Achtsamkeit

Im Hier und Jetzt

/ / Bild: Cookie Studio / Shutterstock

Zu Zeiten der Coronakrise verlagert sich das leben zu großen Teilen ins eigene Zuhause. Gearbeitet wird von daheim – Haushalt, Organisation und Kinderbetreuung nehmen überhand. Parallel prasseln immer neue Nachrichten auf unsere Smartphones ein. Da ist es schwer, die Ruhe zu bewahren. Kleine, positive Dinge geraten dabei schnell außer Acht. Dabei kann genau das helfen, den Fokus nicht zu verlieren.

Eigentlich könnte die Zeit in Isolation auch entspannt sein – die Seele baumeln lassen und all das angehen, wofür sonst die Zeit fehlt. In der Realität verwischt aber die Arbeit im Home-Office immer mehr mit der Freizeit und die Freizeit immer mehr mit persönlichen To Dos. Die räumliche Trennung zur Arbeit fehlt. Wie oft passiert es da, dass wir anfangen, vieles nebenbei und auf einmal zu machen und uns dabei selbst komplett vergessen? Wir achten einfach nicht mehr darauf, was uns jetzt gerade gut tun könnte oder, ob wir vielleicht eine Pause mehr am Tag brauchen. Gerade in aufwühlenden Zeiten wie den jetzigen, kann es helfen, wieder achtsamer zu leben, um auch die kleinen, positiven Dinge nicht aus den Augen zu verlieren.

Der Kern von Achtsamkeit

Das Prinzip der Achtsamkeit ist auch schon in einer alten buddhistischen Parabel verankert. Sie handelt von einem weisen Mann, der trotz vieler Beschäftigungen immer gelassen wirkt. Ein Mädchen fragt ihn nach seinem Geheimnis, was er denn anders mache. Darauf antwortet er: „Ganz einfach: Wenn ich gehe, dann gehe ich, wenn ich esse, dann esse ich und wenn ich spreche, dann spreche ich. Wenn ihr sitzt, dann steht ihr schon, wenn ihr steht, dann geht ihr schon, wenn ihr geht, dann seid ihr schon am Ziel!” Achtsamkeit bedeutet also, mental im Hier und Jetzt anzukommen, bewusst wahrzunehmen, welche Bedürfnisse wir gerade haben, wie wir uns fühlen, wo wir stehen. Ein achtsamer Mensch lebt in der Gegenwart und nimmt Momente wahr, ohne sie zu werten. Er konzentriert sich voll auf das, was er gerade tut. Er achtet auf seine Bedürfnisse. Wie oft passiert es, dass wir den Hunger vor lauter Arbeit nicht bemerken? Oder wie oft passiert es, dass wir während des Frühstücks parallel Nachrichten checken, die Arbeit im Kopf durchgehen und mit den Gedanken bei der Organisation für morgen hängen? Dabei muss man im Alltag häufig nicht einmal mehr Zeit aufwenden, um den Tag zu entschleunigen und Achtsamkeit darin zu integrieren.

Achtsamkeit im Alltag

Achtsamkeit kann in verschiedenen Formen gelebt werden. Wichtig dabei ist, dass es regelmäßig passiert. Wie einfach Achtsamkeit in den Alltag zu integrieren ist, zeigt ein sogenanntes Positivtagebuch. In Stichpunkten schreibt man Notizen zu bestimmten Kategorien. Es geht dabei auch nicht darum, großartige Dinge vollbracht zu haben: Manchmal freut man sich einfach über eine Tasse Tee oder ist dankbar, wenn sich eine alte Freundin wieder meldet. Mögliche Kategorien wären:

Worüber habe ich mich heute gefreut?
Wofür bin ich heute dankbar?
Was habe ich heute geschafft?
Was habe ich heute Gutes für mich, und/oder mein Umfeld gemacht?
Worauf freue ich mich morgen?

Eine solche Selbstbeobachtung kann helfen, den Blick auf das Positive, Beeinflussbare zu richten. Außerdem kann es helfen, den Tag über einzelne Momente bewusster wahrzunehmen.

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Drinnen bleiben zu müssen kann eine gute Grundlage sein, um sich auf sich selbst zu konzentrieren.

Achtsamkeit – die Lösung für alles?!

Achtsamkeit soll vieles positiv beeinflussen können. Dabei darf nicht vergessen werden, dass sie kein Allheilmittel für Probleme ist. Das bestätigte auch die Studie des Psychologieprofessors Lars-Göran Öst von der Universität Stockholm und seiner Kollegen. In einer Studie haben er und sein Team die Wirksamkeit von Achtsamkeitstherapien untersucht. Die Studie stellt stark in Frage, dass alleine mit Achtsamkeit tiefgreifende Probleme zu therapieren sind. Zwar sei eine Achtsamkeitstherapie besser als gar keine, aber sie würde auch nicht mehr helfen als eine Placebotherapie. Wenn therapeutische Arbeit geleistet werden soll, braucht es mehr: So bietet die Online-Plattform Ifightdepression.com in der jetzigen Situation bei aufkommenden depressiven Symptomen auch ein Onlineprogramm zur Selbsthilfe. Denn Achtsamkeit hat Grenzen. Für kleinere Probleme wie Stressbewältigung kann sie aber hilfreich sein.

Eine Bereicherung für den Alltag

Achtsamkeit ist mehr als eine reine Modeerscheinung. Die Technik kann uns nachweislich unterstützen, bewusster zu leben und achtsamer mit uns selbst und unserer Umwelt umzugehen. Dabei braucht es nicht einmal viel Zeit, einen achtsamen Umgang in den Alltag zu integrieren. Es geht schlichtweg darum, zu erkennen, ob man gerade eigentlich nur funktioniert oder bewusst handelt. Und ein bewusster Umgang kann in schwierigen Zeiten schon sehr hilfreich sein.