Sport-Events während Corona

Profisportler:innen im Konflikt

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Fast so als hätten wir ein ganzes Jahr übersprungen. Schuld daran? Corona. Das ist auch der Grund dafür, dass sowohl die Olympischen Spiele, als auch die EM von 2020 auf dieses Jahr – 2021 – verschoben wurden. Angesichts der aktuellen Situation stellt sich aber die Frage, ob die Bedingungen dieses Jahr recht viel besser sind. Unter welchen Umständen wäre die Austragung überhaupt möglich? Ist die Austragung der EM auch in München möglich? Und vor allem: Ist das überhaupt moralisch vertretbar?

Olympia unter pandemischen Umständen

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Knapp drei Monate vor Beginn der Olympischen Spiele in Tokio, Japan (23. Juli 2021 – 08. August 2021), ist natürlich alles fest geplant. Doch so langsam kommen wieder Zweifel angesichts der aktuellen Corona-Situation, ob es dieses Jahr überhaupt solch ein riesen Schauspiel geben kann, oder ob dieses erneut verschoben werden muss.

Getroffene Maßnahmen

Der DOSB (“German Olympic Sports Federation”) ein Hygienehandbuch mit allgemeinen Verhaltensregeln für alle herausgegeben. Hierin sind die alt bekannten AHA-Regeln nochmals festgehalten, wie auch genauere Regelungen, z.B. dass es vor Ort auch Hygienebeauftregte geben soll.

Doch das Impfen für Olympionik:innen ist hierin nicht verankert, denn dies hat laut Eike Schulz, ZDF-Sportreporter, zwei Seiten: “Der Wunsch ist, als Sportler:innen geimpft zu Olympia zu fahren. Doch die Sache hat zwei Haken: Die Impfreihenfolge und die Tatsache, dass Impfungen dem Körper in der Olympiavorbereitung zusetzen.”

Werte gehen verloren

Selbst wenn, wäre es denn überhaupt moralisch vertretbar, Sportler:innen in der Priorität wegen ihres Berufs hochzustufen? Künstler:innen, beispielsweise in Theatern, werden auch nicht wegen ihres Berufs geimpft, hört man oft als Kritik. 

Aber eines ist klar, die gleiche Atmosphäre wie unter normalen Umständen wird auf jeden Fall nicht aufkommen. Kein Publikum, kein Kontakt, …

Mit dem ideellen Wert der Spiele werden die in Tokio nicht viel zu tun haben

Carolin Schäfer, olympische Siebenkämpferin

Toshihiro Nikai, der Generalsekretär der Liberaldemokratischen Regierungspartei, sieht die Lage unter steigenden Corona-Zahlen vor Ort jedoch kritisch, wie er in der Sportschau kundgibt: “Wenn die Corona-Infektionen wegen Olympia steigen, weiß ich nicht, wofür die Spiele gut sein sollen.”, wie er der Sportschau erzählt. 

Obwohl die 7-Tage-Inzidenz in Japan letzte Woche bei “nur” 29,4 lag. 

Testlauf in Sapporo geglückt

Am Mittwoch haben die Verantwortlichen der Olympischen Spiele 2021 in Tokio einen Halbmarathon-Testlauf gestartet. Sowohl Männer, als auch Frauen durften hier ihre sportlichen Fähigkeiten auf 21,0975 Kilometern zeigen; unter den steigenden Corona-Infektionen in Japan jedoch ohne Zuschauer:innen. Am Rande sind Sicherheitsbeauftragte mit Schildern gestanden, die Leuten das Zuschauen verboten haben. Ansonsten durften sich die Sportler:innen und deren Teams nur in den Hotelzimmern aufhalten.

Aber auch ohne Zuschauer:innen war der Testlauf sowohl für die Organisator:innen, als auch für die Athlet:innen ein voller Erfolg. Die deutsche Athletin Katharina Steinruck hat es geschafft, ihre Halbmarathon-Bestmarke auf 1:10:43 Stunden zu setzen und wurde so in der Gesamtwertung Vierte. Und auch der World Athletics-Präsident Sebastian Coe ist überzeugt von dem Test.

Deshalb soll am Sonntag ein weiterer Testlauf stattfinden. Dieses Mal dürfen die Leichtathlet:innen ran.

