Kommentar

Die K-Frage

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Ostern steht vor der Tür und damit auch wieder einmal ein Familienfest. Treffen im engen Kreis, bei denen sich junge Frauen immer wieder mit denselben Fragen konfrontiert sehen. Eine davon ist: „Und, wann ist es bei dir soweit?“ Dabei geht es aber nicht darum, wann das Studium beendet ist, sondern um den Nachwuchs. Was dabei aber fehlt, ist Rücksicht auf die eigene Entscheidung. Ein Kommentar von Marisa Morell. 

Kinderkriegen – das ist ein Thema bei dem gefühlt alle was zu melden haben. Nur häufig nicht die Frau, die es tatsächlich betrifft. Die K-Frage bekommen die meisten jungen Frauen mal früher, mal später gestellt und das nicht nur einmal. Der soziale Druck und der Zwang, Mutter zu werden, oder sich für die nicht erwartete Antwort rechtfertigen zu müssen, ist dabei riesig für die Angesprochenen. Im Leben vieler Frauen heutzutage gibt es jedoch weitaus vielfältigere Ziele, als Mutter zu werden. Die Akzeptanz solcher Haltungen muss größer werden – innerhalb und außerhalb der Familie. 

Die 80er sind vorbei

Familie hatte vor einigen Jahren für viele Frauen vielleicht noch die höchste Priorität und erst die Geburt eines Kindes hat das Familienglück perfekt gemacht. Laut dem Statistischen Bundesamt in Deutschland war die Quote der Frauen, die Kinder hatten, in den 80er Jahren doppelt so hoch wie heute. Die Einstellung unserer Eltern dem Nachwuchs-Thema gegenüber spiegelt sich in diesen Zahlen wieder. Es ist völlig verständlich, dass sich die Angehörigen Nachwuchs wünschen und es nur gut meinen. Ab einem gewissen Alter häufen sich aber die Anspielungen auf Kinder und Schwangerschaft. Das Problem dabei ist, dass bei den selben Angehörigen erst Zufriedenheit einkehrt, wenn man mit dem positiven Schwangerschaftstest wedelt. Dabei entsteht sozialer, meist unbewusster, Druck: „In deinem Alter war ich schon zweifache Mutter. Deine biologische Uhr tickt!“ Nein, mit 27 Jahren bricht eine Frau nicht jedes Mal in Baby-Fever aus, wenn ein Kinderwagen vorbei gerollt kommt.

Selbstständig statt fremdbestimmt!

Viele Frauen sind mit diesem Thema überfordert oder sehen sich schlichtweg nicht als Mutter. Der Druck, der auf jungen Frauen lastet, die vielleicht viel lieber die Welt bereisen oder eine gute Karriere hinlegen möchten, ist enorm. Wer auf die permanenten Anspielungen dann genervt oder gar mit Ablehnung reagiert, wird schräg angeschaut. Doch eigentlich sind es die anderen, die sehr weit in die eigene Privatsphäre eingreifen. Und das kann unter Umständen auch schmerzhaft sein. Wenn beispielsweise die Gesundheit betroffen ist und eine Frau aus biologischen Gründen nicht gebären kann, können ständige Anspielungen verletzend wirken.

Kinderlos? Warum nicht?

Absurd an der Sache ist zudem, dass insbesondere Frauen, aber fast nie Männer, die K-Frage gestellt bekommen. Das ist ein Symptom vom Denken der alten Schule, in der Frauen selten Karriere gemacht haben und stattdessen das Ziel hatten oder haben sollten, Hausfrau und Mutter zu sein.  Während 1991 nur 57 Prozent der deutschen Frauen zwischen 15 und 65 Jahren erwerbstätig waren, liegt der Wert im Jahr 2021 bereits bei 72,1 Prozent. 

Frauen sind mehr als Kinderautomaten

Frauen sind keine Baby-Maschinen und ihre Lebensaufgabe ist es auch nicht, Kinder in die Welt zu setzen. Hier liegt nämlich der Knackpunkt des Themas. Wer nach Kindern fragt, fragt nach Partnerschaft, Gleichberechtigung, Erziehungsarbeit, Geld. Eine Entscheidung, ob, wann und wie viele Kinder eine Frau bekommen möchte, lässt sich nicht durch ständige Fragerei beschleunigen. Liebe Eltern und Co., zeigt Verständnis, auch wenn eure Liebsten mit 27 Jahren keine zweifache Mutter sein wollen.