50 Jahre Frauenfußball

Vom Verbot zur Emanzipation

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Als die deutschen Frauen in den 50er Jahren beginnen, Fußball in Vereinen zu spielen, ist das eigentlich noch verboten. Erst am 31. Oktober 1970, also vor genau 50 Jahren, hob der DFB das Verbot auf. Aber auch danach hatten die Frauen noch zu kämpfen. Und selbst heute gilt Fußball immer noch als eine eher männliche Sportart. Aber warum wurde das Spiel überhaupt für Frauen verboten und wie haben sie sich dagegen gewehrt?

SCHWERE ANFÄNGE

In England, der Heimat des Fußballs, spielen auch Frauen schon seit Mitte des 19. Jahrhunderts Fußball. In Deutschland dauerte das Ganze allerdings etwas länger. Erst Anfang des 20. Jahrhunderts begannen die deutschen Frauen eine Art von Fußball zu spielen, bei der sie im Kreis stehen und sich gegenseitig den Ball zuspielen. Doch das passte den Männern nicht: Frauen dürften sich nicht „wie Männer verhalten”. In den 20ern gab es dann erste organisierte Spiele, was aber nicht lange anhielt. Zur Zeit des Nationalsozialismus war es den Frauen nämlich nicht erlaubt, Fußball zu spielen, da das den Idealen der Nazis widersprach.

In den 50er Jahren rückte das Thema Fußball dann wieder mehr in den Mittelpunkt, wirklicher Fortschritt blieb aber aus. 1955 verbot der DFB seinen Vereinen, Frauenfußballmannschaften zu gründen. Die Begründung:

Im Kampf um den Ball verschwindet die weibliche Anmut, Körper und Seele erleiden unweigerlich Schaden und das Zurschaustellen des Körpers verletzt Schicklichkeit und Anstand.

Deutscher Fußball-Bund, 1955

Auch die Sorge, dass sich durch den Sport möglicherweise die weiblichen Sexualorgane verschieben könnten, wurde als Grund genannt.

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Die Geschichte des Frauenfußballs

WIDERSTAND DER FRAUEN

Das hielt die Frauen allerdings nicht davon ab, weiterhin in eigenen Vereinen zu spielen und sogar eine inoffizielle Nationalmannschaft zu gründen. Dem DFB gefiel das gar nicht, weshalb er sich unter anderem beim Münchner Oberbürgermeister beschwerte, da in München Frauen im Stadion spielen durften. Die Zuschauer kamen allerdings zahlreich zu den Spielen und auch die Presse zeigte sich begeistert und begann sogar, das Verbot zu hinterfragen. Dieses blieb allerdings trotzdem ganze 15 Jahre bestehen.

NACH DEM VERBOT

Am 31. Oktober 1970 hob der DFB das Verbot dann auf. Allerdings gab es immer noch Einschränkungen: Stollenschuhe waren verboten und die Frauen mussten wegen ihrer angeblich „schwächeren Natur“ eine halbjährige Winterpause einlegen. Trotzdem besuchten auch viele Männer die Spiele, auch wenn sie zum Teil nur kamen, um die Frauen anzustarren, wie die ehemalige Fußballspielerin Maria Breuer berichtet:

„Man war neugierig, es waren viele Männer da, die rumgegrölt haben, das war klar. Aber das hat uns alles nicht interessiert. Wir haben leidenschaftlich Fußball gespielt und haben das genutzt!“

Maria Breuer
Maria Breuer / Bild: privat

Außerdem durften die Frauen lange Zeit nur 70 Minuten lang spielen, bis dann in den 90er Jahren die reguläre Zeit von zweimal 45 Minuten eingeführt wurde. Ende der 80er Jahre qualifizierte sich die Nationalmannschaft erstmals für die EM. Die Siegprämie war ein Kaffeservice.


Inzwischen ist der Frauenfußball etabliert und die deutsche Nationalmannschaft wurde bereits achtmal Europameister und zweimal Weltmeister. Trotzdem erhofft sich Breuer für die Zukunft, dass noch mehr Vereine Frauenmannschaften aufstellen und mehr Nachwuchsspielerinnen ausbilden. Schließlich stellt zum Beispiel selbst der TSV 1860 München erst seit August dieses Jahres eine Frauenmannschaft.