FILMFEST 2025

#SCHWARZESCHAFE

/ / Text: Paula Hayduk | Bild: Clara Marnette / Port au Prince Film

Außenseiter, Abwege, Absurditäten: #SchwarzeSchafe nimmt uns mit in einen Hochsommer in Berlin. Wir werden Zeugen davon, was passiert, wenn Menschen plötzlich tun, was sie wirklich wollen – egal wie schräg, naiv oder selbstzerstörerisch es sein mag. Vielleicht ist es am Ende ja doch erfolgreich auf die eine oder andere Art… 

Im Zentrum stehen Figuren, die sich am Rand der Berliner Gesellschaft bewegen: Ein Clan-Chef, der beschließt, seinen kriminellen Betrieb klimaneutral umzustellen. Ein Fischer, der aus invasiven Sumpfkrabben Snacks herstellen will. Ein Balkon-Imker, dessen Bienenvolk auf Speed ist. Und dazu noch eine Genderpuppen-Erfinderin, die aus ihrem Alltag ausbrechen möchte. Ihr Ladenbesuch beginnt mit Hoffnung. Und endet mit einer Spielzeugpistole, einer neuen Freundin und sehr viel mehr Geld.

Wie verrückt das Leben doch sein kann, wenn man mal tut, was man wirklich will.

SCHWARZESCHAFE

Nach und nach verflechten sich ihre Geschichten zu einem absurd-komischen Netz voller Irrwege und Begegnungen. Was sie eint? – Sie sind auffällig anders. Sie befinden sich Irgendwo zwischen Drogen und Selbstverwirklichung. Alle Figuren ringen mit dem, was sie innerlich bewegt – mal leise, mal laut, mal ganz daneben. Doch sie gehen unerschrocken ihren eigenen Weg, auch wenn es manchmal ein Irrweg ist. Dabei entsteht etwas: Keine Erleuchtung, aber vielleicht ein Hauch von Erkenntnis und Akzeptanz. 

Ankunft GREEN HUB: Charlotte Heinze (Jule Böwe), Copyright: © Clara Marnette / Port au Prince Film

Neuerscheinung 

Der Regisseur Oliver Rihs knüpft damit lose an seinen ersten Teil aus 2006 an. Der damals in Schwarz-Weiß erschien und eher dokumentarisch wirkte. Zwar setzt die Neuerscheinung thematisch an einem ähnlichen Punkt an, diesmal aber in völlig anderem Stil. Es ist also kein klassischer zweiter Teil, sonderneher eine Neuinterpretation, angepasst an die heutige Zeit und ihre Probleme. Die neue Version ist alles andere als zurückhaltend: Sie ist bunt, laut, überdreht. 

Doch vielleicht ist am Ende der eigensinnige Spinner vor Gottes Antglitz der wahre Gewinner 

SCHWARZESCHAFE

Gesellschaftskritik 

Der Humor dient als Zugang zu kritischen Auseinandersetzungen mit unserer Gesellschaft. So wirft er Themen, wie die Gender-Debatte oder Rassismus auf. Ein zentrales Beispiel: Ein Besuch im Unverpacktladen eskaliert, als die Mitarbeiterin wegen ihrer Vorurteile die Polizei ruft. Ihre Rechtfertigung: „Ich bin nicht rassistisch, ich bin BIPOC.“ – der Film spielt mit Klischees, um sie sichtbar zu machen. Dabei wird deutlich: Die Art, wie wir über Themen sprechen, kann manchmal selbst ausgrenzen oder überfordern. Nicht immer ist greifbar, wo genau die Kritik ansetzt – oder ob sie überhaupt ankommen soll. Themen wie sexuelle Übergrifflichkeit werden gezeigt, werden jedoch nicht weiter aufgearbeitet. 

Großstadtsommer 

Visuell spiegelt sich die vielschichtige Erzählung in einem intensiven Stil wider: Der warme Unterton vermittelt ein Gefühl von Schwüle und Unruhe. Das wird unterstützt durch bunte Bunte Filter, überzeichnete Kostüme und knallige Farben. Die grotesken Elemente verstärken das Gefühl, dass Realität, Traum und Drogenwahn untrennbar miteinander verwoben sind. Das ist jedoch auch die Schwäche des Films – oft wirkt er überladen und zu bemüht verrückt. 

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Trailer zu #SCHWARZESCHAFE

Der Regen 

Am Ende kommt die Erleichterung: der lang ersehnte Regen. Das, worauf die Charaktere die ganze Zeit gewartet haben. Und wie Wasserperlen scheinen zumindest kurz ihre Sorgen und die Schwere des Lebens abzuperlen. Für einen kurzen Moment dürfen sie einfach nur Menschen sein. Am Ende bleibt eine fast naive, aber aufrichtige Botschaft: ‚Wer an Wunder glaubt, vollbringt sie.‘  

Ihr könnt #SchwarzeSchafe noch am 03. Juli um 20 Uhr und am 05. Juli um 21:30 auf dem Münchner Filmfest anschauen