KONZERTREVIEW
LADY GAGA IN BERLIN
Am 5. November fand in der Uber Arena in Berlin die zweite und somit letzte Show von Lady Gagas Mayhem Ball in Deutschland statt. Es war ihr erster Auftritt in Deutschland seit dem Chromatica Ball 2022 in Düsseldorf. Wie damals waren auch dieses Jahr beide Konzerte innerhalb weniger Minuten ausverkauft. Unsere Redakteurin, Zala Anžin, war dabei.
Die Vorfreude begann schon am Abend vor der Show, als sich unzählige Fans vor der Arena versammelten, um das erste Konzert von außen mitzuerleben. Obwohl man Gagas Stimme nur gedämpft hören konnte, war die Aufregung deutlich spürbar. Schon hier zeigte sich, dass nicht nur Fans aus Deutschland gekommen waren, sondern aus der ganzen Welt. Viele blieben nach dem ersten Konzert gleich über Nacht vor Ort, andere reisten früh am nächsten Morgen an. Gegen sieben Uhr standen bereits mehr als hundert Menschen vor der Arena und warteten ungeduldig darauf, in die richtigen Reihen für den Einlass sortiert zu werden. Trotz Müdigkeit war die Stimmung euphorisch. Die Berliner Kälte hielt die „Little Monsters“ nicht davon ab, den Platz vor der Uber Arena in einen Laufsteg zu verwandeln. Viele kamen in ikonischen Looks aus Gagas Karriere, von “The Fame” bis “Mayhem”, verkleidet.
Schon beim Betreten der Halle war klar, dass an diesem Abend mehr als nur ein Konzert bevorstand. Die Bühne glich einem gigantischen Opernhaus im gotischen Stil, mit hohen Säulen, Balkonen und mehreren Ebenen, auf denen sich später Tänzer:innen, Musiker:innen und Gaga selbst bewegten. Als die Lichter ausgingen, ertönte das „Manifesto of Mayhem“. Eine theatralische Einleitung in Gedichtform, während der Gaga auf dem Bildschirm zweimal zu sehen war – einmal in Weiß, einmal in Rot. Sie beschwor die „Mistress of Mayhem“, und sprach vom inneren Chaos als schöpferische Kraft.
FREUDE FÜR DEUTSCHE FANS
Gaga eröffnete die Show in einem riesigen Reifrockkleid. Auf den Opener “Bloody Mary” folgte der Song “Abracadabra” von ihrem neuen, Grammy-nominierten Album Mayhem. Bevor sie diesen Song sang, blickte sie in die Kamera und rief: „The category is: Tanz oder stirb.“ Unter den deutschen Fans sorgte das für Begeisterung.

Auch während der Show sprach Gaga immer wieder auf Deutsch, mit Phrasen wie „Hände hoch“ oder „Geht’s euch gut“, was die Stimmung jedes Mal noch weiter anheizte. In ihrem in Berlin verfassten Lied „Scheiße“, welches das absolute Highlight des Abends war, sagt Gaga zu Beginn „I don‘t speak German, but I can if you like“. Am Mittwoch konnte sie es definitiv.
NICHT NUR EIN KONZERT, SONDERN EIN THEATER
Die Show war in fünf klar voneinander abgegrenzte Akte unterteilt, die jeweils eine andere Seite von Gagas Persönlichkeit zeigten. Jeder Akt begann mit einem neuen Bühnenbild, einem Outfitwechsel und einer eigenen Stimmung. Im ersten dominierte ihre dunkle, von Ruhm und Exzess geprägte Seite, die „Mistress of Mayhem“. Die weiteren Akte spiegelten andere Teile ihrer Persönlichkeit wider, bis sie im fünften, finalen Akt ungeschminkt auf die Bühne trat, sich von ihrer Bühnenpersona distanzierte und als die „wahre“ Lady Gaga bzw. Stefani Germanotta hervortrat. Von Anfang bis Ende verfolgen wir in den einzelnen Akten ihre Versöhnung mit der Mistress of Mayhem.

Von Szenen, die an klassische Horror-Opern erinnerten, bis hin zu stillen Momenten am Klavier war alles dabei: Der Mayhem Ball erzählte nicht nur die Geschichte einer Sängerin, sondern die einer Frau, die das Chaos in sich akzeptiert und daraus Kunst macht. Die Akte bestanden aus Kostümwechseln, intensiven Choreografien und Requisiten. Unter anderem spielte Gaga mehrere Male sogar selbst Gitarre. Ein paar glückliche Fans in der ersten Reihe konnten nach einem dieser Auftritte sogar ihr Plektrum fangen.
KEINE SCHLECHTE ROMANCE
Im akustischen Teil glitt Gaga auf einem kleinen Boot durch die Halle zu ihrem Klavier. Dort spielte sie zwei Surprise Songs und erzählte zu beiden eine kleine Hintergrundgeschichte. Am 5. November hatte sie Dance in the Dark, vom Album The Fame Monster und Hair von Born this Way mitgebracht. Kein Auge blieb trocken. Die Fans umarmten sich gegenseitig, sangen jede Zeile mit, und selbst Gaga hatte Tränen in den Augen. Auf der Setliste war alles vorhanden: Alte Klassiker als auch neue Songs, sodass sowohl etwas für langjährige Fans als auch neue Zuhörer:innen dabei war.
Nach rund zweieinhalb Stunden ging das Konzert zu Ende. Nach etwa zwanzig Liedern und mit unzähligen Emotionen verabschiedete sich Gaga. Wie nach jeder ihrer Performances hatte man das Gefühl, dass sie wirklich alles gegeben hatte. Obwohl der Abend fast drei Stunden dauerte, fühlte er sich an wie ein Augenblick, weil die Stimmung von Anfang bis Ende so intensiv war. Auch nachdem die Fans die Arena verlassen haben, war die Warschauer Straße voller singender Little Monster. Deren weit geteilter Meinung, das Konzert sei das beste gewesen, das man je besucht habe, kann definitiv zugestimmt werden.