Bergsteiger auf dem K2

Weltrekord auf dem gefährlichsten Berg der Welt

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Zum ersten Mal in der Geschichte der Menschheit haben Bergsteiger den K2 erfolgreich im Winter bestiegen. Der sogenannte „Mörderberg“ im Karakorum-Gebirge ist mit seinen 8.611 Metern der zweithöchste, dabei aber der gefährlichste Berg der Erde. Erst rund 300 Bergsteiger:innen haben es jemals geschafft, den technisch besonders anspruchsvollen Gipfel zu erreichen. Wiederkehrende Unfälle und Lawinen-Katastrophen fordern immer wieder Menschenleben. Auf 100 Gipfelerfolge kommen laut Statistik 29 Tote.

Gipfelerfolg für nepalesisches Bergsteigerteam

Am Samstag, den 16. Januar 2021 gelang es einem zehnköpfigen nepalesischen Team aus Extrembergsteigern unter der Leitung von Nirmal Purja um 16:48 Uhr Ortszeit den Gipfel zu stürmen. Bis zu ihrem Erfolg, gelang dies während der Wintersaison noch keinem anderen Team. Mit dem K2 ist nun auch der letzte der 14 Achttausender während dieser besonders schwierigen Wintermonate bezwungen worden.

Was für ein Aufstieg. Ich bin demütig und dankbar, dass wir als Team den großartigen K2 unter extremen Winterbedingungen bestiegen haben. Wir haben uns vorgenommen, das Unmögliche möglich zu machen, und es ist uns eine Ehre, diesen Moment nicht nur mit der nepalesischen Bergsteigergemeinschaft, sondern mit jedem auf der ganzen Welt zu teilen.

Nirmal Purja

Die stolzen Mitglieder des Expeditionsteams heißen: Nimsdai Purja, Mingma David Sherpa, Mingma Tenzi Sherpa, Geljen Sherpa, Pem Chiri Sherpa, Dawa Temba Sherpa, Mingma G, Dawa Tenjin Sherpa, Kilu Pemba Sherpa und Sona Sherpa.

Bild: K2 / Bild: Shutterstock

„Wir sind stark, wir sind bestens trainiert“

Einen solchen Berg zu besteigen ist nur als eingespieltes Team möglich. Dabei handelt es sich nur nicht um eine gewaltige bergsteigerische Leistung, sondern auch eine Herausforderung in Sachen Logik und Teamleistung. Über Wochen hinweg mussten die Bergsteiger in einem Lager am Fuß des Berges ausharren, während Höhenwinde mit bis zu 300 km/h ihre Ausrüstung in den höheren Lagern davongeblasen hatten. Nur mit vereinter Manneskraft gelang es ihnen, die Ausrüstung erneut nach oben zu schleppen und alle Sicherungsarbeiten ein zweites Mal durchzuführen. Doch das machte sich bezahlt: Wenige Meter vor dem Weltrekord wartete das gesamte Expeditionsteam zehn Minuten, um anschließend gemeinsam den Gipfel zu stürmen. Dabei sangen sie voller Stolz die nepalesische Nationalhymne.

Leider wird der Triumph aber auch von einem Todesfall überschattet. Beim Versuch, den gefährlichsten Berg der Erde erstmals im Winter zu besteigen, ist der spanische Extrembergsteiger Sergi Mingote tödlich verunglückt. Er versuchte zeitgleich zum nepalesischen Expeditionsteam, mit einem anderen Team den Gipfel zu erklimmen. Der spanische Ministerpräsident Pedro Sánchez schrieb auf Twitter: „Er wollte Geschichte schreiben und ein tragischer Unfall setzte seinem Leben ein Ende.“

Es ist schon im Sommer ein technisch äußerst harter Anstieg

Bild: Tagelanges Verharren und Warten in eisiger Kälte / Bild: Shutterstock

Einen Berg wie den K2 im Winter zu besteigen, stellt nochmal eine ganz andere Herausforderung als im Sommer da. Die Temperaturen können auf bis zu -65 Grad Celsius fallen, vereiste Steilwände erschweren den Aufstieg, überall lauert extremen Lawinengefahr und es herrscht ein erschreckend niedriger Luftdruck. Dieser klaut rund zwei Drittel des Sauerstoffs zum Atmen. Umso beeindruckender, dass Nirmal Purja den Gipfel laut eigenen Angaben ohne zusätzliche Hilfe von künstlichem Sauerstoff erreichte. Eine Leistung, die in der internationalen Bergsteigerwelt auf größte Anerkennung stößt.

„K2 winter was a beast of a challenge. I firmly believe that a feat of such caliber is never possible if you don’t have a purpose or if it is only aimed for your own self glory.“

Nirmal Purja

Nirmal Purja und sein Sherpa-Team schreiben am K2 alpine Geschichte

Mit dem Weltrekord möchte der Expeditionsleiter Nirmal Purja vor allem den jüngeren Bergsteigergenerationen in Nepal ein Vorbild sein. Erst im Oktober 2019 schaffte es der Ausnahmeathlet nach nur 6 Monaten und 6 Tagen im Rahmen seines sogenannten „Project Possible“ die 14 höchsten Berge der Welt in Rekordzeit zu besteigen. Mit der nun gelungenen Winterbesteigung des K2 setzt sich der Alpinist nochmal mehr ein beeindruckendes alpines Denkmal und erfüllt das nepalesische Volk mit großen Stolz. Die sogenannten Sherpas, die nepalesischen Bergführer bei internationalen Expeditionen, gehören zum Teil zu den herausragendsten Bergsteigern der Welt. Ihre Auftraggeber erkennen ihnen diese Leistung jedoch selten in Form von Aufmerksamkeit oder angemessener Bezahlung an. Das soll sich nun ändern!