Hölle auf Erden - Specialist Ty Michael Carter (Caleb Landry Jones) trauert um seine gefallenen Kameraden. ©Telepool

Filmkritik

The Outpost – Überleben ist alles

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Eine Militärbasis, deren Existenz jeder strategischen Logik widerspricht. Eine Mission, die zum Scheitern verurteilt ist. Und eine Gruppe von Soldaten, die in einer ausweglosen Situation ums Überleben kämpft. The Outpost erzählt eine wahre Geschichte, die auf erschreckend realistische Weise die Vergeblichkeit des Krieges greifbar macht.

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Trailer zu The Outpost – Überleben ist alles

Mitten im Hindukusch-Gebirge in Nord-Afghanistan, nahe der pakistanischen Grenze, liegt Camp Keating. 54 amerikanische Soldaten tun dort 2009 ihren Dienst. Ihr Auftrag: Sie sollen der vom Krieg traumatisierten einheimischen Bevölkerung beim Wiederaufbau ihrer Provinz helfen. Dabei machen sie kaum Fortschritte. Hinzu kommt, dass das Lager außerordentlich gefährlich liegt: Es befindet sich in einem tiefen Tal, am Fuß von drei steilen Bergen, mit schlechten Zugangswegen.

Eine Basis ohne Zweck

CNN-Journalist Jake Tapper hat die extrem lesenswerte literarische Vorlage mit dem Titel Outpost, an Untold Story of American Valor geschrieben. Darin erklärt er, dass die Basis 2009 keinen strategischen Zweck mehr erfüllt hat. Im Militär-Jargon wird ein solcher Außenposten als “selbst-schleckendes Eis” bezeichnet – es existiert nur noch um seiner selbst willen. Kein Einzelfall in diesem Krieg. Weil viele militärische Ressourcen im Irak gebraucht wurden, musste im gebirgigen Afghanistan gespart werden. Camps wurden in Tälern gebaut, wo keine Helikopter zur Versorgung notwendig waren. Und dort waren diese Lager leichte Beute für die Taliban.

Im Gefechtsnebel - Staff Sergeant Clint Romesha (Scott Eastwood) geht verletzt und unter Schock in Deckung. ©Telepool
Im Gefechtsnebel – Staff Sergeant Clint Romesha (Scott Eastwood) geht verletzt und unter Schock in Deckung. ©Telepool

Dass eine Reihe schlechter Entscheidungen in Washington die Soldaten in diese fatale Lage gebracht hat, wird im Film nicht erklärt. Das würde den Rahmen des Films, der mit über zwei Stunden schon recht lang ausgefallen ist, sprengen. Es wird nur kurz erwähnt, dass das Camp auf Bitten des ehemaligen afghanischen Präsidenten Hamid Karzai länger in Betrieb war, als eigentlich vorgesehen. Das hatte dramatische Konsequenzen: Der geplante Abzug der US-Soldaten sickerte an die Taliban durch. Am 3. Oktober 2009 umzingeln hunderte schwerbewaffnete Terroristen das Lager. Es kommt zu einem der blutigsten Gefechte im Afghanistan-Konflikt, das die ganze zweite Hälfte des Films vereinnahmt.

Ein realistisches Bild vom Krieg

Regisseur Rod Lurie war selbst Soldat. Entsprechend loben viele Veteranen die realistische Darstellung des Krieges im Film: Wie frustrierend und langweilig der Dienst in der Abgeschiedenheit des afghanischen Hinterlands sein kann, während die Männer gleichzeitig unter permanenter Anspannung stehen: Der nächste Angriff kann jederzeit stattfinden.

Das Ensemble hat nur wenige berühmte Namen zu bieten: Scott Eastwood (“Suicide Squad”), Caleb Landry Jones (“Three Billboards Outside Ebbing, Missouri”) und Orlando Bloom (“Herr der Ringe”) sind die einzigen Stars. Aber der Cast versteht es, dem Publikum zu vermitteln, wie unterschiedlich sich ein solches Leben auf Soldaten auswirken kann.

Der Film ist eine Herausforderung. Er widerspricht gängigen Sehgewohnheiten: Die erste Hälfte zieht sich träge dahin, während der zweite Teil den grausamen Kampf ums Überleben zeigt. Statt einer Elitetruppe werden ganz normale Soldaten porträtiert. Es ist nicht glamourös, was sie tun. Aber sie versuchen ihr Bestes, ihre Pflicht zu erfüllen, ihre Kameraden zu retten und dabei selbst am Leben zu bleiben. Am Ende gibt es keinen ruhmreichen Sieg. Stattdessen müssen die überlebenden Soldaten vom Helikopter aus zuschauen, wie ihr Camp in die Luft gesprengt wird – ein symbolträchtiges Bild für die Vergeblichkeit des Krieges.

The Outpost – Überleben ist alles ist ab 17. September 2020 in den deutschen Kinos zu sehen.