
Platte des Monats: April '25
JADU HEART – POST HEAVEN
36 Minuten voller Bittersüße und Verletzlichkeit: Nach dem Ende ihrer 9-jährigen Beziehung schlägt das britische Duo Jadu Heart eine neue musikalische Richtung ein, welche im experimentellen Album POST HEAVEN resultiert.
Der Anfang von Jadu Heart
Jadu Heart besteht aus Diva-Sachy Jeffrey und Alex Headford. Die ersten gemeinsamen Schritte gingen sie während ihres Musikstudiums am British and Irish Modern Music Institute (BIMM) in London. Im Rahmen eines Uniprojekts gründeten sie ihre gemeinsame Konzeptband. Glücklicherweise war ihre Dozentin so von ihrem Zusammenspiel begeistert, dass sie den beiden zu einem Plattenvertrag verhalf.
2016 startete ihre Reise mit dem Debütalbum Wanderflower. POST HEAVEN ist nun schon ihr viertes Album, welches Anfang April erschien. Innerhalb von 12 Songs tauchen wir in ihre Gefühlswelt nach und während der romantischen Trennung des Duos ein. Dieses Werk steht ihrem Album Hyper Romance aus dem Jahr 2020 gewissermaßen gegenüber, denn zu diesem Zeitpunkt schwebte das Duo noch auf Wolke sieben.
Von hyper romance zu post romance
Verliebt sein – die ersten Schmetterlinge im Bauch, pures Dopamin, alles fühlt sich leicht an, wie an einem warmen Sommertag. Wenn die Beziehung allerdings zum Ende kommt, verdunkeln sich die Emotionen meistens erstmal. POST HEAVEN markiert damit einen Einschnitt ihres gemeinsames musikalisches Schaffens, denn alles muss sich neu sortieren. In ihrem Song „AUX“ wird genau diese ambivalente Ungewissheit thematisiert, Rückblick und Aufbruch existieren zur gleichen Zeit. Ein Teil des Songs klingt so:
“I’m so sick of the shame, give me forgiveness, Heaven awaits
The morphine dripped malaise
On Sunday morning blooms
And I don’t wanna attain anything more than why I was made
I woke up back in the maze
Oh, what more could I do?”
Wenn sich eine Tür schließt, öffnet sich eine Neue
Doch trotz der emotionalen Schwere blitzen auch immer wieder Funken der Hoffnung durch: wie einst Hermann Hesse sagte, jedem Anfang wohnt ein Zauber inne. Dass sich etwas verändert, muss demnach nichts Schlechtes bedeuten. Durch ihre ehrlichen Lyrics fühlt es sich an, als würde man das Tagebuch der besten Freundin lesen. Songs voller emotionalem Tiefgang wechseln sich mit instrumentellen Songs wie „Shake Your Ass“ ab und verschaffen so eine kurze Auszeit dieser Gefühlstiefe. Dass der Heilungsprozess nicht linear abläuft, wird durch diese abwechslungsreiche Struktur sehr gut widergespiegelt.
Wie ein intimes Gespräch klingt der Song „U“. Das Duo wechselt sich im Gesang gegenseitig ab und fängt das bittersüße Gefühl von emotionaler Sehnsucht und Vermissen ein. So singt Diva zu Beginn „take me for a ride, pour into your eyes, show me you’re all right“. Ein verletzlicher Song, welcher unter die Haut geht.
Musikalische Experimentierfreude
Ihr introspektiver Stil in POST HEAVEN zeichnet sich durch eine harmonische Mischung aus elektronischen Gitarrensounds und melancholischer Atmosphäre aus. Einflüsse des Shoegaze lassen sich ebenfalls in ihrem träumerischen, glitchy Sound erkennen. Grundsätzlich ist ihre Musik von Experimentierfreude und Elementen des alternative Pop und Indie Rock geprägt.
Während manche den experimentellen Charakter ihrer Musik als inkonsistent kritisieren, hebt sich das Album genau dadurch deutlich ab. Ihr Sound geht mit einem gewissen Vibe einher, zu dem man gerne die Augen schließt und einfach schweben möchte. Jeder Song ihres Albums hat einen bisschen anderen Stil, alle zusammen ergeben wiederum eine Einheit. Besonders im Kontext von Trennungen können Gefühle bizarr und ambivalent sein, welchen durch die intensiven Songs eine Gestalt gegeben wird. POST HEAVEN ist ein starker Zuspruch zum Fühlen und persönlichem Wachstum.
Highlights für die Ohren
Trotz ihrer turbulenten Umbrüche plant Jadu Heart weiterhin zusammen Musik zu erschaffen. Dieser Neuanfang lädt zum Aufblühen der Beiden ein.
Wenn ihr selbst in die himmlische Atmosphäre von Jadu Heart eintauchen möchtet, ist POST HEAVEN der perfekte Einstieg. Zusätzlich zu den bereits genannten Songs, zeichnen sich auch Post Romance, Mild to Moderate Pain und Dualism als Höhepunkte des Albums aus.