Kommentar

Olympische Umweltzerstörung – Die Schattenseite von Paris 2024

/ / Bild: M94.5 / Simon Fischer

Größer, teurer, umweltschädlicher – seit Jahren stehen die Olympischen Spiele in der Kritik. Paris 2024 sollte das ändern. Während auf dem französischen Festland aber von „grünen Spielen” die Rede ist, betreiben die Veranstalter:innen in Tahiti massive Umweltzerstörung. Ein Kommentar von Phillip Reinhardt. 

Der Kommentar in der Audioversion.

Frankreich hat sich zur Aufgabe gemacht, die Olympischen Spiele nachhaltig zu verändern. Das selbst gegebene Motto: „Legacy and sustainability“. Die CO2-Ausstöße sollen so weit wie möglich die „Netto-Null“ erreichen, auf Diesel wollen die Veranstalter:innen komplett verzichten und nur 5 Prozent der Sportstätten werden neu gebaut. Dass diese Maßnahmen Wirkung zeigen, lässt sich nicht bestreiten. Im Vergleich zu den bisher nachhaltigsten Olympischen Spielen in London im Jahr 2012, verringern sich die CO2-Emissionen vermutlich um knapp 50 Prozent. Paris macht damit definitiv einen Schritt in die richtige Richtung.

Mit Blick auf die auf das französische Überseegebiet, die Insel Tahiti, wirkt die Lobpreisung dieser Vorhaben allerdings grotesk. Denn während die ganze Welt nach Paris blickt, begehen die Organisator:innen auf der Insel im Südpazifik eine fatale Umweltzerstörung.

Umweltschutz interessiert den IOC seit Jahren nicht

Die Winterspiele 2022 in Peking waren ein Schock für viele Sportfans. Bilder von künstlichen Ski-Pisten neben grauen Kraftwerken waren ein Affront an sämtliche Umweltbemühungen der vergangenen Jahrzehnte.  Hinzu kommen die Spiele von Rio de Janeiro im Jahr 2016. Die Sportstätten von damals existieren zumeist nicht mehr oder sind inzwischen komplett verfallen. Dem IOC waren die Einnahmen wichtiger als der langfristige Erhalt der Umwelt. Und auch in 2024 steht das Geld mal wieder über dem Umweltschutz. 

Paris 2024 – Zerstörte Umwelt für drei Tage Wettkampf

Tahiti ist ein französisches Überseegebiet. Daher kann auch knapp 15.700 Kilometer von Paris entfernt ein Wettbewerb stattfinden: das Surfen. Denn der Inselort Teahupo’o hat vor seinem Strand die wohl spektakulärste und gefährlichste Welle der Welt. Kaum eine andere Welle liefert so viel Kraft und Höhe. Damit ist sie optimal für einen spannenden Wettkampf. Seit 1998 finden dort regelmäßig Surfveranstaltungen statt – Paris 2024 aber sorgt für Entsetzen. 

Die außergewöhnlich hohe Welle von Teahupo'o bricht.
Eine der spektakulärsten Wellen der Welt bei Teahupo’o. Foto: Shutterstock/iPics

Der IOC hat viele Vorgaben, die einen fairen Wettkampf gewährleisten sollen. Für Teahupo’o bedeutet das: Der Ort braucht einen neuen Juryturm – mitten im Meer. Doch direkt neben der Stelle, wo der dreistöckige Hightech-Aluminiumturm gebaut werden soll, befindet sich ein großes Korallenriff. Bereits nach den ersten Bauarbeiten berichteten die Anwohner:innen von zerstörten Korallen. Damit zerstören die Spiele von Paris einen enorm wichtigen Teil unseres Ökosystems. Nicht ohne Grund werden Korallenriffe auch als “Regenwälder der Weltmeere” bezeichnet. Mindestens 500 Millionen Menschen weltweit bekommen durch die Korallenriffe Nahrung, Küstenschutz oder Lebensunterhalt. Das alles wird in Kauf genommen, für nur drei Tage Wettkampf.

Die Zeit läuft davon

Wieder einmal sind dem IOC die Einnahmen durch spektakuläre Bilder wichtiger als der Schutz der Umwelt. Die Veranstalter:innen zerstören im Pazifik die Biodiversität, während sie in Paris ungestört Greenwashing betreiben. Der Eindruck bleibt: Umweltschutz gibt es beim IOC nur, da wo die Menschen aktiv hinschauen. Eine Besserung ist nicht in Sicht. Zwar sind die Bauarbeiten aktuell gestoppt, einen alternativen Plan für den Surfwettbewerb in Tahiti hat das IOC allerdings immer noch nicht geliefert. Bis zu den Olympischen Spielen 2024 sind es aber nur noch fünf Monate! Die Zeit läuft davon. Will Paris sein Gesicht retten und tatsächlich “grüne” Spiele veranstalten, dann braucht es jetzt eine Lösung. Eine Lösung ohne zerstörte Korallenriffe.