Filmfest 2022

A Human Position

/ / Bild: Filmfest München

Eine neue Perspektive auf das Leben und das eigene Umfeld schaffen. Dieses Ziel möchte der norwegische Regisseur Anders Emblem mit seinem zweiten Langfilm A Human Position erreichen. Ob das auch gelingt?

Ein norwegisches Küstenstädtchen im Sommerloch. Die junge Journalistin Asta schlägt sich mit langweiligen Lokalnews herum und auch sonst plätschert ihr Leben dröge vor sich hin. Immer wieder sehen die Zuschauer:innen wie sie einfach nur dasitzt, während sie stumm in die Gegend starrt. Sie wirkt melancholisch, auch ihre aufgeweckte Freundin Live kann sie nicht wirklich aufheitern. Alles ändert sich, als sie auf eine Geschichte stößt, die sie nicht mehr loslässt: Der Asylsuchende Aslan wurde nach 10 Jahren Aufenthalt aus Norwegen abgeschoben. Asta fängt an über ihn zu recherchieren und im Laufe dessen eine neue Perspektive auf ihr Leben und das norwegische System zu gewinnen.

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Clip aus A Human Position

Viel Atmosphäre, wenig Handlung

Diese Handlung hätte die Chance Konflikte und Emotionen hervorzurufen. Stattdessen passiert – nichts. Denn der eigentliche Plot nimmt nur wenig Raum im Film ein. A Human Position ist vor allem von sehr viel Stille geprägt. Stille, wenn die Protagonistin frühstückt. Stille, wenn sie Brettspiele mit ihrer Freundin spielt. Und Stille, wenn sie die Straßen entlangläuft. Die langen statischen Kameraeinstellungen unterstreichen diese Ruhe noch einmal mehr. Die Aufnahmen von Astas Wohnung oder der malerischen Küstenstadt sind dabei wunderschön anzuschauen und bekommmen durch die hellen Farben und ihren Minimalismus eine gewisse Leichtigkeit. So fühlt sich der Film trotz Astas Melancholie nie schwer an.

Szenen eines Lebens

Doch diese Atmosphäre kann nicht darüber hinwegtäuschen, wie wenig Handlung A Human Position bietet. Fragen beantwortet der Film nicht. Es wird höchstens angedeutet, warum die Protagonistin so traurig wirkt, oder was mit Aslan geschehen ist. Die Ideen sind im Ansatz interessant, führen aber ins Nichts. So fühlt sich das Werk unabgeschlossen an und wirkt mit seinen offenen Enden eher unbefriedigend. Andererseits erinnert das an die Realität, in der auch nicht alles einen Abschluss findet. Statt einem Werk, dass gesellschaftliche Fragen klären möchte, sehen die Zuschauer:innen hier also eher das unaufgeregte Fragment eines Lebens.

A Human Position läuft am 28.06. um 21 Uhr und am 30.06. um 16.30 Uhr auf dem Filmfest München.