Filmkritik

Everything Everywhere All At Once

/ / Michelle Yeoh als Evelyn Wang in Everything Everywhere All At Once/ Bild: Leonine

Ja, in Everything Everywhere All At Once geht um alternative Universen. Ja, es ist Science Fiction. Ja, es geht auch um intergenerationales Trauma, Immigration, Waschbären und Kraft in Weichheit.

Es gibt viel, was sich über Everything Everywhere All At Once sagen lässt. Das wichtigste ist aber wohl, dass er einer dieser Filme ist, die glücklich machen. Glücklich auf einer existentiellen Ebene, durch die man das Kino leichter verlässt als man es betretren hat. Und glücklich auf der Ebene, die einen jubeln lässt, wenn Michelle Yeoh (Tiger and Dragon) mit einem Mann auf ihren Schultern einem Tierfänger hinterherrennt. Er ist so originell, so voller Humor und ausgezeichnet choreographierter Action. Gleichzeitig ist er auch so voller Wärme und zutiefst berührender Momente, dass sich die 140 Minuten Laufzeit wie ein Augenblick anfühlen.

Evelyn (Michelle Yeoh) muss ihre Familie (Stephanie Hsu und Ke Huy Quan) auf einmal vor anderen Dingen als finanziellem Ruin schützen/ Bild: Leonine

Steuerbelege und Martial Arts

Am allerbesten ist es, so wenig wie möglich über Everything Everywhere All At Once zu wissen, bevor man ihn anschaut. Der Einbruch von Chaos in den Alltag von Evelyn Wang (Michelle Yeoh) und ihrer Famile ist unendlich unterhaltsam und überraschend inszeniert. Der Alltag, das heißt für Evelyn: Sie kann sich und ihre Familie gerade so mit ihrem Waschsalon über Wasser halten und Steuerbehörden stehen regelmäßig vor der Tür. Ihr allzu freundlicher Eheman Waymond (Ke Huy Quan) liebt sie, will aber eine Scheidung. Ihre Tochter Joy (Stephanie Hsu) ist queer und will ihre Freundin dem traditionellen Großvater vorstellen. Dessen Verhältnis zu Evelyn ist ebenfalls durch die Vergangenheit belastet ist. Während Evelyn versucht, alles was sie hat aufrechtzuerhalten, bricht das Multiversum ein. Auf einmal muss sie auch noch gegen professionelle Wrestler und Hunde, die nach ihr geworfen werden, kämpfen.

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Der Trailer zu Everything Everywhere All At Once für alle die nicht so wenig wie möglich über den Film wissen wollen, bevor sie ihn sich anschauen.

Mit Liebe gemacht

Die Fantasie und Liebe für Filme, die aus jeder einzelnen Einstellung von Everything Everywhere All At Once nur so hervorscheinen, machen ihn zu dem großartigen Film, der er ist. Die Geschichte ist originell und tiefgründig, der Humor landet ohne Ausnahme. Etliche Genres werden referenziert und persifliert, immer mit einem eigenen Dreh. Eine Szene im Film dauert über eine Minute und ist völlig stumm und statisch, nur Schrift erscheint vor einem Ausblick vor dem Grand Canyon. Es ist eine der berührendsten Szenen des Filmes. Der Film funktioniert in all seine Wiedersprüchen und selbst wenn er plakativ ist, ist er es bewusst und ohne Scham.

Oh ja, natürlich gibt es ein Paralleluniversum in dem Evelyn (Michelle Yeoh) eine weise Mentorin (Jing Li) hat, die sie das Kämpfen lehrt/ Bild: Leonine

Ein Film über Alles und das große Nichts

Jede Beziehung in Evelyns Leben braucht einen gewissen Grad an Reparatur. Der Weg dahin ebenso wie die Ausgänge sind befriedigend und oft kathartisch auf eine Art, wie sie bei Filmen selten zu sehen sind. Alle Handlungsstränge sind am Ende zu einem komplizierten aber befriedigenden Knoten gewunden, alle Universen in sich geschlossen und es steht eine große Aussage im Raum: Nothing Matters. Und das ist umso mehr Grund, Liebe und Großzügigkeit im Umgang mit anderen zu zeigen.

Everything Everywhere All At Once läuft ab dem 28.04.2022 in den deutschen Kinos.