Filmkritik

Barbie

/ / Bild: © 2022 Warner Bros. Entertainment Inc.

Selten hat ein Film (beziehungsweise in Kombination mit einem zweiten, deutlich anderen Film) bereits im Voraus so einen großen Hype erzeugt! Zahlreiche Memes wurden über den zeitgleichen Start von Barbie und Oppenheimer erstellt. Und Ryan Gosling und seiner “Kenergy” wurde bereits vorab eine oscarwürdige Performance zugesprochen. Aber ist dieser Hype wirklich gerechtfertigt?

Jeder Tag in Barbieland ist ein perfekter Tag! Barbie (Margot Robbie) wacht in ihrer Traumvilla auf, bereitet sich eine wunderschön aussehende Waffel aus Plastik zu, nur um dann von ihrem Haus, direkt in ihr pinkes Plastikauto zu schweben. Regiert wird diese Welt – wie könnte es anders sein – von den Barbies. Feminismus ist hier kein Thema mehr, denn die Kens… nun ja, die sind vor allem hübsche Dekoration, mehr nicht. Doch auf einmal bekommt die ach so perfekte Welt Risse: Barbie hat plötzlich Todesgedanken und – natürlich mindestens genauso schlimm – bekommt Cellulite! Also muss sie sich auf eine Reise in die Welt der Menschen begeben, um herauszufinden, was hier schiefläuft.

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Der Trailer zu Barbie

Ein wahrgewordener Kindheitstraum

Auch wenn diese Prämisse überzogen klingt, ist sie gleichzeitig auch unglaublich kreativ. Von der ersten Sekunde an wird klar, wie viel Liebe in diesen Film geflossen ist, wobei gerade die Sets und Kostüme absolut überzeugen können! Die bunte Welt von Barbie sieht genauso aus wie die Spielzeuge, mit denen viele der Zuschauer:innen vermutlich als Kinder gespielt haben – nur diesmal eben lebensgroß. Die Villa, die natürlich keine Wände hat oder etwa die Plastikdusche, aus der kein Wasser kommt, erinnern genauso an die eigene Kindheit, wie die Frage, was eigentlich mit den Barbies passiert, denen Kinder die Haare abschneiden und wilde Buntstiftbemalungen geben.

Eine Ken-tastische Performance

Aber Barbie bietet nicht nur Kindheitserinnerungen und Werbung für den Spielzeughersteller Mattel, sondern auch sehr viel Humor. Natürlich zündet nicht jeder Witz, trotzdem bietet der Film aber zahlreiche Lacher und fühlt sich dabei in keiner Sekunde zu lang an. Dabei ist er auch immer wieder selbstironisch und kritisch – auch gegenüber Mattel oder Warner Bros. Das besondere Highlight ist dabei die Performance von Ryan Gosling als Ken! Dieser geht vollkommen in seiner Rolle auf und beweist ein hervorragendes komödiantisches Timing, aber auch der restliche Cast kann überzeugen.

Margot Robbie als Barbie und Ryan Gosling als Ken/ Bild: © 2022 Warner Bros. Entertainment Inc.

Barbie hat doch den Feminismus gelöst – oder?

Doch bei allem Humor, darf man eines nicht vergessen: Es handelt sich hier um ein Werk von Regisseurin Greta Gerwig, die zuvor bereits Little Women und Lady Bird gedreht hat. Filme, in denen sie sich mit Frauen beschäftigt, welche herausfinden müssen, wer sie sein wollen. Auch in ihrem neuesten Film ist das wieder ein zentrales Thema. Denn die Barbiepuppe ist natürlich unweigerlich mit der Frage nach Geschlechterrollen verbunden und gerade die Unterschiede zwischen dem matriarchalen Barbieland und der patriarchalen realen Welt, laden ein, sich mit diesen Themen auseinanderzusetzen. Leider ist der Film allerdings sehr vorhersehbar, weshalb von Anfang an klar ist, wohin die Reise hingeht. Denn unter seiner bunten Plastikoberfläche fehlt es Barbie dann doch etwas an Tiefe. Gerade die Nebencharaktere sind zwar nett, werden aber eher abgehandelt, und die Message – so wichtig sie auch ist und so gesehen man sich als Frau fühlt – bringt letztendlich nicht viel Neues mit sich.

Trotz dieser Mäkel ist Barbie aber absolut sehenswert! Auch wenn einige Aspekte vorhersehbar sind, so ist gerade der Weg dorthin wahrscheinlich mit das Unterhaltsamste was dieser Kinosommer zu bieten hat.

Barbie läuft ab dem 20. Juli im Kino.