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Herzrhythmusmassage

Pumpen auf den Beat

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Wenn das Herz stillsteht, hilft nur noch Musik. Tatsächlich gibt es Songs, die bei einer Reanimation den Takt vorgeben können. Aber warum und wie funktioniert das?

Was haben Stayin‘ Alive von den Bee Gees, Dancing Queen von ABBA und Girls Just Want to Have Fun von Cindy Lauper gemeinsam? Ihre Melodie geht direkt ins Ohr – und sie alle laufen auf 100 bis 120 bpm, also Beats per Minute. In genau diesem Tempo muss man einer Person auf die Brust drücken, um sie bei einem Kreislaufstillstand erfolgreich wiederbeleben zu können. Alle, die im Besitz eines Führerscheins sind, sollten wissen, wie das geht. Also in der Theorie, denn die Herz-Lungen-Wiederbelebung ist Inhalt jedes Erste-Hilfe-Kurses. Aber wie ging das nochmal genau?

Sauerstoff für das Gehirn

Bei einem Herzstillstand versagt die Pumpfunktion des Herzens, der Kreislauf steht still und die Blutzirkulation stoppt. Das zeigt sich meistens mit plötzlicher Bewusstlosigkeit, fehlendem Puls und Atemstillstand. Dann muss es schnell gehen, denn bereits nach wenigen Minuten ohne Sauerstoff sterben Gehirnzellen ab und es können bleibende Schäden entstehen. Eine korrekt durchgeführte Herz-Lungen-Wiederbelebung kann das Gehirn aber weiterhin mit Blut und damit auch mit Sauerstoff versorgen. Das verkürzt die Zeit, in der das Gehirn unterversorgt ist – auch wenn der Rettungsdienst noch nicht da ist.

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Herz-Lungen-Wiederbelebung | Dr. Johannes Wimmer

Reanimation Step by Step

In einer Stresssituation fällt es oft schwer, sich an Details zu erinnern, die man vor fünf oder zehn Jahren mal im Erste-Hilfe-Kurs gehört hat. Schnelles Handeln ist jedoch ausschlaggebend für eine erfolgreiche Reanimation. Deshalb gibt es hier nochmal die wichtigsten Schritte.

  • Schritt 1: Notruf wählen
    Wer eine bewusstlose Person findet, sollte sofort den Rettungsdienst rufen. Eine Herzdruckmassage kann nur die Zeit von der Ersten Hilfe bis zur weiteren medizinischen Versorgung überbrücken. Kleiner Reminder an dieser Stelle: In Deutschland hat der Notruf die Nummer 112.
  • Schritt 2: Kreislauf checken
    Ist die Person noch ansprechbar? Atmet sie noch? Lautet die Antwort ja, dann liegt kein Kreislaufstillstand vor. Ist die Person jedoch nicht ansprechbar und atmet auch nicht, dann weiter zum nächsten Schritt.
  • Schritt 3: Atemwege überprüfen
    Es kann sein, dass Essensreste, Erbrochenes oder andere Gegenstände die Luftzufuhr versperren. In diesem Fall ist es wichtig, den Fremdkörper schnell zu entfernen.
    Es ist jedoch auch möglich, dass die Zunge den Rachenraum verschließt. Dann kann durch ein Überstrecken des Kopfes der Luftweg wieder freigegeben werden.
  • Schritt 4: Herzdruckmassage
    So funktioniert die Massage: Hände übereinanderlegen und auf dem Brustbein platzieren. Arme durchstrecken und mit dem ganzen Gewicht 100- bis 120-mal pro Minute drücken. Fünf Zentimeter tief drücken, dann aber den Druck auch wieder komplett vom Brustkorb zu nehmen, damit sich das Herz wieder mit Blut füllen kann. Zu schnelles, zu langsames oder zu schwaches Drücken führt dazu, dass das Blut nicht ganz bis zum Gehirn kommt. Deshalb nicht zaghaft sein: Es kann sein, dass Rippen brechen, aber das ist in der gegebenen Situation verkraftbar.
  • Schritt 5: Beatmen
    Um die Sauerstoffkonzentration im Blut hoch zu halten, braucht der Körper einen Nachschub an Atemluft. Dazu regelmäßig nach 30-mal Drücken die Nase der beatmeten Person zuhalten und fest in den Mund pusten.
    Ein Taschentuch mit einem Loch in der Mitte kann dabei direkten Kontakt mit der anderen Person vermeiden. Theoretisch sind bis zu acht Minuten ohne Luftzufuhr überbrückbar. Nur nicht aufhören zu pumpen!
  • Schritt 6: Abwechseln
    Eine Herzdruckmassage ist körperlich anstrengend. Bei Möglichkeit immer mal wieder mit einem oder einer anderen Ersthelfer:in tauschen, um das Tempo und die Tiefe beim Pumpen konstant halten zu können.
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Bee Gees – Stayin’ Alive (103 bpm)

Eingängige Merkhilfen

Um das Tempo beim Pumpen konstant zu halten, gibt es unzählige Merkhilfen: Und zwar jedes Lied mit 100 bis 120 Schlägen pro Minute. Die Melodie im Ohr hilft nicht nur dabei, im Rhythmus zu bleiben. Sie motiviert auch dazu über längere Zeit durchzuhalten – fast wie beim Joggen. Die Disco-Nummer Stayin’ Alive von den Bee Gees aus dem Jahr 1977 funktioniert dafür ziemlich gut. In der Spotify-Playlist Songs to do CPR to findet ihr noch einige andere Beispiele, aus welchen ihr euch eure persönliche Merkhilfe suchen könnt.