EM 2021

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Geplant ist, die EM 2021 vom 11. Juni bis 11. Juli auszutragen und bis jetzt hält die UEFA (“The Union of European Football Associations”) auch daran fest. Der Präsident Aleksander Ceferin möchte sogar die Stadien mindestens bis zur Hälfte füllen. Genauere Pläne wie das funktionieren soll, liegen jedoch noch nicht vor. Einem Gedanken möchte er aber auf jeden Fall aus dem Weg gehen: “Wir haben mehrere Szenarien vorbereitet. Aber die Option, Geisterspiele auszutragen, ist vom Tisch.“

Die EM 2021 auch in München?

Genau zum 60. Jubiläum soll die EM erstmals in 12 Orten in Europa stattfinden. Darunter auch München mit der Allianz-Arena. 

Gerade gibt es die große Debatte, ob an München als Standort festgehalten werden kann. Ceferin möchte die Austragungsorte dazu verpflichten, die Stadien mit Besucher:innen zu füllen. 

Florian Kraus, Stadtschulrat und Sportreferent der Stadt München, ist auch für solche Sportgroßereignisse zuständig. Auf die Anfrage von M94.5 sagt er:

Also ich kann es absolut nachvollziehen, dass der UEFA-Präsident möchte, dass Zuschauerinnen und Zuschauer im Stadion sind, weil Fußball ohne Zuschauerinnen und Zuschauer ist ja glaube ich nur ne halbe Sache. Den 12. Mann, die 12. Frau braucht man.

Florian Kraus, Stadtschulrat und Sportreferent der Stadt München

Der Sportausschuss sieht hierbei auch nur einer maximalen Auslastung von 20% positiv entgegen. Joachim Herrmann, Bayerns Innenminister, denkt sogar darüber nach, jeden siebten Platz zu besetzen, was einem Publikumsaufkommen von 10.000 Menschen entsprechen würde. Zudem hält er es “nicht mehr unvorstellbar, Zuschauer:innen reinzulassen, die geimpft oder negativ getestet sind.”

Wie geht’s weiter?

Nach einigen Stadtratssitzungen kann bis jetzt noch nichts Offizielles gesagt werden. Am Montag, den 19. April, hat die Pressekonferenz stattgefunden, bei der eigentlich der Beschluss zur Teilnahme fallen sollte. In der Pressemitteilung der Stadt München heißt es:

Ein Rückzug Münchens war und ist kein Thema.

Pressemitteilung der Stadt München zum EM-Standort
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Außerdem wurden drei potentielle Szenarien mit Verhaltensplänen festgelegt. 

Das sogenannte Lead-Szenario beispielsweise würde 14.500 Zuschauer:innen (21,6% der Stadionkapazität) in der Allianz-Arena vorgesehen. Natürlich müssten aber auch die normalen Abstandsregeln eingehalten werden und das Ticketing-System limitiert sein. 

Welches Szenario dann letztendlich umgesetzt werden kann, sei von der Pandemie-Lage im Juni/ Juli abhängig, so in der Pressemitteilung von Montag. So ist die Stadt München laut Kraus bei der Zulassung von Zuschauer:innen abhängig von der zum Zeitpunkt der Europameisterschaft geltenden Bayerischen Infektionsschutzmaßnahmenverordnung. Und natürlich können wir was dies angeht nicht in die Glaskugel schauen, so Kraus weiter.

Und gerade aus der Sicht des Stadtschulrats “kommt’s mir jetzt noch mehr auf die Kinder und Jugendlichen in den Kitas und Schulen an und da fände ich das durchaus etwas im Ungleichgewicht, wenn Distanzunterricht angeordnet wird aber gleichzeitig viele Zuschauerinnen und Zuschauer in den Stadien wären.” 

Der DFB bestätigt aber:

Der Schutz der Gesundheit von Spielern, Organisation und Fans im Rahmen der Spiele der UEFA EURO 2020 in Deutschland ist unser oberstes Ziel. Zudem soll das Turnier im Geiste des gesamten europäischen Fußballs und der zwölf Spielorte sportlich fair ausgetragen werden. Daher entwickeln wir gemeinsam mit der UEFA und unseren Partnern vor Ort Hygienemaßnahmen für die vier Spiele der UEFA EURO 2020 in München.

Pressemitteilung der Stadt München zum EM-Standort

Bis jetzt sind alle jedenfalls sehr optimistisch:

Wir planen für den best case und hoffen auch, dass es bestmöglichst läuft, weil abspecken kann man die Planung immer.

Florian Kraus, Stadtschulrat und Sportreferent der Stadt München

Am Freitag, den 23. April 2021, hat der Exklusivausschuss der UEFA final bestätigt, dass München für die vier geplanten Spiele im Sommer als Gastgeber bestehen bleibt. Zu genaueren Details lässt sich jedoch zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht viel mehr sagen.