Filmkritik

John Wick: Kapitel 4

/ / Bild: © Leonine

Mehr Mythologie, mehr Waffen, mehr Hunde: Die John Wick-Reihe hat sich nach dem Überraschungserfolg des ersten Films 2014 mit jedem neuen Eintrag in fast jeder Hinsicht in Superlative geworfen. Kann der vierte Teil unter dem Gewicht von so viel Mehr noch den Charme der Filme beibehalten?

Keanu Reeves schlüpft zum vierten Mal in die Rolle des ehemaligen Auftragskillers, der von persönlicher Rache zu internationalem Assassins Krieg übergeangen ist. Nach den Ereignissen des letzten Teiles gilt er für seine Feinde als tot, will das aber nicht auf sich beruhen lassen. Deswegen begibt er sich auf eine Odyssee durch die halbe Welt und auch durch die halbe Population der Welt.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Trailer zu John Wick: Chapter 4

Der lange Wick

Das offensichlichste Mehr des vierten Teils ist die Laufzeit. Mit 169 Minuten ist er nicht nur der längste Film in der Reihe, sondern auch eine Antwort auf die Frage: Kann es zu viel von etwas Gutem geben? Die Antwort hier scheint “ja, aber…” zu sein. Die Kampfszenen sind wie zu erwarten exzellent choreographiert, mit mehr Style und Kreativität als die meisten anderen Action-Franchises es sich zu erträumen wagen. Dabei verharrt der Film aber länger auf einzelnen Set Pieces als er sollte. Das ist schade, für eine Reihe, die so viel Wert auf Abwechslung und Dynamik bei ihren zentralen Kampfszenen legt. Es ist fantastisch John Wick drei Minuten lang dabei zuzuschauen, wie er austauschbare Feinde wortwörtlich mit ihren eigenen Waffen schlägt. Sechs Minuten am Stück, mehrmals im ganzen Film – das ist repetitiv. Dabei hätte es John Wick: Kapitel 4 sicher gut getan, den Exzess ein kleines bisschen zurückzuschrauben.

John Wick (Keanu Reeves) bringt ein Nunchaku zu einer Schießerei. Bild: © Leonine Studios

Wick und die starken Männer

Nicht zu leugnen ist allerdings der schiere Unterhaltungsfaktor des Films. Die thematischen Kämpfe und “Boss Fights” am Ende jeder Ebene erinnern an ein Videospiel. Allerdings an eines, das cineastische Möglichkeiten, einen Kampf interessant aussehen zu lassen, voll ausschöpft. Sei es die Kamera, die über den Köpfen der Charaktere zu schweben scheint und John Wicks Randale in einem verlassenen Gebäude begleitet. Oder etwa die für die Reihe inzwischen ikonische Schießerei in einem neon-beleuchteten Nachtclub. Zu dieser stilistischen Sicherheit kommt ein brillianter Cast aus neuen und alten Gesichtern. Laurence Fishburne als Bowery King beginnt den Film mit einem Monolog, der auf einer Theaterbühne nicht fehl am Platz wäre. Donnie Yen erweitert mit Caine das DYBKCU (Donnie Yen als Blinder Kämpfer Cinematic Universe) und gibt einen beeindruckenden Gegner für John Wick ab. Und Rina Sawayama hat als Akira einen der unterhaltsamsten Kämpfe im Film.

Caine (Donnie Yen) bringt einen Blindenstock zu einer Schießerei. Bild: © Leonine Studios

Eine Verwicklung in unglückliche Ereignisse

Obwohl John Wick auch aufgrund des beeindruckend detaillierten World-Buildings so ausgezeichnet funktioniert, ist der Fokus der Filme immer die Action gewesen. Das gilt auch für den vierten Teil. Die Rahmengeschichte um den Tod von John Wicks Frau und Hund ist mehr ein Vehikel für von Rache getriebene Schießereien als eine tiefe Ergründung von Trauer. Trotzdem schafft es der vierte Teil, einen zufriedenstellenden und thematischen Abschluss für die Figur John Wick zu finden. Er fällt Treppen hinunter, wird von zehn Autos hintereinander überfahren, rettet einen Hund, und beendet den Film nach seinen eigenen Regeln.

John Wick: Kapitel 4 läuft ab dem 23. März 2023 in den deutschen Kinos.