M94.5 ALBENREVIEW

Interpol – The Other Side Of Make Believe

/ / Bild: Matador Records

Interpols neues Album The Other Side of Make-Believe ist wie Salzwasser. Schmecken tut es nicht, und es stillt auch nicht mal den Durst. Ein „Ok-Album“ von einer „Ok-Band“, die versucht neue Wege zu gehen, dabei aber unoriginell bleibt.

Laut all ihren musikalischen Vorbildern und Einflüssen, sollte Interpol eine meiner absoluten Lieblingsbands sein. Oft verglichen mit Post-Punk und New Wave Größen, wie Joy Division oder Gang of Four, verteidigt die Band jetzt schon seit 25 Jahren ihre Stellung als erfolgreiche „Indie-Rock“ oder „Post-Punk-Band“. Als in den frühen 2000ern in den USA Bands, wie „The Strokes“, die „Yeah Yeah Yeahs“ oder auch die „White Stripes“ auf dem Vormarsch waren, standen Interpol eher abseits. Mit ihren schwarzen Hemden und hübschen Krawatten standen sie stark im Kontrast zu ihren eher casual aussehenden Kollegen in New York.

Fast wie die Man in Black. Interpol im Jahr 2022. Bild: Matador Records

Auf jeden Fall scheint ihr „origineller“ Sound, der zwischen britischem New-Wave und dem amerikanischem Garage-Sound ihrer Zeit pendelte, zu einer erfolgreichen Karriere geführt zu haben. Das siebte Album ist es jetzt, welches sie ihrer Diskografie beifügen. The Other Side of Make-Believe ist ein langsames Album, welches scheinbar sehr auf Atmosphäre setzt. Selbst Interpol-Fans werden beim Hören geduldig sein müssen.

Neuer Sound und neue Wege nach der Pandemie

Leadsänger und Komponist Paul Banks löst sich zum ersten Mal von seinem murmelnden Joy Division-imitierendem Singsang und singt laut und verständlich. Das Klavier spielt eine deutlichere und essenziellere Rolle auf diesem Album. So lebt der erste Song „Toni“ vom rhythmischen Klavierspiel, welches sich durch den Song zieht. „Gran Hotel“ hat gute Basslinien und das Zusammenspiel zwischen Bass und Gitarre, weicht ab von der Starrheit, die auf vorherigen Alben manchmal präsent war. Spannende Akkordwechsel und gute Gesangsharmonien bietet Zuhörer: innen der Song „Fables“.

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Offizielles Video für die erste Single “Toni”

Melancholie und Schatten

Sowohl musikalisch als auch lyrisch wird ein Gefühl der Melancholie kreiert. Banks geht sehr in die Introspektive mit diesem Werk. Wie viele andere Neuerscheinungen ist dieses Album komplett, während der Pandemie entstanden.

Save me, I’m in my head

Save me, I’m in my head

Interpol – Passenger

So geht es in „Passenger“ um private Sehnsüchte und die Angst vorm Scheitern. Andere Songs sind gefüllt mit deutungsreichen Metaphern. „It’s alright to be, not to behave. Selling like a drug. And I don’t want these problems”, heißt es auf dem Song “Greenwich”. Metaphern, wie solche sind ok, aber hauen auch niemanden vom Hocker. 

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Passenger vom neuen Interpol Album

Sie versuchen also trotz allem in ihren Texten eine Art von mentaler Widerstandsfähigkeit zu präsentieren. The Other Side of Make Believe soll der Soundtrack für unsichere, unruhige Zeiten sein und durch intimere, verletzlichere Songs am Ende einen Hoffnungsschimmer darstellen.

Langweilige und nur teilweise Transformation

Alles schön und gut, wenn das Album auch wirklich interessant wäre. Das Trio versucht vielleicht neue Richtungen zu gehen, doch es handelt sich auf gar keinen Fall um eine Neuerfindung ihres Sounds. Die wenigen Indie-Banger, die früher vielleicht jemandem gefielen und den Erfolg Interpols ausmachten, fehlen hier komplett. Beim Hören geht ein Song in den anderen über, ohne einen großen Eindruck zu hinterlassen. Der vielleicht etwas introspektivere Touch auf dem Album ist zwar für Interpol neu, aber für die Musikszene alt. So fühlt sich nichts, was Paul Banks singt originell an. Kein Wort schafft es hängen zu bleiben oder zum Nachdenken anzuregen.

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Interpol – Gran Hotel

Ein bisschen fehl am Platz

Interpol hat sich schon vor langer Zeit etabliert, liefert ein belangloses Album nach dem anderen ab und geht dann auf Tournee. Daran wird sich nichts ändern. Die New Yorker Band ist der lebende Beweis dafür, dass Aussehen, Style und Anderssein nichts bringen, wenn es einem an Originalität fehlt. Von ihren Mitstreitern aus den 2000ern ist die Band, die am wenigsten Interessante geblieben. Dabei hatten sie so gute Vorbilder, wie Joy Division.

Falls euch The Other Side of Make Believe auf Spotify empfohlen wird. Überspringt es gerne und spart euch die 44 Minuten.

The Other Side of Make Believe ist am 15.07.2022 über Matador Records erschienen.