Fußball: Bundesliga Neustart

“Das ist nicht mehr der Fußball, den wir lieben”

/ / Bild: shutterstock / Vlad1988

Die Bundesliga darf ihren Spielbetrieb wieder aufnehmen. Fanclubs und Politiker*innen sprechen sich allerdings stark dagegen aus. Alle Infos und Stimmen zum Restart. 

Die Politik hat am Mittwoch den Weg für eine Fortsetzung der Fußball-Bundesliga freigemacht. Am Abend informierte die Deutsche Fußball Liga (DFL) die 36 Proficlubs per Rundschreiben, die Saison ab Mitte Mai fortzusetzten. Klar ist: Die Partien werden als Geisterspiele ausgetragen. 

Wiederbeginn mit dem 26. Spieltag 

Nach der DFL-Versammlung am heutigen Donnerstag gab der Geschäftsführer Christian Seifert bekannt, mit dem 26. Spieltag weiter zu machen. Das erste Spiel werde nicht wie angekündigt am 15. Mai stattfinden, sondern am 16. Mai. Ein Freitagsspiel wird es demnach also nicht geben.  

Besonders Frank Baumann, Sportchef des SV Werder Bremen, hatte den frühen Starttermin stark kritisiert, da er für Bremen einen deutlichen “Wettbewerbsnachteil” im Vergleich zu anderen Proficlubs darstelle. Er hatte gefordert, alle Vereine erstmal zwei Wochen als Mannschaft trainieren zu lassen. Demnach wird Werder Bremen den Spieltag am Montagabend mit einer Partie gegen Bayer Leverkusen abschließen, da Bremen erst als letzter Bundesligist das Training hat aufnehmen können. Der letzte Spieltag soll am 27./28. Juni ausgetragen werden. 

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Positive Reaktionen bei Bundesligisten 

Die Entscheidung zum Restart hat in der Bundesliga für positive Reaktionen gesorgt. Joachim Löw und Karl-Heinz Rummenigge waren sich einig. Der Neustart erfreue und erleichtere die Köpfe des Deutschen Fußball Bundes (DFB) und des FC Bayern München. Bayern Präsident Rummenigge bedankte sich bei der Politik für diese Entscheidung. Im TV-Sender Sky sprach er von einem “Glückstag für den Fußball”. Auch Joachim Löw sprach mit Blick auf die Nationalmannschaft von einem “wichtigen Schritt”. 

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Fanclubs protestieren 

Die Bundesliga kämpft um ihre Fortsetzung vor allem aus finanziellen Gründen. Für etwa einen Drittel der Clubs in der ersten und zweiten Bundesliga hätte eine Absage der restlichen Saison die Insolvenz bedeuten können. Die nun vereinbarten Geisterspiele sichern zumindest Millionen an Übertragungsrechten durch das Fernsehen.  

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Viele Fanclubs positionieren sich allerdings gegen die Wiederaufnahme. Sie kritisieren unter anderem das Konzept Geisterspiele und die rein finanziellen Absichten, unter denen die Bundesliga fortgesetzt wird. Dieser Meinung ist auch der Club Nr. 12, die Fanclub-übergreifende Vereinigung aktiver FC-Bayern Fans, deren Pressesprecher Alexander Fischer die Wiederaufnahme des Fußballs stark kritisiert.  

“Die Gastronomie hat viel größere Probleme, da hängen viel mehr Jobs dran. Wenn man den Fokus auf irgendwas legen soll mit dem Argument Arbeitsplätze, dann auf die Branchen wo mehr dranhängt und das ist in diesem Fall nicht der Fußball.” 

Alexander Fischer, Club Nr. 12

Fischer kritisiert nicht nur das Handeln der Politik. Er befürchtet,wie auch Werder Bremens Sportchef Baumann, einen Wettbewerbsnachteil vieler Vereine gegenüber größeren Clubs wie beispielsweise dem FC Bayern. 

“Werder Bremen ist bis jetzt noch nicht ins Training eingestiegen. Die haben wenn’s gut läuft sieben Trainingstage. Andere trainieren seit ein, zwei Wochen. (…) Natürlich ist das eine Ungleichbehandlung von vielen Vereinen.”  

Alexander Fischer, Club Nr. 12

Auch die Frage, ob er sich die Spiele anschauen werde, verneint er klar. Es fehle alles, wofür sich die Bundesliga immer ausspreche.

“Die DFL wirbt mit Fans, mit bunten Stadien, mit der Stimmung und ob ich mir sowas dann anschaue, wenn Paderborn gegen Düsseldorf läuft, ohne diese ganzen Punkte – das wage ich doch stark zu bezweifeln.” 

Alexander Fischer, Club Nr. 12
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Restart überzeugt nicht alle Politiker 

Großes Unverständnis gab es auch aus der politischen Opposition. Monika Lazar (Bündnis 90/Die Grünen), Sprecherin für Sportpolitik, sieht in der Entscheidung eine unnachvollziehbare “Extra-Stadionwurst” für den Profifußball. Besonders kritisch sieht sie vor allem die hohe Anzahl der vorgesehenen Corona-Tests gegenüber anderen Berufsgruppen.

„Deshalb habe ich schon die Befürchtung, dass auch da der Profifußball eine Sonderrolle hat und insbesondere im Gesundheitswesen und dann finde ich auch besonders im Pflegebereich, wo immer noch viel zu wenig getestet wird, dass dort die Betroffenen, die dort arbeiten und die wirklich gefährdeten Gruppen und die kranken Personen betreuen, dass die einfach sagen: ‚Ja, der Fußball hat genug Testmöglichkeiten und wir nicht’.“

Monika Lazar, Bündnis 90/Die Grünen

Auch SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach spricht von einem “fatalen Signal”. Er kritisiert die Entscheidung scharf: 

“Es ist keine sportliche Entscheidung, sondern eine rein kommerzielle, um Sponsorenverträge nicht zu verlieren.”

Karl Lauterbach, SPD

Viele Sportmediziner*innen sorgen sich natürlich auch um die Gesundheit der Spieler. Die besondere Beanspruchung der Lunge beim Leistungssport könnte die Infektion verschlimmern. Und ob Folgeschäden, die bei einer Infektion auftreten können, wie die Vernarbung der Lunge, dauerhaft bleiben, ist noch unklar. Für einen Profifußballer könnte eine Infektion mit dem Virus das dauerhafte Ende seiner Spielzeit bedeuten.