Filmfest 2019

Ordinary Happiness

/ / Bild: Filmfest München 2019

Es muss nicht immer ernst zugehen auf dem Filmfest in München. Mit der Komödie “Momenti di trascurabile felicità” des italienischen Regisseurs Daniele Luchetti kommt frischer Wind und jede Menge Spaß auf die Leinwand und in den Kinosaal.

Eigentlich ist das Leben von Paolo nicht schlecht. Er hat eine tolle Frau, zwei hübsche Kinder und Freunde, mit denen er Fußball schaut. Doch eines Tages, als er mal wieder auf seinem Roller bei rot über die Ampel fährt, erwischt es ihn. Er wird von einem Auto frontal gerammt und stirbt.

Der Himmel als riesige Wartehalle

Doch damit fängt die Geschichte erst an. Denn Paolo kommt in den Himmel, wo viele Menschen in einer Art Wartehalle stehen und aufgeregt durcheinander reden. Er muss eine ellenlange Wartenummer ziehen und gerät schließlich an einen Himmelsmitarbeiter mit weißen Haaren und in goldener Weste, dem er versucht, zu erklären, dass er viel zu früh gestorben sei und noch mehr Zeit auf der Erde brauche. Es müsse ein Fehler vorliegen, schließlich habe er immer auf sich geachtet und sogar frische Säfte getrunken, um möglichst alt zu werden. An dieser und anderen Stellen wird immer wieder augenzwinkernd Bezug auf Lifestyle-Phänomene unserer Zeit genommen, wie eben die Smoothies für die Gesundheit, aber auch die riesige Auswahl an verschiedenen Kaffeezubereitungsarten in Cafés, die etwa einen Himmelsmitarbeiter auf der Erde in den Wahnsinn treiben. Die frischen Säfte sind es letztendlich aber, die im himmlischen System nicht vermerkt waren, und Paolo darf als Entschädigung nochmal zurück auf die Erde, allerdings nur für 92 Minuten. Der Beamte in Goldweste kommt natürlich mit, um die Zeit zu überprüfen.

Einer von vielen kleinen Momenten des Glücks in Momenti di trascurabile felicitá (zu deutsch: Momente von vernachlässigbarem Glück).

Was tun, wenn man nur noch eineinhalb Stunden zu leben hat?

Paolo darf also nochmal auf die Erde zurück. Während er verzweifelt versucht, Zeit mit seiner Familie zu verbringen, beginnt er, über seine Vergangenheit nachzudenken, und merkt, dass er vielleicht doch einiges anders hätte machen können. Regisseur Daniele Luchetti lässt dabei gewitzt Rückblenden und Gegenwart so fließend ineinander übergehen, dass nicht immer ganz klar ist, ob das jetzt Erinnerung, Wunschtraum oder Jetztzeit ist. Paolo driftet durch seine Kindheit, seine Liebesgeschichte mit seiner Frau, diverse Affären und Alltagssituationen. Lustige Momente entstehen vor allem durch die Gedanken des Protagonisten, die aus dem Off gesprochen werden. So fragt er sich etwa, wieso der Notfallhammer in Zügen immer in Kästchen hinter Glasscheiben angebracht ist und wieso jemand, der einen Gegenstand finden würde, der Glas zerbrechen kann, dann das Kästchen des Notfallhammers und nicht direkt die Scheibe einschlagen würde. Aber auch viele Situationen, in denen Paolos Macken und Eigenheiten zum Vorschein kommen, sind unterhaltsam und witzig.

Genieße dein Leben!

Momenti di trascurabile felicità (engl. Ordinary Happiness) ist eine gut gemachte Komödie mit einem passend besetzten Pierfrancesco Diliberto als Paolo. Obwohl die Botschaft des Films klar ist, wird mit der Thematik doch nicht kitschig umgegangen, sondern mit der richtigen Prise Humor. Lediglich das Ende hätte konsequenter sein dürfen. Abgesehen davon kann man aber mit Luchettis Film nicht viel falsch machen.

Momenti di trascurabile felicità” läuft auf dem Filmfest München in der Reihe Spotlight und ist noch am Dienstag, den 02. Juli, um 20:30 Uhr und am 04. Juli um 21:00 Uhr zu sehen.