Filmfest 2021

Kaiserschmarrndrama

/ / Franz Eberhofer ermittelt wieder, diesmal im Mordfall am örtlichen Webcam-Girl. Bild: © 2020 Constantin Film Verleih GmbH / Bernd Schuller

Es gibt wieder einen neuen Eberhofer-Krimi. Obwohl die mittlerweile siebte Buchverfilmung der bayerischen Krimireihe von Rita Falk nach altbewährtem Rezept funktioniert, ist sie doch nett anzuschauen.

Manche Filme schaut man ja nicht unbedingt wegen der Story, sondern wegen des Gefühls, das vermittelt wird. Bei den Eberhofer-Krimis ist das eine Mischung aus vertrauter Heimeligkeit und dem ein oder anderen Schmunzeln. Die Geschichte um den gemütlichen, wortkargen Dorfpolizisten Franz Eberhofer (Sebastian Bezzel) und die schrulligen Einwohner:innen von Niederkaltenkirchen hat über die Jahre immer mehr an Fans gewonnen; und das, obwohl die Struktur der Filme eigentlich immer gleich ist. Aber vielleicht macht genau das den Charme aus: Man weiß, was man bekommt und trotzdem ist es nett.

Liebevoll eigenbrötlerische Figuren

Um Kriminalfälle geht es hier schon länger nicht mehr, zumindest nicht vordergründig. Zwar gibt es auch in Kaiserschmarrndrama wieder eine Leiche – das örtliche Webcam-Girl wurde beim Joggen erschlagen – aber die Aufklärung des Falls ist weder komplex, noch besonders spannend und findet eher als Nebenhandlung statt. Der Fokus sind stattdessen ganz klar die liebevoll eigenbrötlerisch gezeichneten Figuren des Dorfes, die sich in verschiedenen, fast sketchartigen Szenen in Ruhe austoben dürfen. Da wären zum einen natürlich der gemütliche Franz und sein gescheiter Co-Ermittler/Freund Rudi (Simon Schwarz): Diesmal zieht Rudi nach einem Unfall, der ihn in den Rollstuhl befördert hat, in den Saustall von Franz und erwartet Rundumbetreuung. Konflikte sind da natürlich vorprogrammiert.

Großartig wie immer auch Lisa Maria Potthof als Freundin Susi, die sich diesmal mit Franz Bruder Leopold zusammentut, um eine Doppelhaushälfte mit Gemeinschaftssauna zu bauen. Das passt dem Papa Eberhofer so gar nicht und er beginnt einen Protest gegen die “Gentrifizierung” seines Hofes, inklusive Kranbesetzung und Besprayen der Hauswand. Eisi Gulp geht in seiner Rolle als kiffender Papa mit Hippie-Tendenzen großartig auf. Auch andere Kabarettisten wie Sigi Zimmerschied sind wieder mit von der Partie und auch Kollege Willy Astor übernimmt eine kleine Rolle als Arzt.

Papa Eberhofer (Eisi Gulp) hat was gegen die “bourgeoise Scheißhüttn”, die ihm sein Sohn Leopold (Gerhard Wittmann) und seine sozusagen Schwiegertochter Susi (Lisa Maria Potthof) in den Hof stellen wollen. Bild: © 2020 Constantin Film Verleih GmbH / Bernd Schuller

Marihuana-Fleischpflanzerl und bayerischer Charme

Neben den Figuren, die einem über die Zeit doch ziemlich ans Herz gewachsen sind, macht natürlich das ganze niederbayerische Setting den Reiz der Filmreihe aus. Die Dialoge in bayerischer Mundart machen Situationen oft nochmal witziger, als wenn sie auf Hochdeutsch gesprochen werden würden. Auch das trostlose Niederkaltenkirchen mit seiner einen Metzgerei, seiner einen Kneipe, seinem einen (mittlerweile berühmten) Kreisverkehr und dem Bauernhof der Oma sind eine gute Kulisse für kleine und größere Dorfdramen. Dabei schafft es Regisseur Ed Herzog, das Ganze nie ins übertrieben-lächerliche zu ziehen, sondern behält ein Gespür für sympathische Komik bei. Klar, nicht jeder Gag zündet und manchmal kann man nur müde schmunzeln, aber immer wieder doch auch herzlich Lachen. Zum Beispiel, wenn der Vater Marihuana-Fleischpflanzerl kocht und damit seinen kranken Hund wieder aufpäppelt. Oder wenn der Rudi völlig breit eine Zeugenbefragung durchführt.

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Der Trailer zu Kaiserschmarrndrama

Alles in allem ist Kaiserschmarrndrama ein gemütlicher Film mit bayerischem Charme, der mehr Komödie als Krimi ist. Das tut der ganzen Sache aber keinen Abbruch, weil die schrulligen Einwohner:innen von Niederkaltenkirchen die Geschichte tragen und der Cast sie sehr liebevoll spielt.

Kaiserschmarrndrama lief als Eröffnungsfilm auf dem Filmfest München und ist ab dem 05. August 2021 in den Kinos zu sehen.