Filmkritik

Together

/ / Bild: Leonine Studios

“Aus zwei wird eins und bleibt doch zwei”: Was wie ein wenig inspirierter Hochzeitstoast klingt, ist die Kernidee von Michael Shanks Body-Horror “Together”. Der Film geht buchstäblich unter die Haut, und kratzt dabei nicht nur an der körperlichen Oberfläche, sondern taucht tief in die emotionalen Abgründe ko-abhängiger Beziehungen ein.

Ein Haus im Grünen

Millie und Tim sind schon ewig zusammen, sind aber auf dem Papier eindeutig kein Match-made-in-Heaven mehr. Sie ist Grundschullehrerin, organisiert und leicht gestresst, er eher emotional unreif und arbeitet an seiner Musiker-Karriere, die immer noch nicht so richtig anlaufen möchte. Um ihre kriselnde Beziehung zu retten, wagen die beiden einen riskanten Schritt: Sie lassen ihr stylisches Apartment und soziales Umfeld in der Stadt zurück und ziehen gemeinsam aufs Land, wo Millie einen Job gefunden hat. Das alleine klingt schon genug nach einem Rezept für Desaster. In ihrer neuen Umgebung angekommen folgt aber schon das erste unheimliche Vorzeichen: In den Wänden des vermeintlichen Traumhauses finden sie tote Ratten.

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Trailer zu “Together”

Landidylle?

Es bleibt nicht dabei: Irgendwas scheint faul an der Kleinstadt, in die es die beiden verschlagen hat. Millies Arbeitskollege scheint seltsam investiert in die Zugezogenen. Ein Pärchen, dass eine Weile vor ihnen neu in die Stadt kam, ist auf mysteriöse Weise verschwunden. Weil ihnen in ihrer neuen Umgebung nicht viel anderes einfällt, entscheiden die Großstädter sich, mit dem Wandern anzufangen. Dabei kommt es wie es kommen muss: Sie werden von einem Gewitter überrascht, verirren sich im Wald, und fallen schließlich in eine unterirdische Höhle. Nach einer Nacht, die sie dort unten verbringen müssen, weiten sich die unheimlichen Ereignisse auf das Körperliche aus.

Nach der Nacht im Wald kommt es zu übernatürlichen Phänomenen (Bild: Leonine Studios)

Psycho-Body-Horror

Regisseur und Drehbuchautor Michael Shanks schafft es in seinem Debütfilm meisterhaft, Body-Horror vor einen psychologischen Hintergrund zu stellen. So grausig es auch ist, anzusehen, durch welche körperlichen Torturen Millie und Tim durch ihre unfreiwillige Metamorphose gehen müssen – und der Body-Horror-Faktor wird hier extrem graphisch – das wahre Grauen liegt in der alles-verschlingenden Ko-Abhängigkeit der beiden. Der Film geht mit der Body-Horror-Storyline nur den nächsten logischen Schritt und bringt diese unlösliche Verwebung der beiden auf eine körperliche Ebene.

Im Laufe des Films packt Zuschauer:innen die entsetzliche Gewissheit, dass es bereits vor dem Beginn zu spät war. Millie und Tim sind nicht zusammen, weil sie das wollen, sondern weil sie es müssen. Die Beziehungsmuster, die sie daran hindern, sich der übernatürlichen Herausforderung der Handlung zu stellen, gehen viel zu tief. Sie können sich vielleicht physisch auseinandersägen, und es ist hart, ihnen dabei zuzusehen, aber es gibt keine Hoffnung mehr. Unterstrichen wird dieser Horror noch von der extrem glaubhaften schauspielerischen Darstellung durch das reale Ehepaar Alison Brie und James Franco. “Together” ist unter all dem Kunstblut ein Alltagshorror: Ihr kauft ein Haus, zieht raus aufs Land, und hört auf zu existieren.

“Together” von Michael Shanks läuft ab dem 31. 07. 2025 in den Münchner Kinos.