M94.5 ALBENREVIEW

CRO – 11:11

/ / Bild: Universal Records

Es ist 11:11. Das bedeutet, CRO veröffentlichte sein mittlerweile fünftes Studioalbum – 11:11. Für CRO selbst: Sein bestes Album – oder der beste Weg, länger relevant zu bleiben?

Bilder, NFTs, Mode, Bali und Musik. Das alles vereint der Musiker CRO. Bei so vielen Projekten könnte man meinen, das da das ein oder andere vielleicht etwas untergeht. Falsch gedacht! Der Künstler hat vor gerade einmal einem Jahr sein Doppelalbum trip veröffentlicht, daraufhin eine riesige Tour gespielt und schafft es trotzdem, dieses Jahr schon wieder ein Album zu veröffentlichen. Dass CRO nach zehn Jahren Musik immer noch relevant ist, zeigen ausverkaufte Touren, Merch und natürlich Platten. Für viele Fans ist CRO der Künstler ihrer Kindheit und Jugend. Mit seinem Album Raop – das dieses Jahr zehn Jahre feiert – hat er schon 2012 die Charts gestürmt. Mit 11:11 zeigt CRO, dass er immer noch, oder vielleicht sogar noch relevanter als früher ist.

Ich bin ein CROBOT

Was nach einer Bezeichnung für die Fangemeinde klingt, stammt tatsächlich aus der ersten Single seit trip, nämlich “CROBOT REMIX”. Mit ihr schlägt CRO eine neue musikalische Richtung ein. Der Sound ist viel elektronischer und gemixter. Außerdem arbeitet CRO schon seit dem Album tru. mit Autotune. In dem neuen Track ist der Soundeffekt aber viel deutlicher hörbar. Autotune ist bei CRO über die Jahre zu einem festen Stilmittel geworden.

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Offizielles Musikvideo zu “CROBOT” zusammen mit MIKSU/MACLOUD

Die fünf Singles, die vor Release erschienen sind, geben einen guten Blick auf den musikalischen Unterschied oder die Entwicklung seit dem vorigen Album trip. Dies zeichnet sich nämlich vor allem durch musikalische und inhaltliche Diversität aus. Mit Tracks wie “hoch”, “NICE!” oder “letzter Song” zeigt CRO eine nachdenklichere und melancholischere Seite von sich. Es wurde weniger mit schnellen, smarten Rhymes gearbeitet, sondern mit philosophischen und melancholischen Texten, die einen nachdenken lassen. Auch bei 11:11 geht es zum Teil um größere Gedanken, aber eine wirklich große Themenauswahl ist nicht auffindbar.

Wofür leben wir?

Zwischen allen Liebesliedern, die es über die Jahre gegeben hat, zeigt sich CRO aber auch auf dem neuen Album von einer nachdenklicheren und fast schon philosphischeren Seite. In einem der wenigen Songs auf der neuen Platte, “FREIHEIT”, geht es um große Träume und um Fehler. Um die unterschiedlichen Emotionen, die man im Laufe eines Lebens eben fühlt.

Vielleicht bild ich mir ein, ich wär frei.

CRO im song “freiheit”

Außerdem stellt sich CRO hier auch ehrlich die Frage, für wen oder was man das eigentlich macht. Und auch, was man sich erhofft. Zudem geht es darum, welchen Preis man bereit ist zu zahlen für die unterschiedlichsten Errungenschaften. CRO lebt ganz klar nicht für Geld, Fame, Instamodels oder High Life, sondern erklärt, das er für Freiheit lebt. Der Song knüpft auch an die 2017 erschienene Single “Unendlichkeit” an. Genauso auch wie eine Hälfte des Titeltrack “11:”, bei dem es unter anderem heißt:

“Mein Leben lang versucht unendlich zu werden, doch wozu ständig gewinnen, wenn sogar Champions sterben.”

CRO im Song “11:”

CRO stellt sich diese Fragen auf 11:11 also nicht zum ersten Mal. Es sind Themen, die gerade auch in schwierigen Zeiten wie der Corona Pandemie für junges und altes Publikum relevant sind. Wie nutzen wir unsere Zeit, mit wem verbringen wir sie und was davon bleibt?

Obwohl “FREIHEIT” ein sehr ehrlicher Song ist, kann er trotzdem nicht so richtig mit beispielsweise “Unendlichkeit” mithalten. Der Track baut sich zwar in dreieinhalb Minuten auf, aber leider fehlt zum Schluss eine Art “Closing”, das den Song abschließt. So ist es auch beim Rest des Albums. Es ist ein bisschen so, als würde man sich im Kreis drehen.

Gott ist eine Frau

Hier stimmt CRO Künstler:innen wie Ariana Grande und Kesha zu. Das Feature mit der britischen Sängerin Claudia Valentina kam für manche Fans vielleicht überraschend. Ist es, wenn man genauer hinhört, aber eigentlich überhaupt nicht. CRO selbst bedient sich in vielen Tracks beiden Sprachen – Englisch und Deutsch. Der Song mit Claudia Valentina “HIGH” handelt von einer unglücklichen Liebe. Claudia ist erst im letzten Drittel des Songs zu hören. Ihr Part beschränkt sich allerdings nur auf verhältnismäßig oberflächliche Zeilen wie: Geld, Vegas und Sex.

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CRO mit Claudia Valentina im Video zu “HIGH”

Liebe, Love und LUV

Thementechnisch erfindet CRO hier das Rad nicht neu. Denn der Großteil des Albums dreht sich nun mal um Liebe. Ob es nun unerwiderte Zuneigung, vergangene Verhältnisse oder schlicht Liebeskummer ist, es ist immer der gleiche Gefühlszustand. Aber gerade im Vergleich zu trip bleibt eine größere Abwechslung leider ein wenig aus. Abgesehen von “11:” und “FREIHEIT” geht es in den restlichen neun Songs immer um Beziehungen.

Was das Musikalische betrifft, setzt CRO merklich mehr Autotune ein. Das ist auch in erster Linie gar nicht das Problem. Schließlich ist Autotune heute eigentlich gerne gesehen, siehe Yung Hurn oder MAJAN. Was dann aber wichtig wäre, sind instrumentale Unterschiede. So klingen viele der Songs sehr ähnlich. Von Inhalt bis Songstruktur gibt es nicht große Unterschiede. Anders als man es von der Vorgängerplatte gewohnt war, wo sich die Tracks sowohl in Aufbau als auch Länge unterscheiden.

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CRO auf Spotify

Hi Kids, Ich Bin Carlo

Nach trip ist es für CRO also – entgegen mancher Erwartungen – im Jahr 2022 noch nicht das Ende. CRO macht klar, das mit 11:11 das Fenster zur Musik noch offen ist. Auch wenn das Album inhaltlich und musikalisch vielleicht nicht die diverseste Platte von CRO ist, ist sie trotzdem ehrlich, aber sie kommt weder inhaltlich noch musikalisch an das letzte Album ran. Ein bisschen so, als wollte man den Hype vom letzten Album noch ein wenig länger anhalten lassen.

11:11 ist am 12.08.2022 über Universal Records erschienen.