Bild: DOK.fest München

Dokfest München

FACING WAR

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Ein Mann zwischen Krieg und Diplomatie – Jens Stoltenberg kämpft mit Worten, während in der Ukraine die Waffen sprechen. Facing War ist aktuell im Rahmen des DOK.fest in München zu sehen.

Die neue Dokumentation vom norwegischen Regisseur Tommy Gulliksen wurde am 19. März 2025 als Eröffnungsfilm des CPH:DOX-Festivals in Kopenhagen uraufgeführt und ist auch für den renommierten DOX:AWARD nominiert. Der ehemalige Generalsekretär der NATO, Jens Stoltenberg, wird im letzten Jahr seines Amts, geprägt durch den Ukraine-Krieg, von einem Kamerateam begleitet. Das Publikum gewinnt unglaublich authentische Einblicke hinter die Kulissen der Arbeit eines herausragenden Diplomaten. Es fühlt sich so an, als wären die Zusehenden selbst im Raum mit Jens Stoltenberg und seinen Gästen, an manchen Stellen spricht er sogar direkt mit der Kamera. Dieses Durchbrechen der vierten Wand lässt Stoltenberg noch nahbarer erscheinen und verleiht der Dokumentation Authentizität.

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Stoltenberg als Gesicht der NATO

Auch wenn der Film fast als eine Biografie von Jens Stoltenberg fungiert, wird er durchaus facettenreich portraitiert. Jens Stoltenberg steht in seiner Position als Generalsekretär stellvertretend für die NATO, und auch wenn Kritik an ihrem Handeln bzw. Nicht-Handeln im Krieg zwischen Russland und Ukraine vorkommt, so überwiegt ein positives Bild sowohl von Stoltenberg als auch von der NATO. Diese Einseitigkeit ist einer der Kritikpunkte. Aber es stellt sich auch die Frage, ob es überhaupt ein Anspruch dieses Films war, die NATO und Jens Stoltenberg objektiv und umfassend darzustellen.

Authentizität wird GROSSGESCHRIEBEN

Ein Großteil der Unterhaltungen im Film findet auf Englisch oder Norwegisch mit englischen Untertiteln statt. Anstatt als Störfaktor verurteilt zu werden, tragen die Untertitel dazu bei, dass die Dokumentation sehr unverfälscht wirkt und verleiht Stoltenberg eine persönliche Note. Es gibt keine Erzählstimme, aber dafür werden viele Informationen durch kurze Texte im Bild ergänzt. Ereignisse werden dadurch in ihren Kontext eingeordnet und für die Zusehenden verständlich gemacht. Während der Dokumentation gibt es auch immer wieder Rückblicke, die genannte oder besprochene Ereignisse noch einmal genauer vor Augen führen. Diese Exkurse sind teils sehr ausführlich und wirken an manchen Stellen überflüssig, so als hätte die Produktion nicht genug anderes Material für den Film, aber insgesamt tragen sie zu einem gelungenen Zusammenspiel bei.

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Trailer zu “FACING WAR”

Echte Politik – echte Spannung

Die Spannung im Film entsteht allein schon durch die Realitätsnähe. Viel von dem Gesehenen kann auch mit eventuellem Vorwissen verknüpft werden, da es sich um reale Ereignisse handelt, die schon stattgefunden haben, wie beispielsweise der NATO-Beitritt Schwedens und die damit verbundenen Hürden. Aber auch ohne Vorwissen bleibt die Dokumentation spannend. Musik und Bild werden gezielt eingesetzt, um die Aufmerksamkeit des Publikums nicht zu verlieren.

Was außerdem beeindruckt, sind die vielen bekannten Persönlichkeiten, die im Film vorkommen. Unter anderem werden persönliche Interaktionen mit Viktor Orbán, Joe Biden, Wolodymyr Selenskyj und Donald Trump gezeigt.

Film ist Kunst

Die Kameraführung hat ihren eigenen Stil und verleiht dem Film durch ihre Konstanz beinahe eine künstlerische Note. Dadurch entsteht eine seltsame Stimmung, denn die schönen Kamerabilder und ästhetischen Szenen stehen in einem stetigen Gegensatz mit der sonst so nüchternen, neutralen Berichterstattung des Films. Außerdem fokussiert die Kamera vermehrt auf das Geschehen rundherum um große Veranstaltungen, vor allem auf das dortige Servicepersonal. Was zuerst verwirrend wirkt, entpuppt sich als eine intelligente Strategie. So werden politische Versammlungen und hohe Besuche, die einem Großteil des Publikums sehr fern sind, viel nahbarer und nicht mehr so abstrakt präsentiert. Das trägt zu einem besseren Zurechtfinden der Zusehenden im Film bei.

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Die Dokumentation bildet die aktuellen Ereignisse zwischen Ukraine, Russland, den USA und der NATO ab, aber ermöglicht zusätzlich einen unglaublich nahen Einblick in das Geschehen hinter den Kulissen und die Arbeit von großen politischen Persönlichkeiten.

Facing War läuft noch einmal am DOK.Fest in München:

  • Am Samstag, 17.5.25 um 15.30 Uhr im HFF – Kino 1