Festivalblog

Sziget 2025 Day TWO / THREE.

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Einmal im Leben Schiffbruch erleiden – das wär’s doch. Aber nicht irgendwo in der Karibik – nein, mitten in Budapest, mitten in der schönen, blauen Donau. Welcome to the Island of Freedom, welcome to Sziget.
Ein subjektives Festivalerlebnis im „Paris des Ostens“.

Auf der Donauinsel.

Gestrandet auf einer Insel, gestrandet in einer neuen Lebensrealität. Anfangs hatte ich noch Bedenken, wie die Bewohner:innen mein unangekündigtes Eintreffen bewerten würden. Aber schon am zweiten Tag fühle ich mich frei und willkommen.

Die kleine Blase mitten im Strom ist herzlich, einladend und sehr freundlich. Es ist Zeit, die Besonderheiten dieser pulsierenden Gemeinschaft näher zu beschreiben. Aber eins kann ich schon vorab sagen: Jede und jeder ist willkommen.

Und sobald man die Ufer erreicht, erhält man sofort einen Pass und eine Aufenthaltsgenehmigung. Das hat doch Nachahmungspotenzial.

Vorherrschende Religion: Liebe.

Auf dem Sziget wird der Götzendienst noch großgeschrieben. Gegen Mittag erheben sich die Bewohner:innen langsam von ihren Schlafstätten, die sich süß zwischen Bäumen und Attraktionen überall auf der Insel verteilen. Während der Schlaf langsam aus den glücklichen Gesichtern schwindet, sammeln sich die Ersten vor den großen und kleinen Bühnen, in den klimatisierten Zelten, in den Spiegel- und Spielsälen und lassen auf hundert verschiedene Arten ihre Seele baumeln.

Jede Form von Anbetung ist in diesem sicheren Hafen mitten in Ungarn absolut wertfrei zulässig. Überall tanzen die Menschen ekstatisch, liegen sich lachend und weinend in den Armen. Einige Künstler:innen blicken mit feuchten Augen in die Menge und sind ergriffen.

In einem artifiziellen, auf Authentizität getrimmten System gibt es wenige Momente, die so echt erscheinen – vielleicht ein Effekt, den diese Insel auf unsere Gött:innen hat.

© Sziget Press Office

Die Liebe im Detail.

Was in dieser kleinen Welt auffällt, ist der Fokus und die Hingabe – vom Großen zum Kleinen. Während der Trubel die Massen vor den großen Attraktionen einfängt, entfaltet sich das Leben in den unterschiedlichsten Ecken der Insel.

Am Eingang lädt ein alter Fairground die Kinder zum Verweilen ein. Im Magic Mirror feiert die LGBTQIA+-Gemeinschaft mit allen die Freiheit, die in vielen Teilen der Welt momentan beschnitten wird. Im Cirque de Sziget zeigen Akrobat:innen, wie sich das Leben im Exil bewältigen lässt – und dass die Hoffnung niemals stirbt.

© Dayana Christ

Auch in Romeo und Julia muss das Ende nicht zwangsläufig tragisch sein. Wir alle haben die Möglichkeit, nicht das Gift zu trinken, sondern stattdessen die süßen Früchte des Lebens zu genießen. Warum hassen, wenn man auch Erdbeeren in der Sonne essen kann, während The Kooks den Rock ’n’ Roll zelebrieren?

Auf dem Sziget lebt man für eine Woche eine Utopie, die man sich für die ganze Welt nur wünschen kann.

© Sziget Press Office