Equal Pay Day

Gleiche Bezahlung – gut für Gesellschaft und Wirtschaft

/ / Bild: Business and Professional Women Germany

Frauen verdienen in Deutschland immer noch bedeutend weniger als Männer. Genauer gesagt, liegt ihr Lohn etwa 20% unter dem des Mannes, wie das statistische Bundesamt berechnete. Um darauf aufmerksam zu machen, ist heute der “Equal Pay Day” (EPD).

Eine Aktion, die in ihrer heutigen Form 2007 ins Leben gerufen wurde und bei der es darum geht, die Lohnunterschiede zwischen Frauen und Männern zu verdeutlichen. Der EPD findet dieses Jahr am 17. März statt, weil Frauen bis zu diesem Datum umsonst arbeiten müssten, wenn sie für den Rest des Jahres den gleichen Stundenlohn bekommen würden wie Männer, die seit dem 1. Januar bezahlt werden. Damit steht Deutschland im europäischen Vergleich an vorletzter Stelle. Der EPD wird jedes Jahr neu berechnet, vor zehn Jahren fand er beispielsweise noch am 26. März statt.

Die Gründe sind vielfältig

Dass Frauen, auch in einer Industrienation wie Deutschland, immer noch so viel weniger verdienen wie Männer, lässt sich nicht an einem Problem fest machen. Es sind viele Faktoren, die zu dieser Abstufung beitragen. Das sowohl auf gesellschaftlicher, wirtschaftlicher, gesetzlicher oder sogar persönlicher Ebene.  

Ein eindeutiger Grund ist immer noch die Stellung der Frau in unserer Gesellschaft, wobei sich diese in den letzten Jahrzehnten deutlich verbessert hat. Ein prominentes Beispiel, welches in der Lohnthematik eine große Rolle spielt, ist die Elternzeit. Frauen gehen öfter und länger in Elternzeit als ihre Partner, was daran liegt, dass Frauen in den meisten Familien immer noch die Hauptrolle in der Kinderbetreuung und -erziehung einnehmen. Das kann bei Arbeitgebern, die von vornherein davon ausgehen, dass Frauen solche “Fehlzeiten” haben werden, Einfluss auf die Vergütung haben. 

Stefanie Nutzenberger, Zuständige für Frauen- und Gleichstellungspolitik bei ver.di, meint zur derzeitigen Situation folgendes:  

“Frauen leisten immer noch den größten Teil der häuslichen Sorgearbeit und sie halten die ganze Gesellschaft mit ihren unverzichtbaren Tätigkeiten in der Pflege, Bildung, Erziehung oder im Handel aufrecht. Sie werden bei Karrierechancen ausgebremst. Oder sie werden von ignoranten, diskriminierenden Chefs für die exakt gleichen Tätigkeiten wie Männer schlechter bezahlt. Das alles ist ein fortwährend großes Ärgernis!” 

Ein weiteres Problem, dass dem „Gender Pay Gap“ und dessen Aufhebung nicht gerade hilft, ist die fehlende Transparenz in den Lohnstrukturen der Firmen. Im Artikel 157 des Vertrages über Arbeitsweise der Europäischen Union heißt es: „Jeder Mitgliedsstaat stellt die Anwendung des Grundsatzes des gleichen Entgelts für Männer und Frauen bei gleicher und gleichwertiger Arbeit sicher.“ Da das nach den Berechnungen des statistischen Bundesamtes aber nicht der Fall ist, forderte die Organisation EPD nach einem Kongress 2017 die Umsetzung gesetzlicher Rahmenbedingungen, die die Einhaltung des Artikels sichern.

Notwendigkeit des „Equal Pay Day“ 

Die Probleme, die die ungleiche Bezahlung von Frauen und Männern betreffen sind also vielfältig und das Bewusstsein, dass der Unterschied tatsächlich so groß ist, fehlt bei vielen wohl noch. Deswegen zeigt der EPD sehr anschaulich, wie es gerade um die Lohnsituation steht. Die Aktionen und Veranstaltungen, die für den heutigen Tag geplant waren, hätten dem Problem nochmal die nötige Aufmerksamkeit geschenkt.  

Welche Auswirkungen die vollkommene Gleichheit der Geschlechter in einem wirtschaftlichen Rahmen haben kann, zeigt eine Veröffentlichung des McKinsey Global Institute (MGI), nach der in der Wirtschaft ein Zuwachs von zwölf Billionen Dollar bis 2025 möglich wäre, wenn Frauen ihr “economic potential” ausschöpfen könnten. Das funktioniere nach dem “best in region” Szenario. In diesem gleichen sich alle Länder einer Region, zum Beispiel Europa dem Land an, das die schnellsten Fortschritte bei der gleichen Bezahlung von Frauen und Männer macht.  In einem Szenario, in dem Frauen die exakt gleiche Rolle wie Männer in der Wirtschaft spielen würden, könnten laut dem MGI sogar rund 28 Billionen Dollar erwirtschaftet werden.