Essay

Barbie for Diabetes – wie Kinderspielzeug für Awareness sorgt

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Immer mehr Menschen sind von Typ-1-Diabetes betroffen. Trotzdem ist die fehlende oder sogar falsche Repräsentation der Erkrankung noch immer ein Problem. Vorurteile sind weit verbreitet. Mit Kinderspielzeug kann dem bereits früh entgegengewirkt werden. Wie die neue Barbiepuppe für Empowerment bei Betroffenen und Toleranz in der Bevölkerung sorgen kann. Ein Essay von Lupine Brömer

Sie trägt einen Sensor am Arm, eine Pumpe an Bauch und in der Hand eine Tasche für Snacks, Lesegerät und Zubehör. Und wenn ich sie ansehe, dann sehe ich auch einen Teil von mir. Ich spreche von der ersten Barbie mit Typ-1-Diabetes. Vor kurzem in Kooperation mit der Organisation “breakthrough type-one-diabetes” herausgebracht und schon ausverkauft. Diese Barbie ist ein wichtiger Schritt in die Richtung von ausreichender, akkurater und positiver Repräsentation von Menschen mit Typ-1-Diabetes. Letztendlich gegen Stigmatisierung und Ausgrenzung. Ihr Erscheinen hat für mich die Frage aufgeworfen, wie es aktuell um unsere Repräsentation steht.

Was ist Typ-1-Diabetes und wer ist davon betroffen?

In Deutschland leben aktuell etwa 373.000 Menschen mit Diabetes Typ 1, davon etwa 32.000 Kinder und Jugendliche. Auch ich bin 2009 im Alter von sieben Jahren erkrankt. Die Zahl der Neuerkrankungen in Deutschland steigt stetig. Wir sind also gar nicht mal so wenige. Trotzdem leiden viele von uns immer noch stark unter den verbreiteten Vorurteilen, dem Falschwissen, unter der Stigmatisierung und der damit verbundenen Ausgrenzung. Fehlendes Verständnis belastet Betroffene nur noch weiter, zusätzlich zur Erkrankung. 

Typ-1-Diabetes ist eine Autoimmunerkrankung, bei der die Bauchspeicheldrüse das Hormon Insulin nicht mehr produziert. Ist kein Insulin vorhanden, können die durch die Nahrung aufgenommenen Brennstoffe nicht aus dem Blut in die Zellen gelangen, um dort in Energie umgewandelt zu werden. Dies führt zu einem erhöhten Glukoselevel im Blut und unbehandelt zu einem schnellen Tod. Menschen mit Typ-1-Diabetes sind daher von einer externen Insulinabgabe abhängig. Auch mit der Therapie kommt es zu kurz- und langfristigen Komplikationen wie ständigen großen Blutzuckerschwankungen mit Unter- und Überzuckern sowie möglichen Folgeschäden. Aktuell gibt es keine Heilung. 

Wenn Darstellungen verletzen

Der Ausbruch der Erkrankung hat absolut NICHTS mit der Ernährung oder dem Lebensstil der Betroffenen zu tun! Die Ursachen sind noch nicht vollständig geklärt, aber vermutlich spielen sowohl genetische Faktoren als auch Umwelteinflüsse eine Rolle.

Leider wird das oft anders dargestellt. Abgesehen davon, dass es überhaupt an Repräsentationen fehlt, gibt es zahlreiche Beispiele von diskriminierenden Darstellungen, zum Beispiel im zweiten Teil der Fuck-ju-Göhte Filme. Hier wird einem Mitschüler mit Diabetes kurzerhand ein Maulkorb umgeschnallt, damit er aufhört, Süßigkeiten zu essen. Die medizinischen Zusammenhänge werden hier falsch dargestellt. Menschen mit Typ-1- Diabetes dürfen grundsätzlich alles essen. Die Darstellung im Film ist absolut erniedrigend und entmenschlichend.

Empowerment und Empathie durch positive Repräsentation

Daher freut es mich ganz besonders, dass das medizinische Zubehör der Barbiepuppe durch die Zusammenarbeit mit einer der weltweit führenden Diabetesorganisationen ganz besonders realistisch dargestellt wurde. Sie trägt einen kontinuierlichen Glukose-Monitor in Form eines Sensors am Arm, der durchgehend das Blutzuckerlevel misst. Am Bauch trägt sie eine Pumpe zur Insulinabgabe und zusätzlich eine Tasche für das Lesegerät oder Smartphone, um die Blutzuckerwerte abzulesen, Notfall-Snacks für Unterzuckerungen und weiteres Zubehör. Außerdem trägt sie ein Kleid mit blauen Kreisen, dem weltweiten Symbol für Diabetes-Awareness! 

Auch wenn die Barbiepuppe Normschönheit propagiert. Dass ein so beliebtes Spielzeug auch Menschen mit Typ-1-Diabetes repräsentiert und Awareness schafft, ist ein Schritt nach vorne. Kinder finden sich in der Puppe wieder und entwickeln bereits früh ein positives Selbstbild. Akzeptanz, Motivation und Selbstvertrauen werden gestärkt. Diabetes Typ 1 wird normalisiert und Betroffene werden empowert. Letztendlich steigen auch bei Nicht-Betroffenen die Integrationsfähigkeit, Empathie und soziale Fähigkeiten. Vielleicht hilft uns das, einem diskriminierungsfreien Miteinander etwas näher zu kommen. Danke Barbie!

Das Essay in gesprochener Version