Gamesreview
the Berlin Apartment
Habt ihr euch schon mal gefragt, was alles schon in euer Wohnung passiert ist? Im Episodenspiel the berlin apartment gehen wir genau dieser Frage nach. In fünf Episoden aus verschiedenen historischen Zeitabschnitten kommen wir der Geschichte eines Apartments auf die Spur.
TLDR: The Berlin Apartment ist ein Narrative-Spiel aus der Egoperspektive, indem ihr in einzelnen Episoden verschiedene Einzelschicksale erlebt. Der Clou: alle Geschichten passieren im gleichen Apartment. Ihr spielt im Jahr 2020 die Tochter eines Handwerkers, der die Wohnung wieder herrichtet – und dann schlüpft ihr in die Rolle eines verliebten Botanikers zu DDR-Zeiten. Das Gameplay ist wenig anspruchsvoll und richtet sich an alle Alters- beziehungsweise Spielergruppen (außer manche Geschicklichkeitseinlage), der Grafikstil ist nett und das Audiodesign inklusive des Soundtracks besonders gut.
Ein kleiner Transporter parkt vor einer Berliner Wohnung. Drin sitzen: Dilara und ihr Vater Malik. Malik ist Handwerker und renoviert das kleine Apartment. Wir schlüpfen in die Rolle seiner Tochter, die sichtlich genervt vom Aufräumen ist. Statt also mitzuarbeiten, entdecken wir in der Wohnung lauter Artefakte aus alten Zeiten und tauchen damit in alte Geschichten ab, die sich auch im Apartment abgespielt haben.

Als wir einen Liebesbrief finden, springen wir direkt ins Jahr 1989. Als der tollpatschige Botaniker Kolja beginnen wir eine Brieffreundschaft mit einer Dame auf der anderen Seite der Mauer. Der antifaschistische Schutzwall verläuft direkt in der Straße vor dem Apartment. Aus dem Fernsehen dröhnt DDR-Propaganda. Kolja wohnt nicht alleine, ein kommunistischer Goldfisch ersetzt seinen alten Mitbewohner, der ihn vor kurzem erst verlassen hat. The Berlin Apartment schlägt auch absurde Töne an.
Dauernd nur Jokes? Mitnichten, denn das Team der bildundtonfabrik schafft es, auch ernste Themen zu besprechen. In einer anderen Episode sehen wir in der Straße vor dem Apartment Hakenkreuzflaggen und ein verbranntes Kino. Wir selbst spielen den jüdischen Besitzer des Lichtspielhauses, der seine Sachen packen muss, um vor den Nationalsozialisten zu fliehen. Dabei spielen wir seine eigene frühere Geschichte in kurzen Stummfilmsequenzen nach. Fünf Episoden liefert uns das Spiel.

Gameplaytechnisch werden uns verschiedene Möglichkeiten geboten: so können wir die Fließen in Bad und Küche abschlagen oder mit ein paar Stiften und Pinseln die Wand vollkritzeln. In den Geschichtsepisoden haben wir immer wieder kleine Geschicklichkeitseinlagen oder Minispiele.
Entwickelt wurde The Berlin Apartment von der bildundton Fabrik. Ein klassischer Spieleentwickler sind sie nicht, die Produktionsfirma kennt man vermutlich eher für die Netflix-Serie How To Sell Drugs Online Fast. Im Spielebereich veröffentlichten sie unter anderen das Abenteuerspiel Leons Identität oder Constance.

Und an dieser Stelle muss ich einfach den Soundtrack loben: Marie Havemann, die auch schon die Musik von Duck Detective komponiert und produziert hat, legt auch hier wieder Hand ans Instrument (sagt man das so?). Dabei kriegt jede Geschichte ihren eigene Musik. Auch das Sounddesign ist wirklich stark und hilft, noch mehr in die Erzählung abzutauchen. Gerade der Gegenwartssoundtrack ist wahnsinnig entspannend.
Wenn euch Spiele wie What Remains of Edith Finch gefallen, dann werdet ihr mit The Berlin Apartment auch eine tolle Zeit haben. Die Sprecher:innen sind ausgezeichnet, gerade die deutsche Synchronisation ist wirklich wahnsinnig gut und die Umgebung ist liebevoll gestaltet. Wieso es für mich persönlich ein toller Ausflug war, lest ihr demnächst im Tagebuch – das ist weniger ein richtiger Test, als mehr eine Recherchereise über die Themen des Spiels. Sobald das erscheint, wird der Artikel hier unten angepinnt.