Filmfest 2019

Cold Case Hammarskjöld

/ / Bild: Filmfest München 2019

Dokumentationen gibt es auf dem Filmfest München so einige. Mads Brügger schafft es, aus dieser Menge herauszustechen, mit seiner persönlichen Mischung aus Humor, Direktheit und Einfallsreichtum. Mit “Cold Case Hammarskjöld” wagt er den Versuch, einer Verschwörungstheorie nachzugehen.

Vor über 50 Jahren flog der schwedische UNO-Generalsekretär Dag Hammarskjöld in den Kongo, um sich dort für dessen Unabhängigkeit einzusetzen. Sein Flugzeug stürzte ab und es verbreiteten sich Gerüchte darüber, ob der Absturz vielleicht nicht zufällig passiert ist. Der dänische Investigativjournalist Mads Brügger geht diesem Verdacht nach, und was er auf seiner Reise entdeckt, scheint unglaublich.

Bruch mit Dokumentationsregeln

In seiner über zweistündigen Doku verzichtet Brügger komplett auf einen Erzähler. Gleichzeitig begibt er sich selbst in dessen Rolle. Gesprenkelt durch die ganze Verfilmung gibt es Szenen, in denen er seiner Sekretärin die erlebte Geschichte über seine Enthüllungen diktiert. Die junge Frau stellt immer genau die Fragen, die man sich als Zuschauer gerade stellt, und Mads Brügger beantwortet sie dann selbst. So schafft er es, komplexe Zusammenhänge filmisch zu zeigen und diese danach verständlich zu machen. Obwohl er viele Fragen aufwirft, zeigt dies nur, wie wahnsinnig schwer es ist, einen solchen unter Dach gehaltenen Fall aufzudecken. Brügger schafft es trotzdem, die meisten Fragen zu beantworten.

Qualitativ hochwertiger Journalismus

Brügger hat nach eigener Aussage sechs Jahre Recherche in die Vorbereitungen auf die Dreharbeiten, beziehungsweise die Reise zur Aufdeckung der Fragen gesteckt und das merkt man. Für den Zuschauer besonders attraktiv wird die Dokumentation durch die zahlreichen Interviews, die er mit Ortsansässigen, Verdächtigten und Verwickelten führt. Er traut sich hierbei, die interessanten Fragen zu stellen, und nimmt kein Blatt vor den Mund. Sogar eigenhändig Löcher mit einer Schaufel zu graben geht ihm noch nicht zu weit und trotzdem gewinnt man durch die retrospektiven Szenen mit seiner Sekretärin wieder genug Abstand zum Geschehen, um noch einmal darüber nachzudenken.

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Brüggers humorvolle Art und Weise ist schon im Trailer zu Cold Case Hammarskjöld gut zu sehen.

Humorvoll und gleichzeitig schockierend

Bezeichnend ist auch, dass es durch Mads Brüggers trockenen Humor und seine Art, alles zu sagen, was ihm in den Sinn kommt, innerhalb dieser doch sehr schockierenden Tatsachen noch Platz für einen Lacher gibt, ohne dass etwas Unangebrachtes passiert. Das Ganze macht ihn als Person extrem sympathisch und er wird dadurch perfekt durch seinen ruhigeren Partner Göran Björkdahl ergänzt, der ihn auf die Spur des vermeintlichen Mordes gebracht hat und ihn auf seiner Reise begleitet. Was die beiden am Ende aufdecken, ist sowohl schockierend, als auch abstoßend. Das alles führt dazu, dass die Dokumentation im Ganzen extrem rund und begeisternd ist.

Cold Case Hammarskjöld” läuft auf dem Filmfest München im Wettbewerb CineMasters und ist noch am Freitag, den 05. Juli, um 17:30 Uhr zu sehen.