Platte des Monats: Oktober 2020

Sen Morimoto – Sen Morimoto

/ / Bild: Sooper Records

Jazz-Rap aus Chicago: am 23. Oktober hat Sen Morimoto sein neues Album veröffentlicht. Die 15 Songs sind vollgepackt mit tiefgründigen Lyrics und vielschichtigen Sounds. So setzt Morimoto auf sein Debütalbum Cannonball! noch einen drauf.

Sen Morimoto ist ein Multi-Instrumentalist aus Chicago, dessen erstes Instrument das Saxophon war. Heute kombiniert er diese klassischen Jazz-Wurzeln mit seiner Liebe für Hip-Hop. Seine Songs sind eine komplexe Verschachtelung von Eindrücken. In seinem neuen, selbstbetitelten Album zeigt er wieder die beeindruckende Bandbreite and Genres und Instrumenten, die er sich im Laufe seines Lebens angeeignet hat. 

Sen Morimoto

Morimotos Leben ist geprägt von Reisen, Umzügen und Aufbrüchen. In seiner Spotify-Bio scherzt er: „I was born in Kyoto and immediately delivered to a Volkswagen bus“. In diesem Bus verbrachte er dann mit seiner Familie einen Teil seiner Kindheit, bevor die Familie von Japan nach Massachusetts zog. Dort legte Morimoto seinen musikalischen Grundstein und begann, Saxophon zu spielen. Das ausschlaggebende Ereignis in Morimotos Karriere war sein Umzug nach Chicago im Jahr 2014, der ihn dazu inspirierte ein eigenes Solo-Projekt anzugehen.

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Sen Morimoto – “Jupiter”

Komplexe Instrumentierung

In den Lyrics schwingt eine ständige Melancholie mit, während die Instrumentierung durch eine gelassene Glückseligkeit geprägt ist. Die tagträumerischen Lo-Fi Sounds und Beats sind eine Mischung aus Hip-Hop, R&B und Pop, immer unterlegt mit einem kleinen bisschen Jazz und elektronischer Produktion. Dieses Jonglieren von Genres kann aufs erste Hören eigentlich nicht funktionieren, aber Sen Morimoto gelingt es mit einer spielerischen Leichtigkeit.

Kollaborationen

Neben den Vocals und Instrumentierung, die Morimoto selbst geschaffen hat, featuret Sen Morimoto einige andere Namen aus der Chicagoer Musikszene, wie Lala Lala, KAINA und Nnamdï, welcher ihn zur Gründung des eigenen Labels Sooper Records motiviert hat. Diese Einflüsse verhelfen Moromoto, sein musikalisches Spektrum noch mehr zu erweitern und tragen zu der Dynamik der Platte bei. 

In „Deep Down“ tut er sich mit der japanischen Musikerin AAAMYYY zusammen und erschafft einen fröhlich-nachdenklichen Track mit einer tiefgründigen Bedeutung, die beim ersten Hören gar nicht auffällt. 

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Sen Morimoto – “Deep Down” ft. AAAMYYY

Poetische Lyrics zwischen Traum und Realität

Diese komplexen Instrumentals kombiniert Morimoto mit Texten, in denen er sich persönlich und offen zeigt. Er ist direkt und ehrlich mit seinen eigenen Gefühlen und drückt so kurze, reflektierte Gedanken aus, die wir alle mit ihm teilen.

Morimoto hat den Großteil des Albums unterwegs geschrieben, auf Zugreisen zwischen Städten und an fremden Orten. Dieses Gefühl des Aufbruchs und Unterwegsseins schwingt in den Liedern mit. Durch die Nächte an fremden Orten wurden seine Träume intensiver, bis sie sich kaum von der Realität unterscheiden ließen. Diese Träume inspirieren die Aura des Albums, die immer zwischen Traum und Realität zu schwanken scheint.

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Sen Morimoto – “Tastes Like It Smells” ft. Lala Lala, Kara Jackson, Qari

Selbstbetrachtungen

Sen Morimoto handelt von Introspektive und davon, die eigene subjektive Wahrnehmung durch Selbstbetrachtung zu durchbrechen. Morimoto erklärt in einem Statement:

„Thematically, the album explores self-examination–the way reality breaks the distortion of subjective experience. Focusing on minutia, the album highlights the ways that our learned habits, such as shameful desires and righteous ideals, are inherited by everyday motions of modern American life.”

Sen Morimoto 2020

In „Woof“ erzählt er von dem Lernprozess, sich auf sich selbst zu verlassen. Er ist am Boden, er ist verzweifelt, aber er hat es satt, Fröhlichkeit vor zu täuschen: „I’m so tired for pretending to be happy/Now I’m crying so loud that my dog is barking at me“. Seine Texte sind poetisch und fließen mit dem Rhythmus des Songs:

„My back, it breaks for you
The cracks in pavement move
Beneath your feet they land and wait for you“

Sen Morimoto – “Woof” (2020)
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Sen Morimoto – “Woof”

Facettenreiches Hörerlebnis

Die 15 Tracks auf Sen Morimoto sind ausgeklügelte, tiefgründige Songs, von denen keiner hinter den anderen zurücksteht. Morimoto schafft es, seinen Hörer*innen kleine Einblicke in seine Welt und seinen Kopf zu bieten und das Ganze dann in genialer Instrumentierung zu verpacken. Gut zum Hören nebenbei, aber noch besser, wenn man Zeit hat, um genauer hin zu hören.

Sen Morimoto – Sen Morimoto ist am 23. Oktober über Sooper Records erschienen.