M94.5 Filmkritik

Joker

/ / Bild: Warner Bros. Entertainment Inc.

Jack Nicholson, Heath Ledger, Jared Leto – und jetzt Joaquin Phoenix. Die Rolle des Batman-Bösewichts in “Joker” könnte für den dreifach Oscar-nominierten Schauspieler endlich einen eigenen Goldjungen bedeuten. Denn sein Joker ist zwar düster und grausam, aber ebenso glaubhaft und menschlich.

Im Leben von Arthur Fleck läuft nichts nach Plan. Er hat keine Freunde, verspürt keine Liebe, wird gefeuert und wohnt mit Mitte 40 noch mit bei seiner Mutter – Arthur fühlt sich unsichtbar. Doch nach immer mehr Tiefschlägen entscheidet sich der Berufs-Clown und erfolglose Stand-Up-Comedian dazu, etwas bewirken zu wollen. Währenddessen führen politische Proteste in Gotham zu einer Eskalation, die Arthur unbeabsichtigt anfeuert. Die perfekte Zeit für den Clown mit dem unverwechselbaren Lachen, zum Superschurken Joker zu werden.

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Send in the Clown! – der Trailer zu Joker.

Batman-Vorwissen erwünscht

Der biographisch angehauchte Solo-Film dieses Bösewichts aus dem Batman-Universum funktioniert komplett ohne Superhelden-Gegenseite. Dennoch ist Vorwissen über Bruce Wayne und die Stadt Gotham von Vorteil, wenn der Zuschauer alle Szenen, Handlungsstränge und Details verstehen will. Ein paar mehr Erklärungen für die Batman-Neulinge hätten dem Film wohl nicht geschadet und die Zielgruppe etwas erweitert – machen das Kinoerlebnis aber nicht schlechter.

Arthouse trifft Drama trifft Action

Joker ist zwar ein Film aus der Action- und Superhelden-reichen DC-Riege, schafft es aber dennoch, ein komplett anderer und einzigartiger Film zu sein. Anfangs noch Arthouse-mäßig umgesetzt, bekommt Joker immer mehr biographische Züge und endet dann doch als Action-Film. Während gelbe, schnörklige Schriftzüge, langsame Kamerafahrten und musikalische Untermalung aus dem letzten Jahrhundert an einen älteren Arthouse-Film erinnern, sorgt ein Original Score im Stil der Dark Knight-Filme für Gänsehaut beim Zuschauer.

Dank Schminke hat Arthur immer ein Lächeln auf den Lippen (Foto: Warner Bros.)

Dramatische Szenen werden in den 122 Minuten Kinoerlebnis häufig aufgebaut, jedoch kurz vor dem Höhepunkt wieder fallen gelassen. So bleibt die Spannung im Kinosaal auch dann erhalten, wenn die Handlung zeitweise eher weniger voranschreitet. Dennoch wünscht man sich fast, die Filmemacher hätten sich mehr Zeit genommen, um langsamer und somit überzeugender auf das große Finale hinzuarbeiten.

Always Put On A HAPPY Face

Regisseur Todd Philipps (zuvor vor allem bekannt als Regisseur der Hangover-Filme) und Hauptdarsteller Joaquin Phoenix schaffen es, ihre komplett eigene Interpretation des Superschurken auf die Leinwand zu bringen. Das typische, übertriebene und verrückte Lachen des Clowns bleibt zwar genauso erhalten wie das übliche Clown-Outfit, dennoch hat dieser Joker seine ganz eigenen Züge. Phoenix hat für die Rolle 26 kg Körpergewicht abgenommen, was Philipps nicht müde wird, den Zuschauern zu zeigen. Die Psyche und Physis als Kombination überzeugen und sorgen dafür, dass man beim Blick auf Phoenix’ Körper bereits erahnen kann, was im Kopf des Jokers vor sich geht.

Nur Knochen und Haut – Joaquin Phoenix als Joker (Foto: Warner Bros.)

Eigenartiges Tanzen, seltsame Körperbewegungen, ein eiskalter Gesichtsausdruck und ganz viel Joker-Gelache – all das macht Joker zu einem durchaus überraschenden, überzeugenden und tiefsinnigen Arthouse-Drama-Action-Film mit einem perfekt besetzten Hauptdarsteller.

Überzeugend und begeisternd

Zurücklehnen, genießen und einen irgendwie anderen Superhelden-Bösewichts-Film erleben. Das ist die Devise von Joker. Und nein, Regisseur Todd Philipps plant keine Fortsetzung. Ein Grund mehr, sich voll und ganz auf die neueste Umsetzung des bösen Clowns zu fokussieren und freuen. Denn die passt einfach – und überzeugt.

“Joker” ist ab dem 10. Oktober 2019 in den deutschen Kinos zu sehen.