M94.5 ALBENREVIEW

Pinegrove – 11:11

/ / Bild: Rough Trade Records

Die Uhr hat 11:11 geschlagen für alle “Pinenuts”, denn Pinegrove ist nach zwei Jahren endlich wieder mit neuem Studiomaterial da! Das fünfte Album 11:11 ist wie immer eine persönliche Karussellfahrt durch den Kopf des Songwriters Evan Stephens Hall.

Pinegrove, die US-amerikanische Indie-Folk Band, kehren nach ihrem letzten Album Amperland, NY, einem Livealbum, wieder mit ganz neuem Material zurück. Vieles hat sich verändert in den letzten zwei Jahren. Eine Pandemie wütet durch die ganze Welt und das wird nicht außer Acht gelassen. 11:11 ist ein Einblick in den Kopf eines mit sich und der ganzen Welt kämpfenden Individuums. Über Einsamkeit, die Pandemie, soziale Ängste, mentale Gesundheit und auch die Umwelt singt und reflektiert Hall, das Mastermind der Band aus Montclair, New Jersey.

“When Corona hit

I was already feeling pretty out of it

Frustrated with myself

Frustrated with my fellows, all of thеm meant well”

Pinegrove ,”Respirate”

Reflexion der letzten Jahre

Das Album fängt kräftig an: Der Opener “Habitat” ist ein fast siebenminütiger melancholischer Indie-rock Song, der das thematische Fundament und den musikalischen Herzschlag des Albums festlegt. Ein wütender Schrei über das jetzige Habitat der Welt, während die Ereignisse der letzten zwei Jahre im Hinterkopf, sowohl der Zuhörer: in, als auch der Ich-Person, herumschweben. Trotzdem aber besteht auch die Hoffnung, dass sie Vergangenheit bleiben und Platz für etwas neues geschaffen wird.

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Der erste Track auf dem Album: “Habitat”. Ein melancholischer Blick auf die Vergangenheit, aber ein hoffnungsvoller auf die Zukunft.

Eine Entschuldigung an die Natur

Nicht nur Corona und Einsamkeit sind ein Thema. Vor allem die Umwelt und der Umgang mit Mutter Natur sind für Hall von Bedeutung. Auf “Orange” wird unheilvoll die herannahende Klimakrise besungen und die Unfähigkeit der Politik etwas dagegen zu tun.

They’re trying to ignore it

We always knew they’d try

Today the sky is orange

And you and I know why

Pinegrove “Orange”

Mit orangenem Himmel bezieht sich der Sänger auf die Waldbrände in Kalifornien im September 2020. Damals verfärbte sich ,verursacht durch Rauchwolken, der Himmel in vielen Städten orange. Neben “Orange” ist auch der Song “Flora” ein absolutes Highlight auf dem Album: Eine Art religiöser Aufruf an die Macht der Natur, diese so zu bewahren, wie sie ist. Musikalisch ist der Song eine Mischung aus Alt-Country und Emo, in dem die Lyrics durch akustische Gitarren, Klavier und eine Lap Steel Gitarre untermalt werden. Genau das, was die Band einmal ins Rampenlicht der Indie-Szene brachte.

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Die erste Single des Albums 11:11 “Orange”

Lyrische Gewandtheit als Merkmal der Band

Pinegrove zeichnet sich auch auf diesem Album durch die lyrische Gewandtheit und Tiefe von Evan Stephens Hall aus. Seine Texte und Poesie sind clever arrangierte Konstruktionen, die einfach zu verstehen sind. Beim Hören entstehen mentale Bilder, die nicht so leicht aus dem Kopf entschwinden wollen. Trotzdem scheint der Songwriter in seiner etwas melancholischen Selbstreflexion nie in eine pathetische Scheindepression zu verfallen, wie das bei manchen Indie-bands der Fall ist. Hall schafft es nämlich trotzdem den Hörer:innen immer auch etwas Kraft zu geben.

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Dem alten Sound treu

Pinegroves typischer Stil, eine Mischung aus Alt-Country und Emo, ist auch auf diesem Album präsent. Instrumente wie das Banjo oder die Pedal-Steel-Gitarre hört man auch auf 11:11 wieder. Jedoch geht die Band dieses Mal auch mehr in Richtung klassischer Indie-Rock. Songs, wie Cyclone, Habitat oder auch Alaska lassen auf jeden Fall jedes Indie-Fan-Herz höher schlagen. Außerdem wird auf dem Album auch eine weitere Stärke der Band wieder deutlich; und zwar das Schreiben von einprägsamen Melodien.

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Ein nachdenkliches aber hoffnungsvolles Werk

11:11 ist ein kompaktes und einladendes Gesamtwerk, welches einen leicht in seinen Bann zieht. Die Band setzt erfolgreich ihren Weg weiter fort, welchen sie sich selbst damals 2010 gab. Jedoch wird diesmal auch das alte Gefühl von typischem amerikanischem Indie-Rock wiedererweckt. Trotzdem fühlt sich das Album wie ein Neuanfang für die Band an. Auf jeden Fall ein tadelloses Album, das aktuelle Problematiken in den Vordergrund rückt, die Hörenden dabei aber trotzdem nicht zum verzweifeln bringt.

11:11 von Pinegrove ist am 28.01.2022 über Rough Trade Records erschienen.