
Punk ohne Strom – Die Donots auf Acoustic-Tour
Die Deutschpunk-Urgesteine “Donots” waren am 29.04.2025 im Werk7 theater im Werksviertel München zu Gast. Im Rahmen ihrer „Schwert aus Holz“-Tour sind sie zum ersten Mal rein akustisch unterwegs. Punk ohne Strom? Kann das gut gehen? M94.5 hat sich das mal angesehen.
Wenn die Donots nach München kommen, ist immer etwas geboten. Auch wenn sie schon das 5. Mal innerhalb von 12 Monaten in der Stadt sind. Die Donots und München? Das passt einfach.
Aber mal ganz von vorne.
Zugegeben war ich anfangs etwas skeptisch – Die Donots kündigen eine neue Tour an? Schon wieder? Haben wir nicht erst im Dezember noch auf ihren 30. Geburtstag im ausverkauften Backstage-Werk angestoßen? War die Langeweile bei Ingo und Co. schon wieder so groß?
Es ist keine normale Tour, sondern eine Akustik-Tour. Interessant.
Und diesmal sind die Jungs auch nicht in großen Hallen unterwegs, sondern, wie in München im Werk7 theater, in kleinen Locations am Start. Na gut, was soll’s. Geben wir dem Ganzen doch mal ‘ne Chance.
Und was soll ich sagen, ich habe es nicht bereut.

Bild: Ludwig Weitl
Natürlich haben die Donots – wie mittlerweile alle Bands, die etwas auf sich halten – einen Support-Act dabei. Der besteht an diesem Dienstagabend nur aus einem Künstler: Stefan Honig stürmt mit einer Akustik-Gitarre bewaffnet um Punkt 20 Uhr die Bühne.
Honig, wie er sich der Einfachheit halber nur nennt, liefert einen ersten Vorgeschmack auf das, was diesen Abend noch kommen soll.
Kein großes Brimborium: Ein einzelner Mann mit Gitarre und einer wunderschönen Stimme, die er gekonnt einsetzt, um uns die tiefsten Schluchten seiner Seele zu präsentieren. Zarte Klänge, die berühren und zugleich träumen lassen. Honig hat das Publikum fest im Griff, wenn er zwischen seinen Songs immer wieder den Kontakt zu den Menschen sucht und sich vor keiner Frage aus dem Publikum drückt. Was isst er lieber, Erdnussbutter oder Nutella? Seine Antwort: Natürlich Honig! Sympathisch.
Nicht verwunderlich, dass er zum Ende seines Sets sein Publikum zum Mitsingen inspiriert und uns einen ersten Vorgeschmack darauf gibt, wie laut es bei Akustik-Konzerten zugehen kann.
Um 21 Uhr geht’s los mit dem Hauptact. Ingo, Guido, Alex, Jan-Dirk und Eike betreten die Bühne. Unterstützt werden die Jungs heute Abend von ihren Studio-Musikern Michel Wern und Robin Völkert. Ein „Donots-Kollektiv“ also. Die Message des Abends wird nach dem ersten zugegebenermaßen vom Publikum verhalten aufgenommenen Song „Allein zu allein“ in typischer Donots-Manier auch schnell klar: „Benehmt euch heute NICHT!“
Dennoch ist das Konzert auf musikalischer Ebene kein Donots-Konzert wie jedes andere. Wäre ja auch schlimm, schließlich wurde uns eine ganz neue Seite der Donots versprochen. Und diese neue Seite ist sofort spürbar. So erstrahlen absolute Pogo-Eskalations-Banger wie „Whatever Happened to the 80s“ plötzlich in ganz ruhigem Gewand und „Calling“ bekommt ein Reggae-ähnliches Make-Over verpasst.

Bild: Ludwig Weitl
Wer jetzt denkt, okay, also das ganze Programm einfach in leise und langsam, wird aber auch überrascht: Sonst eher ruhiger wirkende Songs wie „Problem kein Problem“ werden akustisch plötzlich eine Viertel schneller gespielt. All diese überraschende Abwechslung in der Setlist verleiht dem Ganzen tatsächlich auf eine gute, erfrischende Art und Weise einen neuen Teint. Die Donots finden die genau richtige Mischung zwischen Neuerfindung und Altbewährtem.
Was sich aber auch auf der Akustik-Tour der Donots nicht ändert, ist die durchaus Stand-Up-taugliche Dynamik zwischen den Bandmitgliedern und vor allem den Brüdern Ingo und Guido Knollmann.
Da wird kurzerhand mal überlegt, Ingo mitten im Circle Pit die Augen zu lasern, nachdem diesem auf der Bühne die Brille beschlägt und er nichts mehr sieht. So ’ne Kerze sollte doch fürs Lasern reichen, oder?

Bild: Ludwig Weitl
Das Publikum, das aufgrund des bestuhlten Werk7s nicht so wirklich die Möglichkeit auf Pit und Pogo hat, nimmt die Comedy-Einlagen dankend an. Die Stimmung ist super und man merkt, dass sich die Donots in München wohl fühlen. Da wird dann auch kurzerhand der Insider-Song „Scheiß-Matratze“, der irgendwann mal 2022 im Backstage-Werk live on Stage geboren wurde, in „Lattenrost“ umgewandelt. Klar, wir sind ja schließlich ohne Strom unterwegs. Und wo wir doch gerade so in gemütlicher Wohnzimmer-Atmosphäre sind, können wir doch auch alle die Schuhe ausziehen und mit ihnen winken, oder? Tada, die „Schuhnots“ sind geboren.

Bild: Ludwig Weitl
Was bleibt am Ende, nach der „Schuhgabe“, vom 5. Gig in 12 Monaten der Donots in der bayerischen Landeshauptstadt hängen? Auch ohne Strom und akustisch haben’s die Jungs voll drauf. Das mag an der eventuellen Sympathie für München, oder doch einfach an der positiven Art der Band liegen. Dem Publikum gefällt’s und das neue, andere Gewand der Songs bringt frischen Wind mit sich. Kein Wunder also, dass mit „Schwert aus Holz“ am 19. September auch das erste Akustik-Album der Bandgeschichte auf den Markt kommt. Die 13 Songs werden nicht nur in ganz anderem Gewand aufwarten, sondern zusätzlich auch von den Chören der Live-Tour untermalt. Die Tour jedenfalls macht Bock aufs Album. Und wenn sich die Donots weiterhin immer wieder neu erfinden, dann freut sich M94.5 auch schon auf die nächsten 5 Konzerte in 12 Monaten in München.