Tracht goes international

In Lederhose um die Welt

/ / Bild: M94.5/ Foto: Christian Langer

Warum die Lederhose nur auf der Wiesn anziehen? Schließlich ist die traditionelle bayrische Beinbekleidung „zäh, praktisch und elegant“. So beschreibt sie zumindest Christian Langer auf seinem Reiseblog “In Lederhose um die Welt“. Und gerade weil er die Lederhose so liebt, will Chris jetzt eine Weltreise komplett in Lederhose machen. Egal ob in der Hitze von Südamerika oder in der Eiseskälte von Sibirien: Die originale bayrische Lederhose ist immer dabei! Über 60.000 Kilometer will der 24-Jährige in den nächsten drei Monaten noch in Lederhose zurücklegen.
Wir werden euch über seine Tour auf dem Laufenden halten und diesen Artikel jede Woche für euch aktualisieren, damit ihr immer auf dem neuesten Stand seid, wo Chris und seine Lederhose gerade sind!

Moskau

Gestartet ist Chris am Mittwoch in der russischen Hauptstadt. Momentan wird er aber noch von seinem Kumpel Johannes begleitet – der ist aber ohne Tracht unterwegs. Doch wie reagieren die Russen auf sein außergewöhnliches Outfit? „In Moskau ist es schon ein bisschen kalt, aber das muss man halt durchziehen. Die Leute kennen das schon irgendwoher, aber den meisten ist es prinzipiell Wurst“, meint Chris. Nur einmal hat ein Sicherheitsbeamter an einer Sehenswürdigkeit gelacht, als er Chris gesehen hat. Und die Kälte war bisher auch kein Problem. Das wird sich aber bei der nächsten Etappe seiner Reise ändern: Denn Sibirien ist deutlich kälter als Moskau.

Mittagessen in Moskau

Doch bevor die Beiden dorthin aufbrechen, haben sie am Abend ihrer Abreise neue Freunde gefunden. In ihrem Hostel begegnen sie Sasha und Juri. Beide sind ehemalige Elitesoldaten des russischen Militärs und zeigen Chris stolz Fotos von ihren Kampfeinsätzen. „Der Sniper hat mich nur knapp verfehlt!“, erzählt Sasha stolz und hält Chris ein Handyfoto von einem, mit Einschusslöchern überzogenen Militär-LKW unter die Nase. Danach wird zusammen auf einem Spielplatz neben dem Kreml eine Flasche Vodka leer gemacht.

Chris (links), sein Kumpel Johannes (rechts) zusammen mit Juri und Sasha (mitte)

Aber Chris kann nicht lange bleiben, denn um 23 Uhr fährt der nächste Zug in Moskau ab. Mit der Transsibirischen Eisenbahn geht es weiter nach Jekaterinburg. Danach soll es über die Mongolei und China, nach Neuseeland gehen. Von dort aus will Chris nach Südamerika fliegen und von Montevideo bis nach Kanada reisen. Alles natürlich in Lederhose.

Transsibirische Eisenbahn

Wer bei der transsibirischen Verbindung in Russland an den Polarexpress mit nostalgischer Einrichtung und viel Prunk denken muss, wird leider enttäuscht. Zumindest, wenn man wie Christian in der dritten Klasse reist. Statt guter Küche und viel Komfort, wird man von einer spartanischen Einrichtung begrüßt, die gerade mal so zum Schlafen und Sitzen reicht.

Christian verbringt bei seiner Zugfahrt die Zeit in einem Großraumabteil, dessen Namen schnell an Bedeutung verliert, weil es gnadenlos überfüllt ist. „Das kann man sich vorstellen, wie ein Hostel. Es fahren insgesamt 54 Personen auf engstem Raum, zusammengepfercht in einem Waggon“, erklärt Christian die Reisesituation. Schon allein die Körperwärme lässt das Abteil ordentlich hochheizen. Aber wenn die Alternative ist, in Lederhose in der Eiswüste zu frieren, nimmt man die kuschelige Nähe im Abteil gerne hin.

Der Bahnhof in Nowosibirsk

Die Mitreisenden lenken Christian von dem muffigem Geruch im Zuginneren und der teilweise tristen Landschaft draußen ab. Touristen wird man auf der Fahrt fast keine antreffen, vor allem nicht in der niedrigen Preisklasse. Die Fahrgäste sind „typisch“ russisch, ein bisschen schroff auf den ersten Blick, wärmen aber richtig auf, wenn man erst mal mit ihnen ins Gespräch kommt. “Am besten mit viel Vodka”, meint Christian.

Sogar Geschenke gab es von seinen Reisegefährten: „Das ist eigentlich nicht so unüblich, also man teilt in der Regel immer das Essen. Die meisten haben selbstgemachtes Gebäck dabei. Es ist wirklich sehr nett und man lernt die Leute wirklich besser kennen.“

Ein Reisegeschenk: der heilige Nikolaus to go

Die meisten Hostels sind nach der langen Reise aber leider keine willkommene Abwechslung, dafür aber billig. Da akzeptiert man schon mal die Blutflecken auf der Matratze oder andere Gäste, die einem beim Rauchen ungefragt Nacktbilder von ihrer Frau zeigen.

Nach dem kurzem Aufenthalt in der Stadt Nowosibirsk, soll es aber jetzt per Luftboot weiter über einen zugefrorenen See auf die Insel Olchon.


Christians „Hostel“ in einem ehemaligen Bunker.