Skateszene in München

Update: Ein warmes Plätzchen für die Skater

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Die Landeshauptstadt München zog vor gut einem Monat viel Ärger aus der Skate-Community auf sich. Denn der aus Eigeninitiative gebaute Skate Park am Geisterbahnhof wurde ohne Vorankündigung von der Stadt abgerissen. Die Fronten zwischen der Skateszene und der Stadtverwaltung scheinen also verhärtet. Die letzte Indoor-Skatehalle wurde 2006 aufgrund fehlender Sponsoren geschlossen. Welche Möglichkeiten gibt es nun für die Münchner Skater:innen auch im Winter oder bei schlechtem Wetter zu fahren?

Update 08. Januar 2021

Endlich ist es soweit: München bekommt wieder eine eigene Skatehalle. Und das schon in ganz naher Zukunft. Die Eröffnung in einem alten Atelier am Leonrodplatz ist schon für den 01.04.2021 geplant.

Bei einer eigens initiierten Spendenaktion der Skater-Brüder Alexander, auch Ali genannt, und Pacel Khachab sind von den benötigten 30.000 Euro bereits innerhalb einer Woche 15.330 zusammengekommen. Unter https://gofund.me/53ea7207 könnt auch Ihr das Projekt finanziell unterstützen. Ali jedenfalls ist schon jetzt überwältigt: “Das ist schon stark, dass man dann solch ein Netzwerk hat.” Und auch die Genehmigung der Stadt München ist laut den Beiden schon vorhanden. 

Für Skater und Freestyler jeder Art soll in der Halle etwas dabei sein. Das Ziel ist auf jeden Fall alle zufrieden zu stellen. Aber nicht nur dafür kann der neue Meeting-Ort dann gut sein, sondern auch für sämtliche coole Events, so wie Alexander im Gespräch schon die Visionen der Skate-Community aufzeigt.

18. Dezember 2020: Professionelle Ambitionen

2016 wurde Skateboarding offiziell vom IOC als olympische Disziplin anerkannt und wäre bei den diesjährigen Olympischen Spielen in Tokio nun das erste Mal als solche an den Start gegangen. Ali hat sich zum Ziel gesetzt, auch an den Spielen teilzunehmen. Ein ehrgeiziges Ziel, für das er trainieren muss – auch im Winter. Denn die Wettbewerbe starten schon im Frühling, für das Training braucht er also Vorlaufzeit.

Trotzdem bleibt Ali positiv: „Dass jetzt noch keine Skatehalle da ist, ist auf jeden Fall sehr komisch. Aber es werden viele Skateparks gebaut, also die Stadt tut schon etwas.” Nicht alle Skater:innen bleiben jedoch so gelassen wie Ali. Aus diesem Grund begannen die Münchner Skater selbst mit dem Bau eines Skateparks, sodass auch professionelle Skater mit Wettbewerbsambitionen eine Möglichkeit auf eine gute Vorbereitung haben.

“Für mich ist Skateboarden eine Kunstform, eine Lebenseinstellung und ein Sport.” – Tony Hawk / Bild: M94.5

Geisterbahnhof als Streitpunkt

Doch der selbstgebaute Skatepark, der ohne offizielle Bestätigung der Behörden entstanden ist, wurde von der Stadt München im November abgerissen. Der Grund: Gesundheits- und Sicherheitsbedenken, erklärt die dritte Bürgermeisterin der Stadt, Verena Dietl. Der Abriss hat natürlich zu großen Aufschreien in der Community geführt, wie Ali erzählt: „Das war so schön zum Skaten und danach sah das halt aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen.”

Die Stadt hat zwar ein Entschuldigungsschreiben verfasst, dieses wurde laut Ali aus der Szene aber eher als scheinheilig, und nicht als richtige Entschuldigung aufgenommen.

Der Geisterbahnhof. Ursprünglich wurde er gebaut, um die Besucherströme für die olympischen Spiele 1972 neben der U- und S-Bahn zum Gelände zu bringen. / Bild: M94.5

Politische Bemühungen

Verena Dietl beschäftigt sich mit der Skateszene nun schon seit über zwölf Jahren. Sie setzt sich dafür ein, dass „eine überdachte Skate-Möglichkeit möglichst schnell umgesetzt wird“. Das wird von der Politik spätestens bis 2023 mit der Action Sporthalle in Pasing angepeilt. Allerdings ist das Projekt nun bereits seit acht Jahren in Planung. 

Dietl sieht vor allem im Dialog zwischen Politik und der Skateszene das Erfolgsgeheimnis. Es sei „wichtig, dass wir als Stadt München auch gut kommunizieren“ und somit alle Beteiligten involvieren, sodass sich keiner vernachlässigt fühlt. Denn auch wenn Verena Dietl Verständnis dafür aufbringt, dass die Skater:innen nach geeigneten Locations suchen, erwähnt sie, dass das nicht ohne die Genehmigung der Stadt geschehen darf. 

Trotz der Hürden, die die Skater auf ihrem Weg zur eigenen Indoor-Location nehmen müssen, bleibt Ali zuversichtlich. Denn der Zusammenhalt in der Community ist riesig. Oder wie Ali sagt: „Wie in einer großen Familie”.