Wasser für die Moore

Feuchtgebiete gegen den Klimawandel

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Ein Moor muss nass sein! Das klingt erstmal selbstverständlich, ist in Deutschland allerdings nicht die Regel. Viele Moore sind ausgetrocknet oder verbaut – und verwandeln sich so in regelrechte CO2-Schleudern…

Moore sind Feuchtgebiete. Und zwar attraktive Feuchtgebiete: Geprägt von Wasser, Pflanzen und Torf – einer speziellen Erde, die nur in Mooren entsteht – stellen sie Lebensräume für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten dar. Fast drei Prozent der weltweiten Landfläche bestehen aus Mooren. Und das ist gut so, denn laut Dr. Christine Margraf, Artenschutzreferentin beim Bund-Naturschutz-Landesverband, spielt das Moor auch für den Menschen eine Rolle: „Es dient uns schon seit Jahrhunderten als Erholungsgebiet und hat schon so manche Maler und Dichter inspiriert. Es speichert Unmengen an Wasser und schützt effektiv vor Hochwasser.“ Und: Es ist ein 1A-Klimaschützer. Allerdings nur, solange es gut behandelt wird.

Moor und Kohlenstoffdioxid

Moore sind die Ökosysteme der Erde, die am meisten CO2 speichern können. Laut Margraf ist diese Speicherung wirksam, weil im nassen Torf Kohlenstoff gebunden wird. Das lässt sich wie folgt erklären: Durch die hohen Wasserstände entsteht im Moor ein Mangel an Sauerstoff. Das bedeutet, dass sich abgestorbene Gräser, Moose und Blätter nicht zersetzen können und mitsamt dem Kohlenstoff, den sie enthalten, im Torf eingeschlossen werden. Margraf weiß aber, dass sich die klimapositive Wirkung des Moores bei Wassermangel umkehrt: „Sinkt der Grundwasserstand und trocknet diese Torfschicht aus, geht der organisch gebundene Kohlenstoff als CO2 und Methan in die Luft und Stickstoff wird als Lachgas emittiert – alle drei hochwirksame Treibhausgase“. Bundesweit treten so 45 Millionen Tonnen CO2-Äquivalent pro Jahr aus entwässerten Mooren aus. Das entspricht fünf Prozent aller klimawirksamen Gase, die in der Bundesrepublik im selben Zeitraum insgesamt ausgestoßen werden.

Das Moor muss weichen

In Deutschland war es laut Margraf lange Zeit politisch und gesellschaftlich erwünscht, Moore für menschliche Zwecke zu nutzen. Für Landwirtschaft und Landgewinn seien viele Flächen deshalb trockengelegt worden. Lange Zeit fand Torf auch als Brennmaterial Verwendung, heute wird er oft zu Gartenerde verarbeitet. Ganz aktuell steht die Forderung im Raum, ein Moor ganz in der Nähe von München zu bebauen: Das Dachauer-Erdinger-Freisinger Moos soll einer dritten Start- und Landebahn des Flughafens weichen – wenn es nach der CSU geht. Auch im Ausland, beispielsweise in Südostasien, werden Moore etwa für den massenhaften Anbau von Palmöl zerstört.

Die Rettung der Moore

Mittlerweile sind Margraf zufolge 95 Prozent der deutschen Moore entwässert. Allerdings wollen viele Ökolog*innen zunehmend gegensteuern: Seit 2008 werden Moorrenaturierungen zum Klimaschutz durchgeführt. Dabei werden ehemalige Feuchtgebiete wiedervernässt. Dazu müssen Moore je nach Zustand teilweise geflutet oder nach Zuschüttung des Entwässerungsgrabens dem Wetter überlassen werden. Laut Prof. Matthias Drösler, Moorexperte vom Institut für Ökologie und Landschaft an der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf, sind dadurch schon über 115.000 Tonnen CO2-Äquivalent eingespart worden. Damit landwirtschaftlich genutzte Flächen durch die Vernässung nicht verloren gehen, wird als mögliche Lösung von sogenannten Paludikulturen gesprochen. Dabei sollen im Moor weiterhin Feldfrüchte angebaut werden, aber vermehrt Schilf und Rohrkolben, also Pflanzen, die in der Nässe wachsen können. Diese Art des Anbaus eignet sich laut Margraf jedoch nicht für alle Moor-Typen. Aus Sicht der Biologin sollte im Sinne des Naturschutzes eindeutig eine echte Renaturierung vorgezogen werden.

Der Blick in die Zukunft

Für den Klimaschutz und somit für den Schutz der Moore ist laut Margraf vor allem die Gewichtung des Themas entscheidend: „Es braucht einen gesellschaftlichen Konsens, dass Moorschutz eine besonders prioritäre Aufgabe ist“. Die Landwirtschaftliche Umstellung und die Wiedervernässung sollten finanziell attraktiver und Nutzungsalternativen geschaffen werden, sagt Margraf. „Und es braucht natürlich auch die Vorbildwirkung des Staates, dass Moore nicht durch staatliche Planungen und Genehmigungen weiter zerstört werden“.

Mit Moorschutz loslegen geht übrigens sogar schon vor der eigenen Haustür: zum Beispiel mit dem Verzicht auf torfhaltige Blumenerde.