M94.5 Filmkritik

After Passion

/ / Bild: © 2019 Constantin Film Verleih GmbH

Harry-Styles-Fanfiction oder auch “Fifty Shades of Grey” für Teenies. Mit ihrem Bestseller Roman “After Passion” erfüllt Autorin Anna Todd auf der Online-Plattform Wattpad 2013 unzähligen pubertierenden Jugendlichen ihre erotischen Träume mit dem ehemaligen OneDirection-Mitglied. Jetzt wurde der Roman verfilmt und auf FSK0-Knutschmontagen herunter zensiert.

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Teenie-Kitsch mit Popmusik: Der Trailer zu After Passion.

Dass die Story von After Passion nicht gerade komplex ist, wird spätestens nach dem Anschauen des Trailers klar. Die eher schüchterne und ehrgeizige Studentin Tessa verliebt sich in den Bad Boy Hardin, den rebellischen Sohn des Rektors, der seinen Fokus definitv nicht auf sein Studium legt. Schnell wirft Tessa alle ihre Prinzipien über Bord und verfällt dem mysteriösen Hardin. Beide stürzen sich in die leidenschaftliche Affäre, aber natürlich ist nicht alles so rosig, wie es anfangs noch scheint. Alles also so durchdacht und ungewöhnlich, wie man es erwartet.

Dass Anna Todds Romanvorlage trotzdem zu so großem Erfolg gekommen ist, liegt an den vielen erotischen Szenen in After Passion. Die Teenie-Romanze, erste Annäherungen und jeglicher Körperkontakt werden bis ins kleinste Detail beschrieben. Damit zählt After Passion eigentlich eher zur Kategorie Fifty Shades of Grey, die Kinoversion aber ist eher High School Musical und “nur küssen, aber mehr bitte nicht”. Das höchste der Gefühle sind unzählige mit Musik unterlegte Kuss-Montagen und ein geöffneter Hosenstall.

Warum redet ihr so komisch?

Was jedoch besonders in After Passion auffällt, ist die Sprache. Zum Großteil unterhalten sich die Figuren in ihrem jugendlichen Slang, benutzen Abkürzungen und stacheln sich gegenseitig mit mehr oder minder schlimmen Beleidigungen auf. Teilweise wird aber versucht, Intellekt oder eine Art prosaische Form in die Dialoge zu bringen. Hardin sehnt sich also nicht mehr nach Tessa, sondern verzehrt sich nach ihr. Es wird Stolz und Vorurteil zitiert und die Verliebte wird zu Hardins persönlicher Elizabeth Bennet. An den einfach gestrickten und flachen Figuren wirkt das aber fehl am Platz und lächerlich.

Tessa, die Verfallene

Ähnlich wie in Fifty Shades of Grey wird in der Teenie-Romanze ein extrem ungesundes Frauenbild vermittelt. Tessa erliegt Hardin, quasi ohne darüber nachzudenken. Fällt auf seine Tricks rein und scheint seiner extremen Erotik, die aber für den Zuschauer nicht sichtbar wird, absolut ergeben.

Keine Hoffnung mehr

Wer in After Passion noch Hoffnung in die filmische Umsetzung legen möchte, sollte das lieber sein lassen. Die kitschigen Montagen, die an YouTube-Zusammenschnitte von Filmpärchen mit einem dramatischen Coldplay-Song unterlegt erinnern, füllen gefühlt sechzig Prozent des Films. Und wenn After Passion anfängt, Szenen aus After Passion von vor 20 Minuten als emotionalen Rückblick zu verwenden, ist sowieso alles vorbei.

“After Passion” ist ab 11. April 2019 im Kino zu sehen.