Second Hand-Kleidung

Hey, can we go thrift shopping?

/ / Bild: Valentina Stöhr

Beim Second-Hand-Shopping muss man sich oft lange durch das Chaos von bunt gemischten Klamotten wühlen, bevor man ein interessantes Teil findet. Trotzdem ziehen die Läden viele Käufer*innen an. Doch lohnt sich der Aufwand überhaupt?

Wer große Markenläden gewohnt ist, etwas Bestimmtes sucht und auf den ersten Anhieb nichts findet wird wahrscheinlich vom Thriften enttäuscht sein. Für einen speziellen Fund muss man also Geduld mitbringen und darf sich nicht allzu schnell entmutigen lassen. Valentina Stöhr hat vor Kurzem ihren Master abgeschlossen und kauft selber seit drei Jahren nur noch Second Hand ein. Man sollte sich einfach auf das Angebot einlassen, ist ihre Empfehlung. Außerdem sei wichtig, sich Zeit zu nehmen und sich nicht mit Sachen abzufinden, die einem nicht besonders gefallen. Das raube einem nur die Motivation.

In München gibt es viele Geschäfte zum Durchstöbern. Und oft sind es nicht die großen und überteuerten, die die wahren Schätze bereit halten. Kleinere Läden, die auch außerhalb der Innenstadt verstreut sind, und Pop-Up Events sind meistens nicht so überlaufen und haben viel zu bieten. Am Olympiapark, an der Theresienwiese und am Bahnwärter Thiel finden zum Beispiel immer wieder Flohmärkte statt, die jedes Mal etwas Neues im Angebot haben.

Shoppen für den guten Zweck 

Valentina arbeitet seit fast zwei Jahren jeden Sonntag beim Oxfam Shop in der Türkenstraße. Der Laden gehört zur gleichnamigen internationalen Wohltätigkeitsorganisation und alle Profite gehen an die Oxfam Krisenhilfe. Valentina und ihre Kolleg*innen arbeiten ehrenamtlich dort. Die Kleidung kommt von Spenden aus dem Umfeld. Auch, weil die Kleidungsindustrie eine der größten Umweltverschmutzer weltweit ist und oft schlechte Arbeitsbedingungen ausnutzt. Thriften ist also neben einem Modetrend auch gut für die Umwelt. Wer also bei Läden wie Oxfam shoppen geht, kann nicht nur nachhaltige Kleidung finden, sondern unterstützt gleichzeitig noch dem Kampf gegen lokale und globale Probleme.

Hand an second hand anlegen 

Wenn das 100 Prozent passende Stück nicht immer gleich im Laden hängt, ist das nicht zwingend ein Nachteil. Denn dann kann man sogar richtig kreativ werden. Die alten Klamotten lassen sich nämlich oft selbst umgestalten. Ein zu großes Shirt kann man mit einer Schere leicht zuschneiden, mit Elastikbändern enger machen oder Ärmel und Hosenbeine kürzen, um genau den Style zu bekommen, den man gesucht hat.

Man kann sich auch extra Stoff, Bänder oder alles, was einem einfällt, annähen, um sich ein wirkliches Einzelstück zu schaffen. Das geht mit einer Nähmaschine besonders gut, ein Nähkasten tut es aber auch. Pinterest, Youtube und Instagram bieten dazu einen Überfluss an Inspiration und Tipps. Man braucht eigentlich nur etwas Kreativität und Übung.

Es gibt nicht nur eine Perle 

Das heißt aber noch lange nicht, dass man in Second Hand Geschäften nur selten gute Sachen findet. Valentina findet eher, dass das Gegenteil der Fall ist. Denn ausgestellt werden nur Kleidungsstücke, die gute Qualität haben. Die schlechte Ware geht schon kaputt, bevor man sie spenden kann. Seit der Corona-Krise sei die Auswahl sogar besser geworden, meint Valentina. Viele hätten die Zeit zum Aussortieren genutzt, deshalb gab es sehr viele Spenden. So kommen jede Woche viele neue Kleidungsstücke rein und bleiben auch nur etwa drei Wochen ausgestellt. Zu kaufen gibt es alles zu etwa einem Drittel des Neupreises. Das lockt viele an, aber Valentina sieht vor allem immer mehr junge Leute im ,,Thriftshop-Stil”.

Wer beim Thriften Erfolg hat, bringt also am Ende nicht nur ein Einzelstück mit einer besonderen Geschichte mit. Man kann auch für wenig Geld der Umwelt etwas Gutes tun und außerdem aus seiner Kleidung ein Kunstwerk basteln.