluss-Tamtam zu Ende gegangen. Spätestens mit dem Aschermittwoch ist es jetzt vorbei. Während die einen nun entsetzt feststellen, dass sie wieder bis nächstes Jahr warten müssen, realisieren die anderen langsam, dass der Geldbeutel doch leerer ist als gedacht. Da hilft manchmal ein Blick ins Reich der Legenden.

In München hat sich vor langer Zeit ein ganz eigener Brauchtum entwickelt – ein Trauerbrauch. Der steht für das Vergängliche, ein stiller Nachruf der närrischen Tage. So versammeln sich die Münchner beim Fischbrunnen vor dem Rathaus um ihre leeren Geldbeutel zu waschen. Die Hoffnung dahinter ist es, durch diese Aktion neues Geld sowohl in die Stadtkasse als auch in die privaten Taschen zu spülen. Ob man sich darauf verlassen kann…? Der Oberbürgermeister Dieter Reiter ist zumindest der Meinung:

„Ob es hilft, weiß man nicht. Aber geschadet hat es noch niemanden.“

Und falls es doch nicht geklappt hat, bietet die jetzt anfangende Fastenzeit die Möglichkeit, so manchen Groschen wieder in die Geldbörse zurück zu bringen.

Der Fischbrunnen in München wird nach der Faschingszeit zum Geldbrunnen.
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Ewig Leben

Als Motivationsbild kann dazu das Mosaik direkt gegenüber des Fischbrunnens an der Hausfassade des jetzigen Rischart-Gebäudes dienen. Es wurde 1416 von dem Münchner Heinrich Primat nach seiner Rückkehr nach einer Pilgerreise gestiftet. Es zeigt den Heiligen Onuphrius. Der Legende nach soll er ein reicher Fürstensohn gewesen sein, der nach einem Lebenswandel in die Wüste zog, um dort bewusst auf alle Dinge zu verzichten, die die Menschen in ihrem Leben zu brauchen glaubten. Außerdem ist jeder, der zu ihm aufblickt, an dem Tag vor einem plötzlichen Tod gefeit. Es lohnt sich also vielleicht, für ein langes Leben täglich am Marienplatz vorbeizuschauen.

Liebesglück

Aber Geld und ein bewussteres Leben durchs Fasten ist nicht alles: Wer nun von dem Mosaik aus hundert Meter weiter zum Turm des alten Rathauses geht, kommt an der Statue der Julia vorbei. Sie ist ein Geschenk der Stadt Verona. Fasst man ihr an die rechte Brust oder legt ihr Blumen in den Arm, bekommt man Glück in der Liebe.

Einer Dame an die Brust fassen für Glück in der Liebe – nur bei dieser Statue erlaubt!
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Glück gehabt

Das hätte vielleicht auch Ludwig I. gebraucht, der eine Affäre mit der 35 Jahre jüngeren Tänzerin Lola Montez hatte. Nach einigen Skandalen und dem Auslösen eines Streits in einer Studentenverbindung schrieb ein Student sogar einen Schmähbrief an den König und heftete ihn an die Tür der Königsresidenz. Der König war daraufhin so wütend, dass er ein Kopfgeld zur Ergreifung der Täter aussprach. Er wusste allerdings nicht, dass es sich nur um einen einzelnen Studenten handelte. Dieser wiederum war daraufhin so wütend, dass der König die Tat keinem Einzelnen zutraute, dass er wieder einen Brief schrieb. Nur wurde er dieses Mal dabei ertappt, wie er den Brief wieder an der Tür anbringen wollte. Anstatt den Studenten jedoch zu bestrafen, bewunderte der König dessen Mut und gab ihm sogar sein Kopfgeld. Mit weichen Knien hielt der Student sich laut der Überlieferung an der Löwenschnauze der Statue neben dem Eingang fest. Und bis heute soll es noch Glück bringen, wenn man die Schnauze einer der Löwenstatuen vor der Residenz berührt.

Beim Vorbeigehen die Löwenschnauze der Statue anfassen ist ein Münchner Ritual, dem sich die Wenigsten entziehen.
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München ist also eine Stadt voller glücksversprechender Orte mit unterschiedlichsten Geschichten. Aber vielleicht bringt es mehr Glück, die Magie dieser uralten Orte einfach zu genießen, als von einem Glücksversprechen zum anderen zu jagen.